In meinem Kommentar „Breitbandausbau im Enzkreis oder die Leiden des jungen Bauherrn“ habe ich im vergangenen Jahr den Status quo der hiesigen Breitband-Infrastruktur beleuchtet. Geändert hat sich seither wenig. Aber wie findet man als Bauherr heraus, welche Internetgeschwindigkeit an einem bestimmten Standort überhaupt möglich sind?
Wer dieser Tage einen Bauplatz oder ein Haus kaufen möchte, muss sich vorab über viele Dinge Gedanken machen – zum Beispiel über die Verfügbarkeit eines Breitbandanschlusses. Ja, richtig gehört!
Ich bin immer wieder erstaunt, dass es im Jahr 2017 tatsächlich noch Menschen gibt, die die Verfügbarkeit einer schnellen Internetverbindung als fakultativ ansehen. Da fallen dann so Sätze wie „Ach, Hauptsache Internet. Für die paar E-Mails, die ich verschicke, reicht das doch!“ – mit Verlaub, solche Aussagen zeugen in erster Linie von gänzlicher Ahnungslosigkeit und fehlendem Weitblick. Das Internet ist keine Modeerscheinung, die bald wieder verschwindet. Im Gegenteil: In ein paar Jahren wird alles vernetzt sein und wer nicht auf der Strecke bleiben will, muss jetzt schon Vorkehrungen treffen.
Das heißt nicht, dass man sofort einen teuren Tarif mit 400 MBit/s buchen muss, obwohl man derzeit vielleicht wirklich nur E-Mails abruft und auf Facebook surft. Gerade Bauherren sollten sich aber sehr wohl darüber informieren, wie es um die Breitbandinfrastruktur in ihrem Baugebiet bestellt ist. Immerhin baut man ein Haus im Regelfall um dort für die nächsten 30 bis 40 Jahre zu leben.
Die gute Nachricht: Es gibt nur wenige Ortschaften, die den digitalen Wandel völlig verschlafen haben. Aber wie findet man heraus, welche Anschlüsse auf einem Grundstück verfügbar sind – vor allem, wenn dieses noch nicht erschlossen ist?
1. Prüft den Ausbaustatus bei der Telekom
Die erste Anlaufstelle in puncto Breitband ist die Telekom. Das liegt nicht daran, dass das Unternehmen in diesem Bereich in irgendeiner Form fortschrittlich wäre. Im Gegenteil. Aber da viele andere Anbieter (etwa 1&1) auf die Infrastruktur der Telekom zurückgreifen, ist die Karte zum Ausbaustatus ein guter Indikator für die Verfügbarkeit von schnellem Internet.
Gebt eure Adresse in die Suchmaske ein. Wird die Straße erst noch gebaut, nehmt ein benachbartes Wohngebiet. Wenn mindestens VDSL 50 verfügbar ist, könnt ihr euch beruhigt zurücklehnen. Zwar handelt es sich dabei um das absolute Minimum, aber man kann zumindest damit leben. Wichtig ist nur, dass es sich um „echtes“ VDSL 50 handelt. Hybrid-Lösungen, die auf das LTE-Netz zurückgreifen, sind reine Augenwischerei. Fällt euer Baugebiet in die Kategorie „VDSL Ausbau geplant“, ist das auch noch ok. In diesem Fall empfiehlt es sich, einfach kurz bei der Telekom anzurufen und sich nähere Details zu den Plänen geben zu lassen.
Und was passiert, wenn das Grundstück nur in der Kategorie „DSL 16“ auftaucht? Dann habt ihr ein Problem. Es gibt quasi kein Gebiet in Deutschland, das nicht in diese Kategorie fällt, da die Telekom hier alles zwischen 2 und 16 MBit/s auflistet – deshalb auch die Formulierung „bis zu 16 MBit/s“. Der Punkt ist der: 16 MBit/s waren vor zehn Jahren aktuell. Heutzutage gewinnt man damit keinen Blumentopf mehr. Mit 2 MBit/s könnt ihr inzwischen nicht einmal mehr ein YouTube-Video ruckelfrei anschauen.
Wir haben übrigens insgesamt drei Bauplätze besichtigt, bei denen tatsächlich nur 2 MBit/s möglich waren. Das zeigt euch dann dieses Tool an.
2. Prüft die Verfügbarkeit von Kabelanbietern wie UnityMedia
Die Verfügbarkeitsprüfung der Telekom sorgt vor allem im ländlichen Raum für Frust, denn hier hat das Unternehmen die geringsten Ambitionen. Auf Nachfrage teilte man mir in jedem der oben genannten Fälle mit, dass in den kommenden Jahren nicht einmal ein Ausbau geplant sei. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: 2017 bietet das größte Telekommunikationsunternehmen Deutschlands seinen Kunden 2 Mbit/s und macht keine Anstalten, das zu ändern.
Zum Glück gibt es noch andere Möglichkeiten, wie beispielsweise die Kabelanbieter. So verfügt bei uns in Baden-Württemberg Unitymedia (einst KabelBW) über eine ausgezeichnete Infrastruktur. In vielen von der Telekom vernachlässigten Gebieten hat Unitymedia bis zu 400 MBit/s im Angebot. In einigen Neubaugebieten wird sogar direkt Glasfaser verlegt.
Die Verfügbarkeit könnt ihr hier überprüfen.
3. Fragt bei der Gemeinde nach regionalen Breitbandinitiativen nach
Euer Grundstück befindet sich in einem Gebiet, das weder von der Telekom noch von einem lokalen Kabelanbieter versorgt wird? Dann könnt ihr nur noch darauf hoffen, dass es innerhalb eurer Gemeinde eine Breitbandinitiative gibt.
Bei uns existiert beispielsweise Mühlacker.net, eine Kooperation zwischen den Stadtwerken und NetCom BW. Durch dieses Angebot werden bestimmte Stadtteile über ein hochmodernes Glasfasernetz mit Internet versorgt. Da der Hausanschluss über die Kupferkabel der Telekom erfolgt, ist die Geschwindigkeit zwar auf 50 MBit/s beschränkt, aber damit kann man leben. Wer das Geld investieren möchte, hat zudem die Möglichkeit, sich das Glasfaserkabel bis ins Haus legen zu lassen.
Da immer mehr Gemeinden erkannt haben, dass Handlungsbedarf besteht, habt ihr gute Chancen, dass ein solches Projekt auch in eurer Gegend realisiert wird – oder vielleicht sogar schon realisiert wurde.
Und wenn keine der oben genannten Maßnahmen zum Erfolg führt?
Dann müsst ihr euch damit abfinden und eure Konsequenzen daraus ziehen. Für uns hieß das in zwei Fällen, dass wir den Grundstücksbesitzern eine Absage erteilt haben. Natürlich weiß niemand, was in vier bis fünf Jahre noch so alles passiert. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich in den Gebieten, die bislang von allen Netzbetreibern gemieden wurden, plötzlich etwas ändert, ist äußerst gering.
Gerade in kleineren Gemeinden kommt erschwerend hinzu, dass der Großteil der älteren Bevölkerung überhaupt kein Interesse an dem Thema hat. Und wenn von 2000 Einwohnern nur 50 Interesse an einem Glasfaseranschluss zeigen, wird weder die Gemeinde noch ein Unternehmen Geld in die Hand nehmen, um etwas am Status quo zu ändern.
Ich kann verstehen, wenn der ein oder andere jetzt sagt, dass er andere Prioritäten hat und eine schnelle Internetverbindung für ihn keine Relevanz besitzt. Denkt aber immer daran, dass schon jetzt zahlreiche Dienstleistungen online abgewickelt werden – vom Streaming, das das lineare Fernsehen nach und nach ablöst, fange ich gar nicht erst. Oder vom vernetzten Zuhause. Früher oder später wird jeder einen schnellen Internetanschluss brauchen – sonst verliert er den Anschluss.