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Noch nie war Mitarbeiterbindung so ein wichtiges Thema wie in Zeiten des Fachkräftemangels. Weg von starren Strukturen und hin zu mehr agilem Arbeiten und Flexibilität! Immer wieder fallen Begriffe wie Nachhaltigkeit, Agilität oder remote Work. Die veränderten Bedürfnisse der Arbeitnehmer*innen sind inzwischen unumgänglich. Das wirkt sich vor allem auf die Unternehmen aus, die ihre Struktur und Werte an die neuen Anforderungen anpassen.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, nicht nur neue Mitarbeitende zu gewinnen, sondern bestehende zu binden und die Fluktuationsrate möglichst gering zu halten, lohnt es sich, einen Blick auf aktuelle Trends im HR-Umfeld zu werfen.

In diesem Artikel werden ausgewählte HR-Trends dahingehend beleuchtet, ob sie einen Teil zur Mitarbeiterbindung beitragen können und welches Veränderungsdenken möglicherweise stattfinden muss, um den Trends gerecht zu werden.

Remote Work

Seit sich Home-Office Regelungen aufgrund von Corona zunehmend etabliert haben, wächst auch die Bedeutung von Remote Work. Remote Work steht für mehr Flexibilität und Individualität, indem Arbeitnehmende ortsunabhängig arbeiten können. Der Unterschied zwischen diesem Konzept und dem mobilen Arbeiten oder dem Home-Office ist, dass der physische Arbeitsplatz komplett wegfällt. Konflikte können dann entstehen, wenn sich die Werte und die Kultur zwischen den Mitarbeitenden remote und denen im Büro auseinanderentwickeln.

Arbeitgebende müssen ein neues, auf den Arbeitnehmenden ausgerichtetes Modell für die hybride Umgebung schaffen, indem sie eine mitarbeiterorientierte Flexibilität, kulturelle Verbundenheit und menschliche Führung miteinander verbinden. Wichtig dabei ist, dass der Kommunikationsfluss zwischen den Mitarbeitenden sowie der Führungsebene stetig gegeben ist und die Verbindung zu remote arbeitenden Kolleg*innen aufrecht erhalten bleibt. Dailies, Weeklies, virtuelle Kaffee- oder Mittagspausen – es gibt viele kreative Möglichkeiten, den Austausch im Team fortzuführen und somit die Verbindung untereinander zu halten und zu stärken. Remote Work bedeutet auf der Seite des Unternehmens eine Anpassung bestehender Strukturen. Auf Seite der Arbeitnehmenden stellt es ein Nice-to-Have dar, das die Attraktivität des Unternehmens und somit die Bindung zu diesem steigern kann.

Purpose

Die Frage nach dem WHY (deutsch: Warum) stellen sich nicht nur Unternehmen in Bezug auf Wirtschaft und Nachhaltigkeit. Auch bei den Arbeitnehmenden, besonders bei den Generationen Y und Z (Personen, die zwischen 1980 und 2010 geboren wurden), ist die Sinnhaftigkeit der Arbeit ein zunehmend relevantes Kriterium in Bezug auf die Wahl des Arbeitsplatzes. Es geht nicht mehr nur um den höheren Zweck des Geldverdienens, stattdessen rücken die Werte und die Ethik des Unternehmens in den Fokus. Auf welche sozialen, ökologischen oder gesellschaftlichen Themen dieser Zeit geben wir durch unsere Arbeit eine Antwort? Führungskräfte können dies unterstützen, indem sie die Mission und Werte des Unternehmens transparent machen, kommunizieren und vor allem leben.  Das steigert nicht nur die Motivation und Produktivität der Mitarbeitenden, sondern auch die Glaubwürdigkeit des Unternehmens.

Besonders der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt auf beiden Seiten eine große Rolle. Während Arbeitnehmende darauf achten, dass ihr Arbeitgebender nachhaltig agiert und in die Umwelt und Zukunft investiert, sollten Personaler*innen auf ein nachhaltiges Personalmanagement achten. Das bedeutet, auf Wünsche, Anregungen und Feedback der Arbeitnehmenden einzugehen und sie langfristig an das Unternehmen zu binden.

Agilität

Aufgabenverteilung, Organisationsstruktur, Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung – ein agiles Mindset ist in allen Bereichen gefragt. Vor allem die Unabhängigkeit in Bezug auf die Arbeitszeit und den Arbeitsort gewinnen bei den Mitarbeitenden zunehmend an Bedeutung, um beispielsweise eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu schaffen. Aber auch der Mitbestimmung und der Übernahme von Verantwortung werden ein hoher Wert zugeschrieben, sodass die Beschäftigten unter anderem einen Sinn beziehungsweise Purpose in ihrer Arbeit finden. Hierbei spielt vor allem die Führung eine große Rolle. Flache Hierarchien,  selbstorganisierte Teams, eine klare Aufgabenverteilung und die Einbindung der Mitarbeitenden in entscheidenden Fragen schaffen eine gute Basis für eine Mitarbeiterzufriedenheit, die wiederum ausschlaggebend für die Mitarbeiterbindung ist. Eine offene Kommunikation und eine klare Rollenverteilung im Unternehmen beugen Missverständnisse vor und sind unerlässlich. Auch hier gilt: Geht auf die Wünsche und Bedürfnisse eurer Mitarbeitenden ein und bleibt im Rahmen eurer Möglichkeiten!

Was nun?

Allen Trends zu folgen ist kein Garant für eine sichere Mitarbeiterbindung. Es bietet auch keine Sicherheit, geeignete Bewerbende für sich zu gewinnen. Dennoch ist es hilfreich, sich mit Themen wie Remote Work, Agilität und dem Purpose auseinanderzusetzen, um sich wettbewerbsfähig aufzustellen. Letztendlich muss die Umsetzung der Trends beziehungsweise die Gestaltung der Unternehmenskultur authentisch bleiben.

Es empfiehlt sich also erst einmal zu schauen, was schon vorhanden ist. Vielleicht gibt es bereits Maßnahmen, die ihr ausbauen könnt? Nicht alles ist für jedes Unternehmen gleichermaßen  umsetzbar und das ist auch okay! Es gilt, sich bewusst zu werden, was zur Mission und Vision des eigenen Unternehmens passt. Wo seht ihr euch? Wo wollt ihr hin? Welche Maßnahmen könnt ihr realistisch umsetzen und wo fehlen vielleicht auch die passenden Ressourcen wie zum Beispiel Budget oder technische Rahmenbedingungen?

Zudem ist es vor allem für die Bindung bestehender Mitarbeitenden hilfreich, sich ein Stimmungsbild einzuholen und in Erfahrung zu bringen, was ihnen wirklich wichtig ist. Je nach Altersstruktur und Lebensphasen des Teams können die Bedürfnisse weit auseinandergehen. Holt euch hier Feedback ein, indem ihr beispielsweise Umfragen  durchführt. Eine andere Möglichkeit wäre zum Beispiel auch ein Teamworkshop, in dem man gemeinsame Werte und Wünsche erarbeitet. Wichtig ist, die Themen für die Mitarbeitenden zugänglich zu machen und vor allem transparent zu gestalten. Kommuniziert mit euren Mitarbeitenden, wie mit den genannten Themen umgegangen wird. Was nach außen an die Bewerbenden kommuniziert wird, sollte auf jeden Fall auch intern allen Teammitgliedern bekannt sein! Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis bei allen Mitarbeitenden zu kreieren und somit Akzeptanz zu schaffen.

Wie mit den genannten HR-Trends umgegangen wird, ist also sehr individuell und es gibt kein richtig oder falsch!  Wichtig ist, nur Dinge anzugehen, die auch eingehalten werden können und keine falschen Versprechungen zu machen. Damit bleibt ihr als Arbeitgebender glaubwürdig und das wird wertgeschätzt!

Ein Artikel von Alina Asparuk, Lena Kary und Femke Lutz.