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Seit Mai gibt es im Botanischen Garten Karlsruhe eine Lerninsel. Sie ist die erste eines ganzen Systems und soll für Schüler*innen ein Ort für konzentriertes Lernen auch außerhalb des Klassenzimmers sein.

Die Corona-Krise hat in den vergangenen Monaten viele Probleme in Deutschland offenbart – insbesondere in Bezug auf die Digitalisierung. Betroffen ist davon einerseits die Arbeitswelt, die noch immer darüber diskutiert, ob Home Office und Remote Work nun erstrebenswert sind, oder nicht. Andererseits stellte die Pandemie aber auch einen ganz anderen Bereich vor enorme Herausforderungen: die Bildung.

Nur wenige Schulen waren auf Fernunterricht und Home Schooling vorbereitet – und auch nach über einem Jahr tun sich viele schwer damit. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Denn um am Fernunterricht überhaupt konzentriert teilnehmen zu können, braucht es auch ein entsprechendes familiäres Umfeld, die Wohnsituation muss ein ruhiges Lernen ermöglichen und nicht zuletzt braucht es eine gewisse technische Ausstattung.

Und genau hier setzt die digitale Lerninsel im Botanischen Garten an: Sie soll Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum bieten, um konzentriertes Lernen im Fernunterricht zu ermöglichen.

Torbogensaal wird zum digitalen Lernort

Die digitale Lerninsel im Botanischen Garten ist ein wegweisendes Projekt, das die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg jetzt gemeinsam mit Partnern aus Karlsruhe auf den Weg gebracht haben. Zu den Initiatoren gehören Micha Pallesche, Rektor der Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule Karlsruhe, und Dirk Fox, der Präsident des Lions Clubs Karlsruhe Turmberg.

Eingerichtet wurde die neue Lerninsel im Torbogensaal des Botanischen Gartens. Der außerhalb von Corona-Zeiten beliebte Veranstaltungsort, bietet die perfekten Voraussetzungen, für einen digitalen Lernort: Es gibt eine Klimaanlage und Lüftungsmöglichkeiten, außerdem eine sanitäre Infrastruktur. Für einen schnellen Internetzugang sorgt ein neuer Sender, den das CyberForum Karlsruhe angebracht hat. Die pädagogische Begleitung übernimmt die Pädagogische Hochschule Karlsruhe: Studierende unter Leitung von Prof. Dr. Sabine Liebig stehen bereit, um beim Lernen zu helfen.Entstanden ist das Projekt in einem Online-Treffen des Lions Club Karlsruhe Turmberg. Micha Pallesche machte auf das Problem der benachteiligten Schüler*innen aufmerksam, Dirk Fox stellte die richtigen Verbindungen her:

„Auch das digitale Lernen benötigt einen Ort, obendrein einen mit schnellem Internetzugang. Das bietet jetzt unsere erste Lerninsel, der hoffentlich bald viele weitere folgen werden. Eine großartige Gemeinschaftsleistung.“

Die Bauten im Botanischen Garten Karlsruhe brachte schließlich Michael Hörrmann als Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten ins Spiel – und ermöglichte die flexible Nutzung des Torbogensaals.

TORBOGENGEBÄUDE IM BOTANISCHEN GARTEN
Das Torbogengebäude wird zur digitalen Lerninsel. Bildquelle: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Steffen Hauswirte

Weitere digitale Lerninseln in Karlsruhe werden folgen

Die digitale Lerninsel im Botanischen Garten ist die erste ihrer Art – weitere werden in Kürze folgen. Dahinter steckt die übergeordnete Idee, sämtliche Lerninseln auf einer interaktiven Karte von Karlsruhe zu verorten und sichtbar zu machen. Dadurch sollen schulische und außerschulische Lernorte mit unterschiedlichen Angeboten aufgezeigt werden – und das Lernen in der „realen Welt“ ermöglichen. Die Stadt Karlsruhe wird die Lerninseln künftig auf ihrem Online-Portal betreuen und im Herbst in der Karlsruhe-App implementieren.

„Das Projekt zeigt, wie mit einem guten Netzwerk, mit Flexibilität, Pragmatismus und einer guten Idee schnell und mit wenig Aufwand viel vor Ort zu erreichen ist.“ – Michael Hörrmann

So sind neben „Orten der digitalen Teilhabe“ beispielsweise „MINT-Spaces“ geplant, die einen klaren Fokus auf die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik haben – etwa das Schülerlabor Mathematik am KIT oder das lego::lab an der HsKA. Eine weitere Kategorie werden „Digitale Dritte Orte“ bilden, an denen offen und partizipativ (mit digitalen Medien) gelernt werden kann.