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„Ich hatte die Idee für Yahoo“, so eröffnete einmal ein junger Mann unser Gespräch in meiner Sprechstunde für Unternehmensgründer. Ich antwortete einigermaßen perplex: „Und warum sitzen Sie dann hier und nehmen kostenlose Gründerberatung in Anspruch? Ich sollte mich eher von Ihnen beraten lassen!“ „Ja, leider habe ich es damals nicht durchgeführt, und jetzt ist es zu spät!“

Der Mut zur Idee

Zu früh oder zu spät – nur eine der vielen Fallen, in die ein Unternehmensgründer stolpern kann. Die Idee alleine reicht eben nicht. Ideen gibt es wie Sand am Meer. Aber oft sind sie vage, undurchführbar oder einfach nicht zu Ende gedacht. Es gehört viel Mut dazu, eine Idee, in die man vielleicht sogar ein bisschen verliebt ist, kritisch zu überprüfen, weiter zu entwickeln, technische und kaufmännische Aspekte einzuarbeiten, das Design zu optimieren und zum Schluss auch noch die ersten Kunden dafür zu finden. Rückschläge wird man genug erleben dabei und den Spott der Besserwisser muss man genauso ertragen wir die Angst der Ewigzauderer.

Unternehmer ist der härteste Job der Marktwirtschaft. Und trotzdem kann es viel Freude machen, sich mit einer Idee durchzusetzen, daraus ein Konzept zu machen, einen Plan zu entwickeln und Chancen am Markt dafür zu finden.

Expedition ins Ungewisse

Kernpunkt dieses schwierigen Wegs ist in der Gründungsphase das Geschäftsmodell. Dazu müssen die Unternehmer mindestens einmal die drei wichtigsten Fragen beantworten:

  • Welchen Nutzen biete ich meinen Kunden?
  • Wie kann ich meine Leistung kostengünstig und zuverlässig erbringen?
  • Wer zahlt dafür, wann zahlt er, und wieviel?

Moltke hat einmal gesagt, dass kein Schlachtplan die erste Feindberührung übersteht. Auch Unternehmer müssen lernen, immer wieder neue Antworten auf diese Kernfragen zu finden. Die Suche danach ist eine Expedition ins Ungewisse, bei der eine gute Ausbildung, praktische Erfahrung und qualifizierte Berater helfen können – aber eine Erfolgsgarantie gibt es nicht.

Heute wird oft empfohlen, bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen schon frühzeitig den Kundenkontakt zu suchen. Durch schnelles Feedback kann man dann den Entwicklungsprozess in fruchtbare Bahnen lenken, und man vermeidet, sich in Ideen zu verrennen, die im Markt nicht ankommen. Moderne Einrichtungen wie die Karlsruher Gründerschmiede CyberLab helfen dabei, bei der Entwicklung eines Geschäftsmodells schnell voran zu kommen.

Flexible Sturköpfe

Der Weg zum erfolgreichen Unternehmen ist auch eine Gratwanderung. Einerseits gilt es, seine Ideen unbeirrt zu verfolgen, bei Schwierigkeiten und Hindernissen nicht gleich aufzugeben und sich nach dem Motto „Augen zu und durch“ mit aller Kraft voran zu kämpfen. So haben zum Beispiel die Gründer von Bionade fast sieben Jahre lang für ihre Idee gekämpft, am Produkt gefeilt und am Rande der wirtschaftlichen Existenz ausgehalten, bis der große Durchbruch kam.

Selbst der Weltkonzern Nestle hat 10 Jahre gebraucht, bis er das erfolgreiche Geschäftsmodell von Nespresso gefunden hatte – heute wird es tausendfach imitiert, vielleicht sogar von denselben Konkurrenten, die über die Idee mit den Kapseln früher nur gelacht haben.

Andererseits muss ein Unternehmer sich den Kundenwünschen und den Marktgegebenheiten anpassen. Er muss in der Lage sein, Anregungen aufzunehmen, und Anmerkungen und Kritik als Steilvorlage zum Erfolg aufzufassen. Flexibilität ist dann genauso gefragt wie Beharrlichkeit, und letztlich suchen wir eine paradoxe Persönlichkeit: den anpassungsfähigen Sturkopf!

Chancen im Team managen

Kluge Unternehmer sind eigentlich nicht allzu mutig. Ganz im Gegenteil, sie vermeiden vermeidbare Risiken. Abenteuerurlaub brauchen sie nicht, denn es gibt auch so noch genug Überraschungen. Dennoch muss ein Unternehmer handeln, denn Zaudern kostet Zeit und Geld und wenn man Yahoo nicht selbst gründet, dann macht es inzwischen ein Anderer.

Die meisten Hi-Tech Firmen werden heute nicht von einzelnen Personen gegründet, sondern von Teams. So kann es am schnellsten gelingen, die notwendigen Kernkompetenzen an einer Stelle zu versammeln. Aber Teamwork ist uns nicht angeboren, auch das will gelernt sein.

Gerade in der TechnologieRegion Karlsruhe, wo man in Erfindungen und Geschäftsideen angeblich sogar baden kann (zumindest war das kurzfristig mal ein Slogan) fehlt es aber bei der Ausbildung junger Fachleute oft an der Schulung der „weichen“ Faktoren. Marketing, Design, Personalführung, Teamwork, Konfliktmanagement oder gar Verkaufen sind für unsere Nachwuchsunternehmer oft noch Fremdworte. Letztlich wird aber der Erfolg haben, der auf allen Tasten der Klaviatur spielen kann. Eine Herausforderung? So vielseitige Anforderungen machen es erst richtig interessant, ein Unternehmen zu gründen. Deshalb heißt es zu Recht: Unternehmer ist der härteste Job der Marktwirtschaft.

(Aber es macht Spaß!)