Lesedauer ca. 6 Minuten

Im Gründerview stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende Startups vor. Das Cyberlab – Team thing ermöglicht es den Nutzern in virtuellen Meetings autonom zu agieren. Im Interview sprachen wir mit den Co-Founder Thomas Krause und stellten ihm die bekannten zehn Gründerview-Fragen.

Euer Startup in einem Tweet?

Wirklich effektive Online-Workshops. Für alle, denen nachhaltige Innovationskraft wichtig ist. #effectivevirtualworkshops

Wie ist eure Geschäftsidee entstanden; was war der initiale Funke?

Kai und ich arbeiten seit vielen Jahren als Coaches, Trainer und Facilitators auch mit Teams in Firmen mit weltweiten Standorten. Und damit notwendigerweise mit den Tools, die dafür heute zur Verfügung stehen. Diese haben uns immerhin ermöglicht, einander zu hören, zu sehen und Präsentationen zu teilen. Sie sind aber nicht dafür gemacht, lebendige Workshops mit vielen verschiedenen Interaktionen zu unterstützen. 
 
Im November 2019 kam Kai von einem Moderationstraining für Liberating Structures aus Amsterdam zurück und war einerseits begeistert von den Möglichkeiten, andererseits ernüchtert davon, wie schwierig es ist, diese Strukturen mit vorhandenen Tools online zum Leben zu erwecken. Im Januar 2020 haben wir uns zu einem kleinen Hackathon getroffen und versucht, das Management von Breakout-Räumen mit Zoom zu automatisieren. Das hat zwar Spaß gemacht, hat uns aber auch gezeigt: Zoom ist aus vielen Gründen nicht das richtige Werkzeug für das, was wir erreichen wollten. Und es wurde klar, dass wir sicher Unterstützung von Software-Experten brauchen würden, um unsere Ideen umzusetzen. 
 
Mitte März 2020 stellten uns die äußeren Umstände vor die Wahl, ob wir wie all unsere Peergroups unsere Coachings, Trainings und Workshops auf online umstellen oder die Chance nutzen, für uns und diese Menschen dafür sorgen, dass Online-Workshops wirklich effektiv werden können. Wir haben uns für letzteres entschieden, Dennis kam mit Expertise in Softwareentwicklung dazu und wir begannen uns dediziert dem zu widmen, was später thing.online wurde.

Wie groß ist euer Team, wer gehört dazu und wie habt ihr euch gefunden?

Wir sind 3 Gründer – Kai, Dennis und ich. Kai und ich kennen uns seit ca. 2014, wir sind uns in der Karlsruher Agilen Community begegnet. Seit 2015 organisieren wir zusammen das Karlsruher PM-Camp, das jährlich als Open Space für Projektmanagement- und Produktmanagement-Professionals stattfindet. 
Dennis und Kai haben für die Website von Kais vorheriger Firma zusammengearbeitet. Ein gemeinsames Treffen Mitte März 2020 ist wohl der Anfang von thing. 
 
Nach einer Phase in einem Team von 6 Entwicklern arbeiten wir derzeit im Gründerteam zusammen. Wir wollen möglichst bald zurück zu einem Modus mit einem Team von 6 oder 8 zurück, um thing substantiell voranbringen zu können.

Wer profitiert von eurer Idee und warum?

Unsere erste Zielgruppe sind Coaches, Trainer und Facilitators, die mit Teams von 10-50 Personen Workshops, Planungs-Events oder dergleichen durchführen möchten. Diese Teams sind immer wahrscheinlicher über den Globus verstreut und werden nach der Pandemie noch weniger als vorher alle paar Wochen für mehrere Tage rund um den Global fliegen wollen, um sich 1..2 Tage an einem Ort zu treffen. Das kostet Firmen bislang viel Zeit und Geld und ist daneben auch nicht ökologisch nachhaltig. Wenn es dank thing in Zukunft für mehr Firmen einfacher wird, innovative Ergebnisse auch mit virtuellen Workshops zu erlangen haben wir unser Ziel erreicht. 
 
So wie thing angelegt ist, bieten sich parallel dazu auch Anwendungsmöglichkeiten im universitären Bereich, in Schule und Ausbildung, für Management-Meetings und nicht zuletzt natürlich für größere Events – klassische Konferenzen oder eben Community-Barcamps.

Wie sieht euer Arbeitsalltag aus – gibt es überhaupt schon so etwas wie einen „Alltag“?

Alltag und Startup? Die meisten Wochen sind schon von Höhen und Tiefen, Überraschungen geprägt. Einen Rhythmus versuchen wir zu etablieren. Wir arbeiten in 1-Wochen-Sprints. Zum Sprintwechsel gibt’s normalerweise auch ein Deployment auf das Produktionssystem. Und regelmäßige Usertesting-Sessions mittwochs und freitags haben wir etabliert.

Weshalb habt ihr euch für einen Accelerator wie das CyberLab entschieden? 

Wir sind ja erst im zweiten Anlauf ins CyberLab gekommen. Anfangs kam die Entscheidung eher zustande, um Feedback auf unseren Pitch zu bekommen. Dass wir es im Juni nicht ins Lab geschafft haben war zusätzlicher Antrieb, unser MVP voranzutreiben. Beim zweiten CyberLab-Pitch wollten wir es wissen. Und nach inzwischen 2 Wochen im Lab können wir sagen: Mit anderen Startups zusammen zu arbeiten, sich auszutauschen – individuell und von Team zu Team – inspiriert uns stark. Dazu kommen die Arbeit mit unserem Consultant, mit den Mentoren und die Cybersessions mit Themen, die relevant für uns sind oder werden. Alles in allem genau die Umgebung, die wir in der jetzigen Phase brauchen.

Welches Startup hat euch am meisten begeistert oder inspiriert?

SpaceX ist eine erstaunliche Firma aus mehreren Gründen. Zum einen ist da das Spannungsfeld zwischen großer fast unerreichbarer Vision (become a multi-planetary species) und der unermüdlichen Ingenieursarbeit im Detail an der Grenze des technisch machbaren. Außerdem schaffen sie es, kommerziell erfolgreich zu sein und das mit kühnen Experimenten zu koppeln. Ein gutes Beispiel dafür waren die Falcon-Starts mit Satellitenfracht, bei denen gleichzeitig schrittweise die Wiederverwendung der Raketen getestet wurde. Nicht zuletzt: In der Kommunikation wird of mit Humor gearbeitet. Spaceman in einen Roadster zu setzen und durchs All fliegen zu lassen – Klasse! 

Was ist der nächste große Schritt?

Nach einer ersten Phase, in der wir als Team zusammengekommen sind und mittels Bootstrapping ein MVP gebaut haben geht es jetzt darum, das Produkt an den Markt zu bringen, erste Kunden zu gewinnen und parallel dazu das Funding zu sichern, das uns erlaubt das Produkt in Richtung unserer Vision wachsen zu lassen.

Über welche Stolpersteine musstet ihr während der Gründung steigen?

Kai und ich haben nach Jahren als Coaches lernen dürfen, dass “am Spielfeldrand stehen” und “auf dem Spielfeld sein” zwei komplett unterschiedliche Dinge sind. Muster, die man von außen auf ein Team schauend leicht erkennen kann bleiben einem als Spieler nicht selten verborgen. 
 
Als ehemalige Softwareentwickler (12-15 Jahre her bei Kai und mir) einem heutigen Softwareentwickler dabei zu unterstützen, schnell fachlich zu wachsen bleibt herausfordernd – für beide Seiten.

Habt ihr einen Rat/Tipp an andere Gründer?

Egal wie viel Expertise oder Erfahrung Du Dir selbst zuschreibst in bestimmten Themen – geh davon aus, das meiste davon infrage stellen zu dürfen. Startup heißt Lernmodus – jeden Tag, in allen Themen, auf jeder Detailebene. 
 
OK, noch einen: Hol Dir alles an Rat, Kritik, Feedback, was Du kriegen kannst. Und entscheide dann souverän selbst – mit Herz, Verstand, Hand oder manchmal auch aus dem Bauch heraus.

Über thing

thing ermöglicht die Autonomie der Benutzer in virtuellen Meetings. Es ermöglicht es den Teilnehmern, ihren Video-Avatar buchstäblich frei in einem großen virtuellen Sitzungsraum zu bewegen, andere Teilnehmer zu finden und in Gespräche einzubinden, sich neu zu gruppieren oder nach eigenem Ermessen zu verlassen. Ad-hoc-Gespräche oder gut strukturierte virtuelle Meetingabläufe – beides kann auf sehr natürliche Weise erreicht werden.
Während virtueller Meetings bietet thing eine Moderationsassistenz mit Ablaufsteuerung und Koordination, so dass sich die Moderatoren wieder auf die Gruppendynamik konzentrieren und die Teilnehmer zu besseren, wertvolleren Ergebnissen führen können. Es wird auch beim Design und Co-Design virtueller Workshops helfen, sodass selbst der gelegentliche Moderator hochwertige Meetings gestalten kann.

 

Dein StartUp im GründerView? Mail an info(at)techtag.de