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Die Arbeitswelt verändert sich rasant – und die Corona-Pandemie hat diesen Wandel noch einmal deutlich beschleunigt. Aber was bedeutet New Work eigentlich für die Unternehmenskultur?

Wenn von New Work die Rede ist, fällt früher oder später auch der Begriff Corporate Culture (Unternehmenskultur). Laut dem Gabler Wirtschaftslexikon versteht man darunter die „Grundgesamtheit gemeinsamer Werte, Normen und Einstellungen, welche die Entscheidungen, die Handlungen und das Verhalten der Organisationsmitglieder prägen.“

Im Alltag beeinflussen zahlreichen Faktoren die jeweilige Unternehmenskultur, beispielsweise die Organisationsstruktur, der Führungsstil, die Innovationsfähigkeit – und nicht zuletzt die Wertschätzung, die den Mitarbeitenden auf unterschiedlichste Art und Weise entgegengebracht wird. Genau diese Dinge gilt es mit dem Grundgedanken der New Work in Einklang zu bringen: Die Arbeit wird für die Menschen zunehmend zu einem Mittel der Selbstverwirklichung, das Spaß machen und mit ihren individuellen Werten und Überzeugungen in Einklang stehen soll. Oder, wie an anderer Stelle bereits geschrieben: Der Mensch und seine Bedürfnisse rücken in den Vordergrund.

Aber was bedeutet das nun für Unternehmen konkret?

Flache Hierarchien und Teams

Der Begriff „flache Hierarchien“ wird in Stellenausschreibungen seit einigen Jahren geradezu inflationär benutzt. Das Problem an der Sache: Das von den Personalabteilungen gezeichnete Bild entspricht nur selten dem Alltag im Unternehmen. Und das bemerken Bewerber*innen recht schnell.

Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass das Konzept flacher Hierarchien insbesondere bei alteingesessenen Firmen oft völlig missverstanden wird. Es geht nicht darum, dass plötzlich jeder Chef ist und es keinerlei Hierarchieebenen mehr gibt. Vielmehr soll allen die Möglichkeit gegeben werden, sich einzubringen und die Entwicklung des Unternehmens aktiv mit ihren Ideen mitzugestalten. Vorgesetzte kontrollieren und dirigieren nicht mehr, sie motivieren und koordinieren. Gleichzeitig verlagert sich die Arbeit zunehmend in Teams, die sich weitestgehend selbst organisieren. Im Mittelpunkt stehen ein kollegiales Miteinander und das Teilen von Wissen.

Der daraus resultierende wertschätzende Umgang fördert nicht nur die Zufriedenheit und das Engagement im Team, sondern sorgt auch dafür, dass die Mitarbeitenden sich mit dem Unternehmen identifizieren. Gerade letzteres ist dieser Tage unerlässlich, da man nur so Fachkräfte langfristig im Unternehmen hält.

Flexibilität ist kein Benefit mehr, sondern ein Muss

Wenn die Arbeit als Mittel zur Selbstverwirklichung verstanden wird, dann muss sich diese auch in das Leben der Menschen integrieren lassen. Ein erfülltes Privatleben und beruflicher Erfolg dürften kein Widerspruch mehr sein.

Damit das gelingt, braucht es ein Maß an Flexibilität, das weit über die allseits beliebten „flexiblen Arbeitszeiten“ hinausgeht. Im Zeitalter von New Work bedeutet Flexibilität, dass man weitestgehend unabhängig von Zeit und Ort arbeiten kann – sofern man das möchte und es der jeweilige Job zulässt. Das zu verstehen, ist entscheidend. Es geht nicht darum, das Büro komplett abzuschaffen, weil ohnehin jeder von Bali oder zu Hause aus arbeitet. Es geht auch nicht darum, jeden zur Remote Work zu verpflichten. Stattdessen ist nur eines wichtig: Jedem die Möglichkeit zu geben, seinen Arbeitsalltag so zu strukturieren, dass sich dieser mit den eigenen Bedürfnissen in Einklang bringen lässt.

Für die eine mag das eine dreimonatige Workation auf Ibiza sein, für den anderen drei Tage Home Office pro Woche – und für wieder andere der altbekannte 9-to-5-Job im Büro. Nur Unternehmen, die das verstanden haben, werden mittelfristig am Arbeitsmarkt noch junge Talente rekrutieren können.

Das Büro der Zukunft ist ein Ort für Kreativität und Austausch

Neben der Organisationsstruktur sowie der örtlichen und zeitlichen Flexibilität hat die New Work aber auch noch eine räumliche Komponente. Das Büro der Zukunft erfüllt nämlich einen ganzen anderen Zweck, als bislang: Es ist nicht mehr der Ort, wo man hinkommt, um zu arbeiten, sondern eine Art Kreativraum, in dem man sich mit seinen Kolleg*innen trifft, um Wissen zu teilen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln.

Feste Arbeitsplätze gibt es nicht mehr. Stattdessen besteht ein zeitgemäßes Büro aus offenen Gemeinschaftsräumen sowie vielen kleinen Huddle Rooms. In letztere erarbeiten die unterschiedlichen Teams neue Konzepte und halten Meetings ab. Selbstverständlich sind diese technisch so ausgestattet, dass die Mitarbeitenden im Büro mit jenen, die remote arbeiten, nahtlos zusammenarbeiten können. Überhaupt kommt der Medientechnik eine deutliche wichtigere Rolle im Büro zu, als bislang.

Natürlich wird kaum ein Unternehmen all diese Anforderungen der New Work über Nacht erfüllen, denn Wandel braucht Zeit. Aber dennoch ist es wichtig, sich möglichst früh damit zu beschäftigen, um nicht den Anschluss zu verlieren.