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Der OB-Wahlkampf wird auf Instagram im Stundentakt mitgeschnitten, auf Facebook kann man sich durch die Bilder vom Stadtfest scrollen und wer schnell mal den aktuellen Spielstand seines Fußballclubs braucht, wird garantiert auch in einem der vielen sozialen Netzwerken, die seine Heimatstadt bedient, fündig. Städte und Gemeinden informieren inzwischen fast ausschließlich über diese Kanäle. Aber wie soll man da eigentlich einen Überblick behalten? Und was ist mit denen, die keinen Social Media Account haben?

Jaimo aus Bad Schönborn macht gerade mit einem hochentwickelten Social Media Aggregator Furore, der sämtliche Inhalte aus den sozialen Netzwerken übersichtlich und in Echtzeit auf der Webseite der Stadt oder der Gemeinde abbildet. Der Vorteil: Nutzer sind lückenlos informiert und müssen außerdem keine Daten preisgeben. Eine Lösung, die in Zukunft nicht nur für Städte und Gemeinden hochattraktiv ist.
Bühne frei für „Stage“!

Ariane Lindemann im Gespräch mit Gründer Adrian Wabro.

Facebook, Insta & Co. sammeln Daten über Nutzende. Nicht jede*r hat darauf wirklich Lust. Städte, Gemeinden und Behörden wollen aber dennoch ihre Bürgerinnen und Bürger erreichen …

Ganz klar – Städte, Gemeinden und Behörden wollen und müssen zeitgemäß kommunizieren. Sie sind mittlerweile alle auf Social Media sichtbar. Allerdings gibt es viele Leute, die ganz bewusst keine sozialen Netzwerke nutzen. Damit diese auch über alles informiert sind, haben wir Stage entwickelt. Mit Stage sind Bürger*innen auch ohne Social Media Account informiert.

Gibt es denn wirklich so viele Leute ohne?

Absolut. Zum einen gibt es viele ältere Menschen, die sich mit der modernen Technik schwertun. Zum anderen sinkt die Bereitschaft in der Bevölkerung, Daten preiszugeben, die für den Zugang zu einem Kanal erforderlich sind.

Social Media ohne Nutzerkonto – wie geht das?

Stage ist ein hochentwickelter Social Media Aggregator, der Inhalte aus Quellen wie Facebook, Twitter und Instagram bündelt. Mit unserer Lösung bieten wir öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen die Möglichkeit, ihre Social Media Beiträge zentral zu sammeln, zu archivieren und weiterzuverarbeiten. Die Informationen können anschließend vollautomatisch auf der eigenen Website der Kunden, in einer App oder auf einem Infomonitor dargestellt werden.

Wenn etwas aus dem Rathaus auf Instagram gepostet wird, ist es gleichzeitig auf der Webseite zu lesen?

Ja. Damit geben wir unseren Kunden eine unabhängige, datenschutzkonforme und barrierefreie Möglichkeit an die Hand. Denn Bürgerinnen und Bürger vertrauen der Webseite einer Organisation – im Gegensatz zu sozialen Netzwerken. Zudem ist man auf der Webseite noch besser informiert, weil man dort alles an einem Ort, gut strukturiert, übersichtlich und ebenfalls in Echtzeit findet.

Wie schützt Stage Bürgerinnen und Bürger?

Wir bieten ein Höchstmaß an Datensicherheit, weil wir keine Nutzerdaten sammeln oder verarbeiten. Sämtliche Features werden unter Rücksprache mit offiziellen deutschen Datenschutzbehörden entwickelt.

Das heißt, Jaimo revolutioniert den Informationsfluss …?

Wenn du so willst: Ja. Denn damit können wir Informationen aus den sozialen Netzwerken in einem sicheren Raum abbilden, dem die Leute vertrauen. Das brauchen wir in Zeiten, wo wir nie wissen, was mit unseren Daten eigentlich passiert.

„Wir bieten mit Stage eine Lösung für alle Kommunen und Behörden, die ihre Bürger*innen schützen wollen.“

Stage zielt allerdings nicht nur auf Non-Social-Media-User ab …

Nein, Stage ist nicht nur für die, die keinen Social Media-Account haben, geeignet, sondern auch für alle, die einen besseren Überblick über sämtliche Posts von mehreren Kanälen haben wollen.

Die Städte profitieren maximal …

Städte, Gemeinden und Behörden können so ihre Social Media Beiträge präsentieren und Nutzer*innen können nach Accounts oder Stichwörtern filtern. Für unsere Kunden ist es wichtig, dass automatisch alle Inhalte auf der Website ausgespielt werden, ohne dass sie selbst nochmal Arbeit reinstecken müssen. Die meisten Organisationen haben unzählige Social Media Accounts und informieren darüber hinaus noch über verschiedene Webseiten. Wichtige Informationen stehen also nie allen gleichzeitig zur Verfügung. Mit Stage wird das wieder auf die Website gebracht.

Welche weiteren Vorteile hat Stage?

Kunden können damit ihre Website ohne manuellen Aufwand aktuell halten, ohne sich um Datenschutzprobleme zu sorgen. Sie können durch die Verknüpfung mit ähnlichen Einrichtungen für maximale Reichweite sorgen oder auch ihre Zielgruppe auf Kanäle aufmerksam machen, die sie noch nicht kennen. Zudem profitieren sie von klugen Vernetzungen zwischen ihren Accounts und Accounts von mit ihnen verbundenen Einrichtungen.

Von kleinen Ortschaften bis zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz wird eure Software bereits genutzt …

Angefangen bei Gemeinden wie zum Beispiel Bad Schönborn, Ubstadt-Weiher, Sinsheim, über größere Städte wie Heidelberg, Sindelfingen und Freiburg bis hin zu den baden-württembergischen Ministerien und auf Bundesebene dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz ist Stage bereits im Einsatz. Das zeigt ganz gut durch alle Schichten, wie wichtig es ist, Informationen einfach und klar strukturiert an die Leute zu bringen.

Was kommt nach den Städten und Gemeinden?

Im nächsten Schritt werden wir verstärkt Unternehmen und Vereine zunächst bei uns in der Region angehen. Denn auch für Unternehmen ist Stage hochinteressant, um ihre Webseite aktuell zu halten, was sich auf die Suchmaschinenoptimierung auswirkt, und in Sachen Datenschutz abgesichert zu sein.

Bei Städten und Gemeinden mahlen die Mühlen ja oft etwas schwerfällig. Wie habt ihr euer Produkt anbringen können?

Zu Beginn war es tatsächlich etwas schwierig. Wir sind mit einem hochriskanten Geschäftsmodell gestartet, das an vielen Stellen erstmal Skepsis auslöste. Wir haben uns lange den Kopf darüber zerbrochen, wie man eigentlich an eine Gemeinde oder eine staatliche Einrichtung rangeht. Im Endeffekt haben wir wirklich auf die klassischen Mittel gesetzt: Cold calling, Emails, Events Präsenz und das – so unangenehm es auch ist – einfach mit dem Kopf durch die Wand so lange durchzuziehen, bis es klappt. Da gibt es kein Allheilmittel und das kann man auch nicht schönreden, aber es ist eben das klassische Mittel, das funktioniert. Am Ende haben wir durch viele Gespräche die Kunden überzeugt.

Wie habt ihr das finanziert?

Weil wir eben mit diesem hochriskanten Geschäftsmodell gestartet sind, haben wir entschieden, das Ganze komplett gebootstrapped durchzuziehen, was wir bis heute machen. Das heißt, wir halten noch alle unsere Prozente. Das ist zwar viel Arbeit, hat aber auch seine Vorteile. Wir sind ständig in einer hoch angespannten Phase, was das Finanzielle angeht, weil wir jeden Cent, den wir haben, wieder in die Firma stecken. Aber so wie sich alles entwickelt, können wir sehr optimistisch in die nächsten Monate und die Zukunft schauen.

Auch, weil ihr ganz sicher sein könnt, dass der Need da ist?

Ja, der Need ist da und er wird immer größer. Das Problem bei den Kunden wird dann nicht mehr sein, ob sie eine solche Lösung brauchen, sondern wie sie sie finanzieren. Denn in einer Gemeinde ist es oftmals schwierig, überhaupt ein paar Euro für irgendwas neues Langfristiges freigeben zu lassen. Das Problem ist hier, die Entscheidungsträger*innen zu überzeugen. Nicht selten landet man im ersten Anlauf bei der falschen Person. Da werden bürokratische Prozesse in Gang gesetzt, die sich hinziehen können. Auch wenn der Bedarf da und die Begeisterung groß ist, kann es trotzdem bis zum Abschluss ein Jahr dauern oder mehr.

Stage für den Katastrophenschutz – wird das Realität?

Der nächste Schritt ist, mit dieser Kerntechnologie Warnmeldungen und Sensordaten auf lokaler Ebene zu erheben. In einem Projekt, das wir mit Bad Schönborn, unserer Heimatgemeinde, angehen wollen. Da geht es zum Beispiel um Hochwassermeldungen, die wir dann auch über diesen Weg kommunizieren können.

Wie sieht das dann konkret aus? Könnt ihr sagen, wo Hochwasser über die Ufer schwappt?

Ja. Mittels Sensoren können wir zum Beispiel Gemeinden warnen, wenn sich eine Gefahr anbahnt. Ähnlich könnten wir es beim Thema Luftverschmutzung einsetzen oder noch weitergedacht, über die Parkplatzbelegung in einer Stadt via Sensortechnologie gekoppelt, informieren.

Ihr seid Mitglied im CyberForum. Hat euch das Netzwerk etwas gebracht?

Wir fanden den Grundgedanken sehr reizvoll, dass sich Gleichgesinnte in einer solchen Gruppierung zusammenfinden. Die Möglichkeit zu haben, auch ein bisschen über den eigenen Horizont hinaus zu stechen, mit jemandem zu reden, der ähnliche Probleme hat oder hatte oder wo wir vielleicht auch helfen können, Probleme zu vermeiden. Uns geht es um den gemeinsamen Austausch von Leuten, die lieben, was sie machen. Und das findet im CyberForum statt.