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Wenn man eine Chipstüte öffnet, macht man sich selten Gedanken darüber, welchen Weg die Verpackung schon zurückgelegt hat. Bis die Chipstüte verpackt im Supermarktregal steht, waren schon eine Vielzahl an Verpackungsmaschinen und Industrieanlagen in den Herstellungsprozess involviert. Die Maschinenbaubranche ist ein komplexer Markt. Möchte ein Maschinenbauunternehmen neue Kund*innen akquirieren, benötigt das zuständige Vertriebsteam also erst mal ein breites Marktverständnis sowie ein tiefgehendes technisches Wissen über verschiedenste (Sonder-)Maschinen. Hier setzt Spotium an und bietet eine innovative Lösung, die KI und Vertrieb für den Maschinenbau miteinander verbindet.

Josefine Eidner im Interview mit Lisa Raab und Nico Bartelt, die Spotium gegründet haben.

Was macht Spotium?

Spotium bietet eine Sales Intelligence Plattform an. Die App beinhaltet eine granulare Marktsegmentierung für verschiedene Zielbranchen wie Intralogistik, Flughafen, Nahrungsmittel und Getränke. Außerdem ermöglicht sie es, Verkaufschancen für ganz spezifische Marktsegmente, zum Beispiel Verpackungsmittelmaschinen für Haustier-Nahrungsmittel in Dänemark, auszuwählen. Neben aktuellen Marktnachrichten und Verkaufschancen liefert die App auch Unternehmensdaten und Informationen über Marktgrößen.

Die Idee dahinter ist es, den Benutzer*innen einen schrittweisen Drilldown zu ermöglichen, beginnend mit den Markttrends bis hin zu spezifischen Unternehmen und Neuigkeiten in den Zielbranchen, mit dem Ziel, dass die Kund*innen effektive Vertriebsentscheidungen treffen können. Die Funktion „Markttrends“ ist derzeit in der Entwicklung und wird in Zukunft noch weitere Informationen liefern.

Was unterscheidet euch von Wettbewerbern?

Ein Alleinstellungsmerkmal von Spotium ist die Kombination aus modernsten Technologien im Bereich Natural Language Processing und von Spotium generierten Datenbanken zum Maschinenbau und Vertrieb. Dadurch kann die Plattform spezifische Verkaufschancen und Marktneuigkeiten identifizieren und diese mit Daten aus verschiedenen Quellen anreichern, um wertvolles Wissen für den Vertrieb zu generieren. Durch das Feedback der Nutzer*innen lernt die KI kontinuierlich dazu und erweitert das Informationsangebot.

KI und Vertrieb – passt das zusammen?

Natürlich! KI und Vertrieb ergänzen sich optimal. Die KI übernimmt die Recherche relevanter Vertriebsinformationen und bereitet sie individuell für die Kund*innen auf. Das spart den häufig stark eingebundenen Vertriebsteams enorm Zeit. Mit diesen Erkenntnissen kann der Vertrieb auf neue oder bestehende Kund*innen zugehen und erhält Neuigkeiten im besten Fall früher als seine Wettbewerber. Zusätzlich unterstützt Spotium den strategischen Vertrieb mit Marktgrößen und Unternehmensdaten, um sich langfristig in Wachstumsmärkte wie „Grüne Energie“ zu positionieren.

Wie genau kann ich mir das vorstellen?

Als Beispiel haben wir eine Neuigkeit über ein deutsches Unternehmen in Norderstedt, das 16 Millionen Euro in die Erweiterung seiner Produktion investiert. Spotium extrahiert automatisch relevante Informationen und erstellt eine Zusammenfassung der Neuigkeit. Diese Informationen reichert Spotium mit weiteren Marktdaten aus verschiedenen Quellen an, um das Marktbild zu einem relevanten Kunden zu vervollständigen.

Für wen ist Spotium gedacht?

Spotium hat seinen Fokus auf dem Maschinenbau und dessen Zulieferern. Zu diesen gehören beispielsweise Sensorhersteller, Antriebslieferanten und Verpackungsmaschinenhersteller. Besonders interessant ist die Software für Unternehmen, deren Produkte in unterschiedlichen Zielbranchen eingesetzt werden, wie beispielsweise der Lebensmittel-, Getränke-, Pharma- und Kosmetikbranche.

Wie kamt ihr auf die Idee, Spotium zu gründen?

Spotium wurde aus Nicos  Leidenschaft für Wirtschaftsingenieurwesen, technischen Vertrieb, KI und Data Science geboren. Während seiner Zeit als KI-Entwickler bei einem großen Antriebshersteller fiel ihm auf, wie mühsam es ist, manuell Marktforschung für den internationalen Vertrieb zu betreiben. Damals musste jedes Magazin einzeln nach relevanten Neuigkeiten durchsucht werden. Er dachte sich, dass das doch irgendwie auch einfacher gehen müsste.

Wie habt ihr euch als Team zusammengefunden?

Wir haben uns 2019 über eine gemeinsame Freundin in Karlsruhe kennengelernt und uns über Lisas Master und das Modul zum Thema Startups ausgetauscht. Im Laufe der Zeit haben sich unsere Gespräche vertieft und Nico hat seine Geschäftsidee vorgestellt. Lisa fand die Idee direkt super und Nico konnte sich gut vorstellen, dass Lisas Profil seine Kenntnisse genau passend ergänzt.

Wie groß ist euer Team inzwischen?

Seitdem ist unser Team um vier weitere engagierte Mitarbeitende gewachsen, die gemeinsam an der Umsetzung und Weiterentwicklung des Projekts arbeiten.

Sind noch mehr Mitarbeitende geplant?

Ja, wir wollen unser Team auf jeden Fall noch erweitern. Insbesondere im Bereich Vertrieb und Produktentwicklung benötigen wir noch Unterstützung. Mit einem größeren Team möchten wir uns verstärkt auf den Product-Market-Fit konzentrieren und eine umfassende Webapplikation entwickeln. Diese soll unsere Kund*innen von High-Level-Markttrends bis hin zu konkreten Verkaufssignalen umfassend unterstützen.

Warum habt ihr beim CyberLab Accelerator mitgemacht?

Wir haben am CyberLab Accelerator teilgenommen, weil wir beide bereits mehrere Jahre in einem Angestelltenverhältnis tätig waren und es ein großer Schritt war, sich in die Selbstständigkeit zu wagen. Allerdings hat uns die Geschäftsidee so begeistert und angespornt, dass wir unbedingt die Möglichkeit nutzen wollten, das Ganze auf einer „grünen Wiese“ zu testen. Der Accelerator bot uns den perfekten Rahmen, um unsere Idee in einem sicheren Umfeld zu entwickeln, zu optimieren und sie vor anderen Fachleuten und Mentor*innen zu pitchen. Außerdem haben wir durch die Teilnahme am Programm Zugang zu einem breiten Netzwerk an Kontakten erhalten, was für uns in dieser aufregenden Anfangsphase von unschätzbarem Wert war und heute auch immer noch ist.

Was hat euch im CyberLab am besten gefallen?

Der CyberLab Accelerator hat uns auf mehreren Ebenen enorm begeistert. Vor allem der Austausch mit anderen Startups war äußerst wertvoll, da wir dort Menschen mit ähnlichen Träumen und Herausforderungen getroffen haben. Dieser Austausch hat es uns ermöglicht, verschiedene Perspektiven einzunehmen und unsere Idee weiterzuentwickeln. Es war für uns ein erster Beweis dafür, dass unsere Idee Potenzial hat. Alles in allem war die Teilnahme am CyberLab Accelerator eine äußerst lohnende Erfahrung für uns.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Unser Hauptziel ist es, eine umfassende Sales Intelligence Plattform für unsere Kund*innen bereitzustellen. Mit Hilfe von weiteren Datenquellen und neuen KI-Modellen möchten wir mehr Informationen zum Wettbewerb, involvierten Unternehmen und Marktgrößen aufnehmen. Außerdem ist es uns wichtig, dass unsere Kund*innen unsere Plattform intuitiv und mit Freude nutzen, daher arbeiten wir gerade an einer benutzerfreundlicheren Bedienung.

Darüber hinaus planen wir unser Geschäft auf weitere Maschinensegmente auszudehnen. Wir sehen viel Potenzial in weiteren Bereichen wie z.B. in anderen Spezialmaschinen, der Metallverarbeitung sowie bei Herstellern für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik.