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Im GründerView stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende Startups vor. SPONSORT ist Crowdfundingplattform mit lokalem Fokus. Das Startup hat sich auf nachhaltige Ideen und Projekte spezialisiert. Im Interview sprach ich mit Marco darüber, wie Unternehmen und Städte nachhaltige und regionale Ideen unterstützen können.

Euer Startup in einem Tweet! (140 Zeichen inkl. Leerzeichen!)

SPONSORT macht sich dafür stark, dass die Leute gute Ideen in ihrer Stadt schneller und unbürokratischer umsetzen können #Cofunding #dogood

Drei Bücher die man nicht nur als Gründer unbedingt gelesen haben sollte

Um zu lernen, weshalb auch Scheitern wichtig ist:
„Wo ist das Problem?: Design Thinking als neues Management-Paradigma“ von Emmanuel Sauvonnet

Um zu reflektieren, weshalb es keine absolute Wahrheiten gibt und keine festgelegten Handlungs- und Entscheidungsroutinen geben sollte: „Konstruktivismus: Die Grundlagen systemischer Therapie, Beratung und Bildungsarbeit“ von Falko von Ameln

Für die Einsicht, dass das Leben aus mehr besteht als Arbeitsdrang und Emsigkeit: „Aus dem Leben eines Taugenichts“ von Joseph Eichendorff

Wie hat sich euer Gründerteam zusammengefunden?

Im Jahr 2015 starteten wir – damals noch als Arbeitskollegen in einer Kommunikationsagentur – eine Crowdfunding-Kampagne für ein Waisenhaus in Kamerun. Mithilfe der Crowd und durch die Kooperation mit einem Unternehmen aus der Milchbranche konnten wir den benötigten finanziellen Bedarf zur Anschaffung von zwei Milchkühen, einem Bullen sowie zur Errichtung eines Stalls sehr schnell deckeln. Innerhalb von zwei Monaten haben wir es geschafft, die Lebenssituation der Kinder vor Ort maßgeblich zu verbessern – sowohl was die Versorgung mit Lebensmitteln angeht, als auch, was die längerfristige Finanzierung des Waisenhausbetriebes betrifft.

Wir waren selbst überrascht, welches Potenzial durch eine breit ausgelegte Kooperation zwischen der Crowd und Unternehmen aktiviert werden konnte. Dieses Prinzip haben wir bei SPONSORT aufgegriffen und auf unsere Heimatregion übertragen. Wir glauben daran, dass gute und sinnvolle Ideen wirklich überall vorhanden sind, es bedarf lediglich einer Struktur des Ermöglichens, um diese aus der gedanklichen Sphäre in real-weltliche Strukturen zu überführen.

Über welche Stolpersteine musstet ihr während der Gründung steigen?

Wie üblich gab es da so einige. Auf der einen Seite sind hier natürlich die juristischen Rahmenbedingungen zu nennen: das Prinzip des Crowdfundings findet zwar seit einigen Jahren – vor allem im internationalen Ausland – Anwendung, dennoch stehen wir in Deutschland hier noch immer relativ am Anfang der Entwicklung. Auf der anderen Seite stellte natürlich auch die technische Umsetzung eine Herausforderung dar.

Wirklich funktionale Musterlösungen gab es hier für uns nicht, weshalb wir unser System von Grund auf selbst konzipierten und aufsetzten. Dann war da natürlich noch die Sache mit der Finanzierung: SPONSORT entstand und gedieh stets in Eigenregie, das Bootstrapping hat jedoch – wie alles – zwei Seiten. Der absoluten Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit, die mit der ausschließlichen Eigenfinanzierung einhergeht, steht natürlich eine gewisse Unsicherheit gegenüber.

Zu guter Letzt ist hier jedoch auch die Aktivierung der eigentlichen Zielgruppe zu nennen. Zu den zentralen Herausforderungen aller Startups zählt wohl, iterative Überzeugungsarbeit zu leisten und plausibel zu machen, weshalb das eigene Produkt / Konzept einen Mehrwert bietet. Die zuletzt genannten Punkte kann man jedoch getrost als Geburtsschmerzen subsumieren, die wohl so ziemlich jeder Gründer durchleiden muss.

Ihr habt Euch auf Crowdfunding von lokalen, nachhaltigen Ideen spezialisiert. Was unterscheidet euch sonst noch von anderen Crowdfunding-Plattformen?

Das Crowdfunding ist bei uns lediglich ein Instrument unter vielen. Wir verstehen uns eher als CoFunding-Plattform. Wir verbinden die kreativen Potenziale und Visionen der Ideengeber nicht nur mit der Hilfsbereitschaft privater Geldgeber, sondern ebenfalls mit dem Anspruch von ansässigen Unternehmen, sich für die Menschen in „ihrer“ Region stark zu machen.

Das Schlüsselwort heißt CSR. Moderne Unternehmen können es sich nicht leisten, die eigenen Richtlinien zur Übernahme gesellschaftsrechtlich und sozialer Verantwortung intransparent, halbherzig oder unauthentisch zu gestalten. Wir helfen Unternehmen dabei, potenzielle Wirkungsbereiche zu identifizieren und ihre CSR-Ambitionen mit passenden Projekten oder auch thematischen Kampagnen zu „matchen“. Daher beraten wir kleine, mittelständische sowie auch große Unternehmen und machen diese zu Fürsprechern und Förderern einer neuen Art des gesellschaftlichen Miteinanders. Hier befinden wir uns natürlich in einem Grenzbereich, in welchem sich auf Unternehmensseite CSR, PR, Marketing, Volunteering oder auch generell Mitarbeitermanagement treffen und auf einer eher gesamtgesellschaftlichen Ebene der Steigerung von bürgerschaftlichem und zivilgesellschaftlichem Engagement sowie der Maximierung des Social Impacts gegenüberstehen.

Welche Möglichkeiten bietet SPONSORT Unternehmen und Städten? Wie sehr nehmen Unternehmen bisher die Möglichkeiten gemeinnützige Projekte zu unterstützen wahr?

Neben der Beratung von Unternehmen konzipieren und realisieren wir für diese beispielsweise individuelle Kampagnen und Contests zu passenden, thematischen Schwerpunkten. Beispielsweise über die Etablierung einer eigenen Plattform (z.B. für interne Mitarbeiterprojekte) oder das „Sponsor-Matching“ mit passenden gemeinnützigen Projekten. Auf der anderen Seite beraten wir auch Städte und Kommunen hinsichtlich der sinnhaften Einbindung der Ideen, Interessen und Bedarfe ihrer Bürger. Gemeinsam mit anderen Akteuren aus der Kultur- und Kreativwirtschaft haben wir jüngst die Stadt Heidelberg im Zuge des Bitkom-Wettbewerbs zur „Digitalen Stadt“ beraten und dabei geholfen, sinnvolle digitale Innovationen auf einer kommunalen Ebene zu identifizieren und anzustoßen.

Daneben bieten wir Städten natürlich auch die Entwicklung und Betreuung von eigenständigen Crowdfunding-Plattformen an. Ein großes Thema ist für uns darüber hinaus die Finanzierung von Infrastrukturprojekten. Mit der Internationalen Bauaustellung Heidelberg (IBA Heidelberg) starteten wir im Frühjahr einen Online-Wettbewerb für fünf Infrastrukturprojekte in der Stadt, bei dem die User über die Vergabe des Preisgeldes von 10.000 € abstimmten. Die großartige Resonanz, die wir mit der Voting-Aktion erzielten, überführen wir ab September in eine anschließende Crowdfunding-Aktion, bei der die Bürger erstmals die Möglichkeit habe, ihre präferierten Stadtprojekte unmittelbar finanziell zu unterstützen. Dies ist in Deutschland bislang einzigartig und wir sind gespannt, welche Potenziale sich hier – auch für andere Regionen – messen lassen.

Tendenziell halten wir immer Ausschau nach geeigneten Anknüpfungspunkten, die sich aus dem Prinzip des Crowdfundings ergeben – und da gibt es so einige. Dies schlägt sich auch in unseren Referenzen nieder: neben der Realisierung von diversen, klassischen Crowdfunding-Projekten, in welche wir Unternehmen als Sponsoren einbringen, realisierten wir in der Vergangenheit größere, themenspezifische Kampagnen für Kunden wie SAP, die Schiller International University oder regionale Banken. Nach meinem Eindruck wächst die Nachfrage nach professionellem CSR-Campaigning stetig, und das nicht nur bei Global Playern (z.B. durch die CSR-Belegpflicht)

In welchem Startup würdet ihr gerne mal einen Tag Einblick in den Arbeitsalltag bekommen?

Für mich derzeit persönlich sehr interessant: das Startup Geco-Gardens, welches ausgeklügelte, vertikale Kleingärten für Städter entwirft und das Konzept des „Urban Gardenings“ so auf kleinster Fläche und in Bio-Qualität erlebbar macht. Ich sehe darin nicht weniger als die Zukunft einer vernünftigen und umweltschonenden Grundversorgung mit frischem Gemüse. Weiter so!

Wie lautet deine Empfehlung für die Mittagspause?

Im Sommer auf jeden Fall: ab ins Freie, Handy aus, Schuhe aus, Gedanken schweifen lassen!

Baden-Württemberg ist für Gründer…

… seit jeher Ort der Inspiration und des Tatendrangs. Land des Schaffer, Macher und Denker, der gut gediehenen Wirtschaftsstruktur und Innovationsfähigkeit. Und daneben vor allem : eine wunderschöne Heimat!

Über SPONSORT

SPONSORT ist eine Crowdfundingplattform mit lokalem Fokus. Das Startup hat sich auf nachhaltige Ideen und Projekte spezialisiert. Dabei kann eine Idee mit dem benötigten Projektbudget eingereicht werden. Sobald die Hälfte des Finanzierungsbedarfs durch die Crowd gedeckt wurde, aktiviert Sponsort seinen Crowdfond und findet passende Sponsoren für die Idee. Falls die 50%-Hürde nicht erreicht wird, fließt das gesponsorte Geld in den Crowdfond, mit dem wiederum andere Projekte unterstützt werden.
www.sponsort.de

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