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Überall herrscht Personalmangel – und Ratlosigkeit. Inzwischen wird deshalb immer häufiger die New Work als Lösung propagiert. Aber ganz so einfach ist es nicht. Ein Kommentar.

Egal, mit welchem Unternehmen man sich dieser Tage unterhält, das Thema ist immer das gleiche: Personalmangel. Ganz unabhängig von der Branche, suchen alle händeringend nach Personal. Und keiner weiß so richtig, wo plötzlich alle hin sind und warum „niemand mehr arbeiten will“.

Als Lösung des Problems wird dann gerne mal die New Work propagiert. Werbeanzeigen und Beiträge in Fachmagazinen versprechen schnelle Abhilfe beim Personalmangel. Man müsse sich einfach nur für die New Work, also die neue Arbeitswelt, öffnen. Also statten sich Geschäftsführer*innen und Personalabteilungen mit Büchern zur New Work aus, versuchen sich an Konzepten wie agilem Arbeiten, Lean Management, Remote Work und Flexibilität – und wundern sich im Anschluss darüber, dass sich die Bewerbungen für offene Stellen noch immer nicht stapeln.

Aber wo genau liegt das Problem?

New Work lässt sich nicht auf einzelne Konzepte reduzieren

Das größte Missverständnis der New Work ist die Vorstellung, dass sich dabei alles um das Thema Home Office respektive Remote Work dreht. Viele Unternehmen denken, dass sie von Bewerber*innen überrannt werden, wenn sie den Begriff „Home Office“ in ihre Stellenanzeigen schreiben.

Und da fängt das Problem schon an: Was bedeutet „Home Office“ überhaupt? Kann man frei entscheiden, wo man arbeiten möchte? Gibt es trotzdem eine Anwesenheitspflicht im Büro an bestimmten Tagen? Oder ist vielleicht sogar nur ein einziger Home Office-Tag gemeint, der dann vom Chef kritisch beäugt wird?

Weiterhin schreiben sich heutzutage so gut wie alle Unternehmen die berühmten flachen Hierarchien sowie flexible Arbeitszeiten auf die Fahne. Kostenlose Getränke, betriebliche Altersvorsorge und regelmäßige Team-Events? Klar doch.

Die Bewerber*innen bemerken jedoch recht schnell, ob all das auch tatsächlich im Unternehmen gelebt wird, oder ob es einfach nur Plattitüden sind. Wenn die Arbeitszeiten nur zwischen 8 und 18 Uhr flexibel sind und sich die Team-Events auf das Pizza-Essen im Büro nach Feierabend beschränken, dann sind potenzielle Bewerber*innen schneller wieder weg, als die HR-Abteilungen New Work sagen können.

New Work ist ein Marathon und kein Sprint

Unternehmen, die das Thema New Work ernst nehmen, müssen vor allem zwei Dinge verstehen: New Work ist ein (langwieriger) Prozess, der sich nicht über Nacht umsetzen lässt. Und noch viel wichtiger: Die New Work stellt die Mitarbeiter*innen und deren Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Das bedeutet, dass man als Unternehmen von Anfang an die Angestellten in den Prozess einbinden und auf ihre Wünsche und Sorgen eingehen sollte. Ein klassischer Top-down-Ansatz, wie er Jahrzehntelang in vielen Unternehmen üblich war, ist in diesem Kontext von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Bevor man also beispielsweise allen Mitarbeiter*innen ein Macbook oder iPad in die Hand drückt, feste Arbeitsplätze abschafft und auf ein Open Space-Konzept sowie Huddle Rooms setzt, sollte man zunächst einmal ein Meinungsbild innerhalb der Belegschaft einholen. Selbiges gilt für permanente Home Office-Lösungen, Yoga-Kurse oder Mitgliedschaften im Fitnessstudio. New Work hat viel mit Wertschätzung zu tun – und die sieht für jeden anders aus.

Zu guter Letzt muss man den Wandel natürlich auch wollen. Wenn die Geschäftsführung eigentlich gerne alles so belassen würde, wie es ist, und New Work-Konzepte in erster Linie als notwendiges Übel ansieht, dann kann daraus nichts Gutes erwachsen. Hinter New Work muss stets ein ganzheitlicher Ansatz stehen und kein Flickenteppich an Einzelmaßnahmen, die nicht ineinandergreifen.