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Die digitale Revolution kommt, daran besteht kein Zweifel. Was der Wandel aber bedeutet, und mit welchen Fragen wir uns beschäftigen müssen, dazu geben unsere sechs Buchempfehlungen Denkanstöße und erste Antworten.

„Zero to One“ von Peter Thiel

Geht es nach Peter Thiel, Silicon-Valley-Insider und in der Wirtschaftscommunity bestens bekannter Innovationstreiber, leben wir in einer technologischen Sackgasse. Die Globalisierung suggeriere zwar technischen Fortschritt, doch das vermeintlich Neue, sind vor allem Kopien des Bestehenden. Thiels spannende These: Globalisierung ist kein Fortschritt, Konkurrenz ist schädlich und nur Monopole sind nachhaltig erfolgreich. Wahre Innovation entsteht nicht langsam aus der breiten Masse, sondern sprunghaft von Einzelnen. Selbst das hohe Ziel, der Beste der Branche sein zu wollen, genügt Thiel nicht: „Gründer müssen aus dem Wettkampf des Immergleichen heraustreten und völlig neue Märkte erobern.“ Wie das funktioniert, enthüllt Thiels Anleitung zum visionären Querdenken. Ein Appell für einen Start-up der ganzen Gesellschaft. (Erschienen im Campus Verlag; erhältlich u. a. bei Amazon.

„Silicon Valley“ von Christoph Keese

Christoph Keese berichtet in seinem Buch „Silicon Valley“ aus erster Hand von den Innovationen im Silicon Valley. Die vielen Facetten des digitalen Wandels verbindet der Executive Vice President der Axel Springer SE und ehemalige Chefredakteur der Financial Times zu einem großen Bild. Auf der Suche nach Erfolgsmustern und Treibern der Internetwirtschaft traf Keese Erfinder, Gründer, Wagniskapitalgeber und Professoren in Stanford und Berkeley. In den Gesprächen mit den Experten beantwortet Keese Fragen zu disruptiver Innovation, der Marktmacht Google, dem Netzwerkeffekt, ob das Internet wirklich Geld, Banken, Einzelhandel, Zeitungen, Bücher und Verkehrsampeln abschafft. Vor allem aber gibt Keese Aufschluss darüber, was Deutschland tun muss, um den Anschluss nicht zu verpassen? (Erschienen im Albrecht Knaus Verlag; erhältlich u. a. bei Amazon)

 „The Second Machine Age“ von Andrew McAfee

Dunkle Hollywood-Dystopien zeigen regelmäßig auf, wie eine computergesteuerte Welt aussehen könnte. Filme wie The Matrix sind zwar übertrieben, jedoch im Kern nicht komplett unrealistisch. Schon heute leisten Computer deutlich mehr als noch vor Jahren, sie fahren Auto, schreiben eigene Texte und besiegen Großmeister im Schach. Wie sich dieser Trend auf unsere Zukunft auswirken könnte, zeigen Erik Brynjolfsson, Leiter des MIT Center for Digital Business und der leitende Wissenschaftler Andrew McAfee. Dass die zweite industrielle Revolution kommt, daran haben die Autoren keinen Zweifel. Der Schwerpunkt liegt deshalb vor allem auf den Auswirkungen, Chancen und Risiken sowie den Folgen für Mensch und Umwelt. Zudem erörtern die Professoren, wie Gesellschaft und Politik reagieren sollten, um die Auswirkungen dieser neuen digitalen Intelligenz für alle bestmöglich zu gestalten. (Erschienen im Plassen Verlag; erhältlich u. a. bei Amazon)

„Superintelligenz: Szenarien einer kommenden Revolution“ von Nick Bostrom

In eine ähnliche Richtung geht Nick Bostroms Werk. Der schwedische Philosoph präsentiert das Szenario einer Maschine, die die menschliche Intelligenz auf so gut wie allen wichtigen Gebieten übertrifft. Der Klimawandel sei im Vergleich zur Handhabung und Steuerung einer solchen Maschine ein Klacks, so Bostrom. Je nachdem wie sich diese Maschine weiterentwickelt, könnte das Überleben der Menschheit irgendwann ebenso von der Maschine abhängen wie heute das Wohlergehen von Tierarten. Einblicke in Superrechner, Gehirnsimulatoren und verschiedene Laboratorien versichern den Philosophen: Eine solche Zukunft könnte bereits in den nächsten Jahrzehnten beginnen und uns auf gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Basis vor riesige Herausforderungen stellen. (Erschienen im Suhrkamp Verlag; erhältlich u. a. bei Amazon)

„Turings Kathedrale: Die Ursprünge des digitalen Zeitalters“ von George Dyson

Nicht in die Zukunft, sondern zurück in die Vergangenheit auf die Anfänge der Computer-Ära blickt der Wissenschafts- und Technikhistoriker George Dyson. Dreh- und Angelpunkt ist das Institute for Advanced Study in Princeton in den 1940er Jahren, wo es zu einer einzigartigen Zusammenarbeit wissenschaftlicher Genies, die als Keimzelle der digitalen Welt gelten, kam. Albert Einstein, Robert Oppenheimer, Kurt Gödel, Alan Turing und John von Neumann forschten dort finanziert vom US-Militär an streng geheimen Projekten, darunter dem Bau der Atombombe und der Entwicklung des Computers. Dyson schildert in seinem Werk nicht nur die persönlichen Leistungen, sondern auch die vielen Zufälle, die es bedurfte, um heute Alltägliches auf den Weg zu bringen. Was das Buch über die spannende Wissenschaftsgeschichte hinaus so lesenswert macht, ist die liebevolle Beschreibung der beteiligten Personen – ihrer Eigenarten, ihrer Temperamente, ihrer Visionen und Auseinandersetzungen, ihrer Begeisterung über jeden erfolgreichen Schritt. (Erschienen im Propyläen Verlag; erhältlich u. a. bei Amazon)

 „Becoming Steve Jobs“ von Brent Schlender und Rick Tetzeli

Das im Oktober 2011 erschienene Werk von Walter Isaacson „Steve Jobs“ bekommt Konkurrenz. In einer weiteren Biografie widmen sich die Journalisten Brend Schlender und Rick Tetzeli dem Mythos Steve Jobs einer zentralen Frage: Wie konnte ein junger Mann auf so rücksichtslose und arrogante Weise ein so effektiver wie visionärer Unternehmensleiter werden? Wie schaffte es Jobs, dessen Verhalten ihm einst den Job im eigenen Unternehmen kosteten das Leben von Milliarden von Menschen derartig beeinflussen? Antworten auf die Frage erhielten die Autoren nicht nur von ehemaligen Kollegen, sondern auch von engen Vertrauten, darunter Apple CEO Tim Cook, dem Chef-Designer Jony Ive und Apple Software-Chef Eddy Cue. Schlender, der Steve Jobs mehr als 25 Jahre kannte, fügt dem Werk mit seiner engen Beziehung aus zahlreichen Gesprächen und Interviews eine persönliche Note hinzu. Bisher ist „Becoming Steve Jobs“ nur in der englischsprachigen Version erhältlich. (Erschienen bei Sceptre; erhältlich u. a. bei Amazon)

Eine Rezension zu Andrew Keens aktuellem Buch „Das digitale Debakel“ lesen Sie hier.