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Die Künstliche Intelligenz verändert das Recruiting. Aber welche Chancen und Herausforderungen bringt das für Bewerber*innen und Unternehmen mit sich?

Spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT nimmt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Recruiting stetig zu. Dabei wird viel über KI-generierte Anschreiben, Lebensläufe und sogar von Bewerber*innen eingereichte Projekte diskutiert, aber recht wenig darüber, dass auch immer mehr Unternehmen KI-gestützte Systeme einsetzen, um eine automatisierte Vorauswahl bei den eingehenden Bewerbungen zu treffen.

Bewerben mit KI will gelernt sein

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in den Bewerbungsprozess markiert einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie Unternehmen Talente rekrutieren und wie Bewerber*innen sich präsentieren. Bei einer Umfrage des IT-Unternehmens Softgarden zeigte sich, dass bereits 19% der Befragten KI beim Verfassen einer Bewerbung eingesetzt haben und 42% sich das vorstellen könnten.

Das Problem an der Sache: Wenn ein Motivationsschreiben ausschließlich von einer KI verfasst wird, ist es für ein Unternehmen letztendlich wertlos. Schon heute stellen Personalabteilungen fest, dass in den Texten immer wieder die gleichen Floskeln auftauchen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele Bewerber*innen im Umgang mit KI-Tools nicht geübt sind und dementsprechend schlechte Ergebnisse erzielen.

Noch problematischer wird es, wenn KI nicht nur für das Motivationsschreiben oder zur Optimierung des Lebenslaufs eingesetzt wird, sondern auch zur Entwicklung von Ideen oder Konzepten. Denn spätestens wenn man dann zu einem persönlichen Gespräch eingeladen wird und ohne KI-Unterstützung Fragen beantworten muss, die man eventuell gar nicht beantworten kann, hat man ein Problem.

Die Fähigkeit, KI-Ergebnisse zu verstehen und sie im Kontext des eigenen Könnens und der eigenen Erfahrung zu präsentieren, wird deshalb immer wichtiger.

KI-Nutzung bei der Bewerberauswahl

Auf der anderen Seite nutzen aber auch Unternehmen Künstliche Intelligenz immer häufiger, um den Recruiting-Prozess zu optimieren und die Bewerberauswahl effizienter zu gestalten.

KI-Systeme sind in der Lage, große Mengen an Bewerbungsdaten schnell zu analysieren, geeignete Kandidat*innen zu identifizieren und sogar vorläufige Bewertungen vorzunehmen. Diese Technologien können beispielsweise Lebensläufe nach spezifischen Qualifikationen und Erfahrungen scannen oder die Eignung eines Kandidaten basierend auf vordefinierten Kriterien bewerten. All das Der Einsatz macht den Rekrutierungsprozess schneller, effizienter und kostengünstiger.

Allerdings birgt die Nutzung von KI im Recruiting auch Risiken. Eines der Hauptprobleme ist der mögliche Bias in den Algorithmen selbst. Wenn die zugrunde liegenden Daten oder Algorithmen verzerrt sind, kann dies zu ungerechten oder diskriminierenden Entscheidungen führen. Darüber hinaus ist die KI in aller Regel nicht dazu in der Lage menschliche Qualitäten und Potenziale, die über die reinen Daten hinausgehen, zu erfassen und zu bewerten.

KI im Recruiting: Unterstützung statt Ersatz

All das macht deutlich, dass Künstliche Intelligenz den Menschen beim Recruiting mittelfristig nicht ersetzen, sondern vielmehr unterstützen wird.

Bewerber*innen werden auch zukünftig nicht darum herumkommen, sich Gedanken über ihre Bewerbung und persönliche Motivation zu machen. KI-Tools können zwar beim Ausformulieren helfen und Ideen liefern, aber letztendlich müssen die Bewerber*innen der KI trotzdem immer einen Schritt voraus sein – und vor allem verstehen, was diese zu leisten im Stande ist und was nicht.

Umgekehrt können auch Unternehmen das Recruiting nicht ohne weiteres der KI überlassen – und sei es nur die Vorauswahl. Es wird immer Menschen brauchen, die der KI auf die Finger schauen, um bei Bedarf fragwürdige Entscheidungen zu korrigieren.