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Die Share Economy hat in den vergangenen Jahren viele gute Ideen hervorgebracht – in der Praxis scheitern diese aber oft an Menschen, die in erster Linie an ihr eigenes Wohl denken. Ein Kommentar.

Der Grundgedanke der Share Economy lautet „Teilen statt Haben“. Es geht darum, mit den vorhandenen Ressourcen effizienter zu wirtschaften und uns allen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Wozu muss das fünfte neue Auto in der Straße stehen, obwohl bereits die anderen vier kaum genutzt werden? Warum muss in einer Reihenhaussiedlung mit je 50 Quadratmetern Gartenfläche jeder Haushalt einen eigenen Rasenmäher besitzen? Und warum sollte man in einer gefragten Großstadt wie Berlin oder einer Studentenstadt wie Heidelberg seine Wohnung leer stehen lassen, wenn man längere Zeit nicht zu Hause ist?

Die Share Economy kann die Probleme unserer Zeit lösen

Die Antwort ist denkbar einfach: Es gibt keinen Grund, der dafür spricht. Es gibt aber im Gegenteil gleich mehrere Gründe, warum es wesentlich sinnvoller ist, die vorhandenen Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Im englischsprachigen Raum hat sich dafür der Begriff „Collaborative Consumption“ durchgesetzt, der bereits in den 1970er-Jahren geprägt wurde. Heutzutage spricht man fast nur noch von der Share Economy.

Die Share Economy hat das Potential die Welt zu verbessern. Unsere Straßen und Innenstädte werden entlastet – beispielsweise durch Angebote wie Match Rider oder Car2go. Gerade in Großstädten sehen immer mehr Menschen ein, dass es weitaus mehr Sinn macht, ein Auto zu teilen anstatt es zu besitzen.

Das Potenzial der „Collaborative Consumption“ haben inzwischen aber auch etablierte Unternehmen erkannt, beispielsweise Husqvarna. Der Gartengeräte-Hersteller bietet seinen Kunden mit der Battery Box die Möglichkeit, Rasentrimmer und Heckenscheren auszuleihen, anstatt sie zu kaufen. Bezahlt wird bequem per App und dem Zeitgeist entsprechend sind sämtliche Geräte akkubetrieben.

In China gehen die Menschen noch einen Schritt weiter: Basketbälle, Akkupacks und selbst Regenschirme können dort seit einiger Zeit bequem ausgeliehen werden. Je nach Bedarf.

Bleibt die Frage, warum die Share Economy dennoch nicht so richtig in die Gänge kommt und sich stattdessen die Kritik an dem Konzept häuft.

Sharing oder Share Economy

Die Überschrift des Artikels hat es bereits verraten: Das Problem ist der Mensch. Besser gesagt der Homo oeconomicus. Das wohl prominenteste Beispiel hierfür ist Airbnb. Der Grundgedanke ist lobenswert: Warum eine Wohnung oder ein Zimmer leer stehen lassen, wenn jemand anderes eventuell genau in diesem Zeitraum eines braucht. Man teilt sein Eigenheim mit Dritten und bekommt dafür eine angemessene finanziellen Vergütung. Es entsteht eine Win-Win-Situation: Der Student, der in den Semesterferien in die Heimat fährt, kann seine Mietkosten decken, und der Tourist aus Thailand, der schon immer mal Heidelberg sehen wollte, bekommt eine günstige Unterkunft.

Irgendwann fingen einige Menschen dann aber an, Immobilien in bester Lage zu kaufen, nur um diese dann via Airbnb gewinnbringend zu vermieten. Es ging nicht mehr länger ums Teilen, sondern nur noch um den Profit. Gerichte mussten sich mit dem Thema befassen, die Share Economy kam in die Negativschlagzeilen.

Selbiges passierte bei Uber. Die Idee von UberPop, dass auch Privatleute Personen befördern können, wenn sie sowieso in ihrer Freizeit unterwegs sind, war nicht grundsätzlich verkehrt. Nur leider begannen einige Autobesitzer den Dienst als Haupteinnahmequelle zu nutzen, fuhren den ganzen Tag und machten Taxiunternehmen Konkurrenz – ohne an die entsprechenden Auflagen gebunden zu sein.

Sharing oder Share Economy, das ist die große Frage. „Teilen statt Haben“ bedeutet nicht, dass wirtschaftliche Interessen komplett außen vor bleiben müssen. Wenn die Menschen allerdings ausschließlich ihre eigenen Interessen verfolgen und es nur noch um Profit geht, dann funktioniert die Share Economy nicht.

Die Politik kann hier mit Regulierungen nur bedingt „für Ordnung sorgen“. Letztendlich liegt es an den Menschen selbst, alte Verhaltensmuster abzulegen und umzudenken.