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Im GründerView stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende Startups vor. Das Mannheimer Startup alugha lässt Onlinevideos multilingual werden und spart dabei noch nebenbei Speicherplatz. Im GründerView spricht Bernd Korz über seine Geschäftsidee, Zukunftspläne und Stolpersteine, die ihm beim gründen begegnet sind. 

Euer Unternehmen in einem Tweet! (140 Zeichen inkl. Leerzeichen!)

Wir machen Onlinevideos multilingual, helfen dir, diese zu übersetzen und zu dubben, machen dich zum Global Player.

Wie ist die Geschäftsidee von alugha entstanden?

Im Grunde genommen aus einer Not heraus. Ich habe an die 600 Videos produziert und auf YouTube veröffentlicht. Immer wieder hatte ich Anfragen von Zuschauern und Firmen, ob ich nicht auch Videos in englischer Sprache machen könnte. Dies hat sich jedoch als recht kompliziert herausgestellt und Untertitel zu nutzen war nicht die Lösung, die mich befriedigt hätte. Videos mit mehreren Sprachspuren gab es zu der Zeit nicht und das Video noch einmal neu zu erstellen und zu veröffentlichen, kam für mich auch nicht infrage. Ich habe schon immer nach nachhaltigen Lösungen gesucht und bin ein sehr umweltbewusst lebender Mensch, von daher war alugha am Ende die einzige echte Richtung.

Normalerweise werden Videos in unterschiedlichen Sprachen auf der jeweiligen Plattform separat hochgeladen, was sehr viel Zeit, Arbeit und Speicherplatz benötigt. Inwiefern lässt sich mit alugha Speicherplatz sparen und was sind weitere Vorteile aus Nutzersicht?

Dazu ein kleines Rechenbeispiel: Das Frozen-Video „Let It Go“ von Disney ist knapp fünf Minuten lang, etwa 500MB groß und wurde in 40 Sprachen (in einzelnen Videos) auf YouTube veröffentlicht. Das Rendern, Hochladen und Veröffentlichen dauert so um die 30 Minuten, was insgesamt für alle Videos 1.200 Minuten ergibt. Auf YouTube wird das Video in unterschiedlichen Auflösungen und auf unterschiedlichen Servern gespeichert. Das ergibt für jedes 4GB große Video ganze 160GB. Mit alugha wird dieser Vorgang nur einmal durchgeführt. Für jede weitere Sprache dauert das Rendern und Veröffentlichen etwa fünf Minuten und der Speicherbedarf wird von 4GB auf ca. 10MB pro Sprache reduziert.

Wir haben also am Ende anstatt 160GB nur 39*10MB = 390MB + 4GB = 4,4GB, was eine Verringerung um über 90% ergibt.

Wenn man nun bedenkt, dass pro Minute ca. 500 Stunden an Videos auf YouTube veröffentlicht werden und davon 11% mehrsprachig sind, dann reden wir von einer schier unfassbaren Zahl. Firmen wie YouTube können dadurch Speicherplatz einsparen.

Der Nutzen für die Zuschauer liegt unter anderem darin, dass man nicht mehr lange suchen muss, um das richtige Video in seiner Sprache zu finden. Außerdem kann man auf einmal die Videos “verstehen”, welche ursprünglich nicht in der Muttersprache vorhanden waren. Wie das geht? Stellen Sie sich vor, Sie lieben einen Song und können den auswendig mitsingen, Sie kennen jede Silbe, jedes Wort und auf einmal stellen Sie die Sprache um und hören das Lied in einer Fremdsprache. Was passiert nun? Ein Lied löst Emotionen aus und ist häufig mit einer besonderen Erinnerung verknüpft. Sie “verstehen”, was in der anderen Sprache gesungen wird, und wenn Sie den Song immer wieder hören, lernen Sie die Bedeutung der Worte. Auf alugha haben wir viele Musikvideos, um das direkt auszuprobieren.

Gibt es einen bestimmten Bereich oder eine bestimmte Branche, in der multilinguale Videos besonders gefragt sind?

Da gibt es so einige Bereiche: Bildung, Imagevideos, Erklärvideos und auch interne Schulungsvideos für große Unternehmen wie die BASF oder SAP. Selbst in einer Stadt wie Mannheim werden über 30 Sprachen gesprochen. Möchte ich jemanden erreichen, dann darf die Sprache keine Hürde sein.

Stellen wir uns vor, ich möchte mit alugha mein eigenes YouTube-Video multilingual werden lassen. Wie gehe ich da vor?

Also nach heutigem Stand (da gibt es bald eine GANZ große Änderung, aber wir lassen erst in Kürze die Katze aus dem Sack ;) ) ist es schon sehr einfach. Ich lasse mein Video auf YouTube oder lade es einfach auf alugha hoch. Dort verknüpfe ich es dann in meinem Backend mit weiteren Tracks für jede Sprache/Audiospur, packe Titel, Beschreibung, Tags, einen Thumbnail und einen Hintergrund für jede Sprache drauf und das war schon alles.

Ich kann auch direkt im Backend die Audiospuren nachträglich anpassen. Dann binde ich das Video einfach auf meiner Webseite mit dem unter dem alugha Player generierten Einbettungscode ein und fertig. Der Player erkennt automatisch die Sprache des Besuchers und startet das Video dann auch in dieser.

In welchem Startup würdest du gerne mal einen Tag Einblick in den Arbeitsalltag bekommen?

Ich denke, da unterscheide ich mich nicht sehr von vielen anderen Gründern. :) Google wäre für mich eine echte Bereicherung. Aber wenn es per se so ein “richtiges” Startup sein sollte, dann Spotify.

Baden-Württemberg ist für Gründer…

…viel besser als Berlin. Wir sind in der Tat eine der reichsten und erfolgreichsten Regionen Deutschlands. Bei uns wird solide und wirtschaftlich entwickelt. Wir haben die größten und namhaftesten Unternehmen anzubieten, wir sind innovativ und wir sind mutig. Klar ist es schwerer, hier Investments zu bekommen, aber WENN wir sie in der Tasche haben, dann sind die auch was wert. Ich würde keinen Moment mit Berlin tauschen wollen.

Über welche Stolpersteine musstest du während der Gründung steigen?

Generell glaube ich nicht, dass wir uns da von anderen Neugründungen unterscheiden. Wobei wir das große Problem hatten, dass wir von wirklich großen Zahlen und möglicher Skalierbarkeit bei alugha sprechen. Es ist sehr vieles möglich und leider – so scheint es in Deutschland Usus zu sein – wird man hier immer schnell belächelt und hat es sehr schwer, diese Vision nach außen zu tragen. Ich habe immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass man als Gründer eher belächelt und nicht “bewundert” wird. Wir nehmen solch ein großes Risiko und die Gefahr zu scheitern auf uns, dies zu honorieren fällt hier in Deutschland aber sehr schwer, das Gegenteil ist leider der Fall.

Ansonsten ist vieles an “Stolpersteinen” eher Gejammer. Jeder der den Mut aufbringt, etwas Neues zu machen, muss mit einem leeren Blatt anfangen um seine Ideen niederzuschreiben, und diese können in der Regel zunächst auch nur er – oder ein kleiner Kreis – lesen und verstehen. Mit jeder Absage die wir bekommen haben (und das waren EINIGE :) ) wurde ich in dem Glauben bestärkt, meinen Fokus und mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ich gebe das Geld aus, das mir zur Verfügung steht. Habe ich wenig, muss ich zurückschalten, habe ich mehr, kann ich mehr (gleichzeitig) machen. Eigentlich recht einfach :)

Wo siehst du alugha in fünf Jahren?

Wir werden eine der wichtigsten Plattformen im Bereich mehrsprachiger Videos, Übersetzung, Transkription und beim Dubben sein. Dazu werden wir den Bildungsmarkt als globales Thema verändern, denn Bildung darf keine Grenzen oder Sprachbarrieren kennen.

Dein Ratschlag für jeden Gründer?

Du hast die Vision, den Mut und du fängst es auch an. Lass dir gerne Ratschläge geben, lass dich immer und oft kritisieren, ziehe dir alles Positive davon raus was geht, ABER: es ist DEIN Baby und es ist DEINE Entscheidung. Lass dir nicht immer reinreden.

Treffe Entscheidungen schnell und habe Mut, sie ebenso schnell wieder zu revidieren. Es war schon immer meine Devise, etwas schnell zu realisieren und nach und nach – mit dem Feedback der User – zu optimieren und umzubauen. Sich zu irren wird nur dann teuer, wenn man den Irrtum zu spät erkennt. Lass also die Katze aus dem Sack. Und hey, selbst wenn es schief geht, nicht gleich verzweifeln. Es darf passieren! Nimm aber alles Positive davon mit, atme durch und leg wieder los.

Über alugha

alugha ist ein Startup aus Mannheim mit vier dualen Studenten, vier Werkstudenten und 22 festen Mitarbeitern und Freelancern. Wir durchbrechen Sprachbarrieren mithilfe multilingualer Onlinevideos.
www.alugha.de

Dein StartUp im GründerView? Mail an gedeon(at)techtag.de