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Die Corona-Krise wirkt sich weltweit auf die tägliche Lebenssituation der Menschen aus, sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltag. Mitarbeitende werden begleitet von Ängsten und Unsicherheit. Wie können Führungskräfte darauf eingehen und welche Maßnahmen gibt es, um die Wertschätzung in dieser Zeit nicht zu vernachlässigen?
#stayathome bedeutet eine Isolation im eigenen Zuhause, leere Regale im Supermarkt schüren die Sorge, dass die Versorgung nicht mehr sichergestellt ist.
Das bedeutet auch, dass Mitarbeitende viel Unsicherheit ausgesetzt sind. Sie haben Ängste und reagieren darauf. Als Führungskraft ist es in der aktuellen Situation unbedingt erforderlich, diese Ängste ernst zu nehmen und nicht in richtig oder falsch und rational oder irrational einzuordnen.

Auf die Ängste der Mitarbeitenden reagieren!

Jeder braucht das Gefühl, dass er angehört wird, akzeptiert wird und Verständnis erhält, denn die persönlichen Umstände können stark voneinander abweichen:

  • Eltern mit Kindern, die nicht in die Kita/Schule können, müssen den Spagat zwischen Arbeit, Homeschooling und Betreuung schaffen
  • Der Kollege, der seine kranke Mutter pflegt, die zu einer Risikogruppe gehört, sorgt sich um deren Ansteckungsgefahr
  • Ein anderer Kollege steht kurz vor dem Ende seiner Probezeit und sorgt sich, ob er der erste sein wird, der seinen Job verliert
  • Bei drohender Kurzarbeit kann die Kollegin vielleicht die Raten ihrer Eigentumswohnung nicht mehr zahlen

Eine Vielzahl persönlicher, gesundheitlicher, wirtschaftlicher und organisatorischer Sorgen quält die Mitarbeitenden. Jede persönliche Reaktion auf diese Sorgen ist erst einmal richtig, verständlich und menschlich und es ist wichtig, dass dies von der Führungskraft auch so akzeptiert wird.

Die Teilnehmer der virtuellen RoundTable-Veranstaltung „Mitarbeiterbindung in schwierigen Zeiten“ des CyberForum (hier können Sie sich die Aufzeichnung des Webinars kostenlos ansehen) sind zusammen mit Personalverantwortlichen und Geschäftsführern in einen offenen Austausch gegangen. Neben Impulsen konnten Erfahrungen in der Runde geteilt werden, wie man Mitarbeiter/innen in der aktuellen Situation unterstützen kann. Sie schätzten die Sorgen der Mitarbeiter wie folgt ein:

Aus unserem Webinar: 31 von 36 Teilnehmern haben geantwortet

Welche Maßnahmen helfen Mitarbeitenden in der Corona-Krise?

Erst wenn klar ist, was dem einzelnen hilft, können konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Natürlich gibt es aber auch ein paar schnelle organisatorische Maßnahmen, die schon in nahezu allen Unternehmen einfach und beispiellos unbürokratisch umgesetzt wurden: das Ergebnis einer Umfrage im RoundTable war, dass in fast 85% aller Unternehmen die Belegschaft nahezu komplett im Homeoffice arbeitet.

Aus unserem Webinar: 32 von 36 Teilnehmern haben abgestimmt

Sicherlich sieht das in anderen Branchen noch nicht so aus. Das GIP (German Internet Panel der Universität Mannheim – https://www.uni-mannheim.de/gip/corona-studie/) gibt an, das aktuell 23.5% der deutschen im Homeoffice arbeiten, 53% arbeiten demnach wie gewohnt weiter. Vor der Krise arbeiteten nur 12% regelmäßig im Homeoffice.

  • Technik aus dem Büro: Die Mitnahme zu Beispiel des Monitors oderBürostuhl kann die Produktivität im Homeoffice deutlich erhöhen.
  • Gute Kommunikation: Nicht zu unterschätzen ist die Kommunikation von Seiten der Geschäftsführung oder Führungskraft. Wünschenswert ist eine unaufgeregte Kommunikation ohne Aktionismus, sowie regelmäßige Informationen der Geschäftsführung, , um Transparenz über die aktuelle Projektlage, Kunden, organisatorische Maßnahmen zu geben.
    Wichtig ist es, die richtigen Kanäle auszuwählen, eine allgemeine Information kann sicher gut via E-Mail / Intranet schriftlich geteilt werden, für Besprechungen oder den eins-zu-eins Austausch mag es auch mal heißen: Webcam an – so können auch Mimik und Haltung des gegenüber erfasst werden. Wichtige Nuancen wie ein Stirnrunzeln können aber auch bei eingeschalteter Webcam übersehen werden, hier ist es noch einmal wichtiger sich auf die Stimme und das Gesagte zu konzentrieren. Durch Paraphrasieren und Zusammenfassen kann jeder Gesprächspartner prüfen, ob er den anderen auch wirklich richtig verstanden hat.
  • Social Events: Auch Social Events und kleine Challenges  unter den Mitarbeitenden können auf virtuelle Kanäle verlegt werden. Eine gemeinsame Mittagspause, zusammen ein Feierabendbier trinken, ein Pubquiz oder eine sportliche Herausforderung fördern den informellen Austausch der Mitarbeitenden und machen einfach Spaß! Wir entkommen für einen Moment unserem Lagerkoller. Ganz nebenbei kann die Führungskraft vielleicht noch ein genaueres Gespür dafür entwickeln, wo bei dem einzelnen der Schuh drückt.
  • Richtige Organistation: Auch wenn man vor der Krise bereits im Home Office gearbeitet hat. Die aktuelle Sitation ist anders. Die Kollaboration mit den Kollegen ist eine große Herausforderung zumal nicht jeder den gleichen Arbeitsrhythmus hat, weil im Homeoffice weitere Familienmitglieder oder Aufgaben im Haushalt für mehr Ablenkung sorgen. Tägliche Kanbans, Zeitpläne über die Arbeitszeiten aller Kollegen und klare Aufgabenpriorisierungen helfen jedem einzelnen in seiner Organisation.

Chancen finden in der Corona-Krise

Bei allen Schwierigkeiten und Problemen, die die Corona-Krise für unsere Arbeitswelt bedeutet sollten wir auch die Chancen sehen und nutzen, die sich aktuell für uns bieten:

  • Home Office ist möglich: Es zeigt sich, dass es möglich ist, im Homeoffice zu arbeiten, ohne dabei wesentlich an Produktivität einzubüßen. Nach der Einarbeitungsphase und einigen technischen und organisatorischen Maßnahmen muss nun die Phase der Produktivität starten und die Arbeitseffizienz wieder steigen. Viele Systemadministratoren haben in diesen Tagen großartige Arbeit geleistet. Politik und Medizin sind sich an dieser Stelle einig, Situationen wie diese – Pandemien und Quarantänemaßnahmen – werden die Menschheit auch in Zukunft weiter befallen, je besser wir vorbereitet sind, umso produktivere können Unternehmen damit umgehen.
  • New Work: Die Krise hat in drei Wochen erreicht, was New Work in Jahren nicht umsetzen konnte: remote arbeiten, Telefonkonferenzen statt Reisen, Webinare statt Präsenzschulungen – sicherlich fehlt an vielen Stellen ein persönlicher Austausch, aber viele Dinge, die vorher kaum möglich erschienen lassen sich doch sehr gut auf die virtuellen Kanäle verlegen.
  • Neue Fähigkeiten: Oft geforderte Kompetenzen wie Digital Skills und agiles Mindset bekommen noch einen stärkeren Fokus, in vielen Teams können in diesen Tagen Leistungsträger und Führungspersönlichkeiten neu entdeckt werden.
    Aus unserem Webinar: 28 von 36 Teilnehmern haben geantwortet

    Mit einem guten Krisenmanagement kann jedes Unternehmen nun die Mitarbeiterbindung deutlich steigern. Genauso kann ein schlechter Umgang mit der Krise, Mitarbeiter weiter denn je vom Unternehmen distanzieren. Selbst wenn die Wenigsten aktuell einen Arbeitgeberwechsel in Betracht ziehen werden, kann ein tiefer Bruch in der Loyalität entstehen. Genau jetzt haben Sie die Möglichkeit das Commitment der Mitarbeiter einzuholen und zu stärken. In der Krise wachsen alle zusammen.