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Der Einsatz von KI-basierten Systemen wie ChatGPT an Deutschlands Schulen ist ein Thema, das die Gemüter erhitzt. Dabei sollten wir gerade Kinder und Jugendliche möglichst früh an die Technologie heranführen, die unser aller Zukunft bestimmen wird.

Alle sprechen über ChatGPT und KI. Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg widmet ChatGPT sogar einen ganzen Artikel, in dem Lehrkräfte Informationen über den Chatbot finden. In der Einleitung heißt es: „Hierbei sollten sowohl Chancen nicht über- als auch Risiken von Chatbots nicht unterschätzt werden.“

Dieser Satz ist vielsagend, denn wenn man sich anschaut, was in der Welt um uns herum passiert, dann wird klar, dass die Chancen der KI überhaupt nicht überschätzt werden können. Und das sollte sich schnellstmöglich auch im Unterricht wiederspiegeln.

Vor 20 Jahren, als Power Point-Präsentationen vielerorts schon Standard waren, war es an Deutschlands Schulen noch ein absolutes Highlight, wenn es für alle Klasse zusammen zwei Beamer gab. Als dann um das Jahr 2010 Tablets an Popularität gewannen, sträubte sich die Lehrerschaft mit aller Kraft dagegen, derart „neumodische Dinge“ in den Unterricht zu integrieren. Diese ablehnende Haltung gegenüber allem, was mit Digitalisierung zu tun hat, rächte sich dann 2020 in der Corona-Pandemie. Während andere Länder den Unterricht einfach in den digitalen Raum verlegten, scheiterte das in Deutschland schon daran, dass viele Lehrkräfte noch nicht einmal über eine eigene E-Mail-Adresse verfügten. Wohlgemerkt im Jahr 2020.

Doch anstatt etwas aus all dem zu lernen, drohen Deutschlands Schulen beim Thema KI denselben Fehler erneut zu begehen.

ChatGPT bietet im Bildungswesen viel Potenzial

Schauen wir uns beispielhaft einmal an, was ChatGPT an Schulen zu leisten im Stande ist. Ein KI-Chatbot kann etwa den individuellen Lernbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden, indem er maßgeschneiderte Antworten und Hilfestellungen liefert. So könnte beispielsweise ein Schüler, der Schwierigkeiten in Mathematik hat, durch gezielte, auf sein Niveau abgestimmte Erklärungen unterstützt werden. Auf diese Weise wird ein personalisiertes Lernumfeld ermöglicht.

Davon profitieren auch die Lehrerinnen und Lehrer, für die es in Zeiten des chronischen Personalmangels zunehmend schwieriger wird, den unterschiedlichen Lernbedürfnissen ihrer Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. ChatGPT kann auch sie bei Routineaufgaben im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung unterstützen, während sich die Lehrkraft auf komplexere pädagogische Aufgaben konzentriert.

Zumal man nicht vergessen darf, dass die Technologie überall und jederzeit verfügbar ist – und darüber hinaus auch als Ausgangspunkt für eine Vielzahl weiterer Projekte und Lernformate im Unterricht dienen kann.

ChatGPT: Nur wer KI versteht, kann sie richtig nutzen

Damit das oben beschriebene Potenzial von ChatGPT im Bildungsbereich allerdings genutzt werden kann, ist es elementar wichtig, zu verstehen, wie ein KI-Chatbot funktioniert. Es muss klar sein, dass die Qualität der Daten mit unter fragwürdig ist und die gelieferten Antworten auch falsche Informationen enthalten können. Letztendlich ist das nämlich gar nicht schlimm, solange die Schülerinnen und Schüler dazu befähigt werden, die Antworten, die ChatGPT liefert, eigenständig zu bewerten.

Aber dazu muss man ihnen erst einmal die Möglichkeiten und Grenzen der KI aufzeigen – und eben das ist die Aufgabe eines zeitgemäßen Bildungssystems.

Statt sich damit zu beschäftigen, war die größte Sorge vieler Schulen allerdings, dass Aufsätze oder Referate mit ChatGPT geschrieben werden könnten. Die Lösung? Logisch: ChatGPT verbieten! Und genau das ist das große Problem und einer der Hauptgründe dafür, dass die deutsche Bildungslandschaft im internationalen Vergleich stets die hinteren Plätze belegt, wenn es um das Thema Digitalisierung geht.