Lesedauer ca. 5 Minuten

2019 gegründet, drei feste Mitarbeiter, eine vakante Stelle und eine Dependance im CyberLab – dem IT Accelerator des Landes Baden-Württemberg, betrieben durch das CyberForum. Die Rede ist von dem Startup „Appointrix“, betrieben von den drei Gründern Markus Spöri, Patrick Piatkowski und Matthias Koppenborg. Die Idee: Prozessabläufe von bestellten Waren – der Fokus liegt beim Start auf weißer Ware wie Waschmaschinen oder Geräten, die noch beim Kunden installiert werden müssen – für alle Beteiligten transparent zu halten. Ziel ist es, Effizienzen zu steigern und Ressourcen zu sparen.

Unterstützt wird das Vorhaben über das von der EU geförderte Interreg Danube Projekt FORESDA.

Im Interview verrieten die drei Gründer mehr über die Hintergründe der Idee und welche Vision sie antreibt.

Erzählt uns als Gründer des Startups Appointrix zunächst etwas über eure Plattform, die aktuell mit dem EFRE-Fonds gefördert wird!

Produkte, die im Einzelhandel bestellt wurden, ausgeliefert und installiert werden müssen, ganz gleich, ob Möbel, Küchen oder Elektrogeräten, unterliegen bestimmten Prozessabläufen: die Ware muss für die Auslieferung vorbereitet werden und der Handwerker oder Installateur sollte über die Bedingungen vor Ort, beim Kunden, Bescheid wissen. In welches Stockwerk muss die Ware geliefert werden? Wie weit sind Steckdose oder Wasseranschluss entfernt?  

Unsere Anwendung klärt zunächst im Vorfeld all diese Fragen und liefert für Verkäufer, den Servicemitarbeiter aber auch für den Kunden eine klare Vereinbarung über Art und Umfang der Dienstleistung. Im nächsten Schritt kann aufgrund dieser detaillierten Informationen ein sowohl für den Kunden als auch den Dienstleister optimierter Termin geplant und durchgeführt werden. Dies alles wird von unserer Plattform übernommen, welche gleichzeitig während des gesamten Prozesses alle Beteiligten über den aktuellen Status informiert. 

Welche Hintergründe habt ihr als Gründer? Und wie ist die Idee zu Appointrix entstanden? 

Wir haben alle ein umfangreiches IT-Studium am Karlsruher Institut für Technologie abgeschlossen. In unserer Berufserfahrung haben wir ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen. Markus hat sich schon früh selbstständig gemacht und eine eigene Firma für Softwareentwicklungsprojekte aufgebaut. Dadurch kam er auch in den Kontakt zu der Branche und dem Themengebiet, in dem wir jetzt tätig sind. Patrick hat verschiedene Projekte bei IT-Firmen und Instituten abgeschlossen und ist Experte im operativen Einsatz von agilen Entwicklungsmethoden. Matthias bringt mit seiner Unternehmensberatungserfahrung einen geschulten Blick ein.

Das Potenzial ist uns durch den Kontakt zur Einzelhandelsbranche aufgefallen, woraufhin wir uns entschieden haben eine passgenaue Lösung für diese zu entwickeln und uns vollständig darauf zu konzentrieren. 

Wer sich auf Social Media-Bewertungen von Einzelhändlern durchliest, dem fällt auf, dass oftmals gerade Vor-Ort-Dienstleistungen kritisiert werden. Lieferzeiten werden nicht eingehalten oder Lieferpakete werden nicht umgesetzt. Hinzu kommt, dass der Kunde sich oftmals einen halben Tag frei nehmen muss, weil die Lieferzeitfenster weit gesetzt werden. Warum ist die Koordination und Kommunikation in Sachen Lieferung und Vor-Ort-Dienstleistungen so schwierig? 

Unternehmen beherrschen es gut, interne Prozesse zu organisieren, hier kommt aber der Endkunde bei einem, schon von Natur aus, komplexen Auslieferungsprozess hinzu. Die Herausforderung ist, dass der Kunde zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein muss, und gleichzeitig dadurch möglichst wenig eingeschränkt werden soll. Dabei ist es sehr wichtig, den Kunden als integralen Bestandteil der Auslieferung zu sehen, sowie ihn über den aktuellen Status und seine Dienstleistung zu informieren. 

 Welche Branchen habt ihr besonders im Fokus? 

Derzeit sind wir sehr aktiv bei Weißware-Großgerätehändlern (Waschmaschinen, Geschirrspüler etc.). Als Nächstes wollen wir die Möbelbranche, IT-Systemhäuser und Handwerker mit unserer Software bereichern. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Online- oder Offline- Präsenz handelt. 

Welche Funktionen deckt euer Portal derzeit ab?

Die Grundfunktionen sind bereits abgebildet. Besonders in der Spezifikation der Dienstleistung sind wir bereits sehr stark und erhalten tolles Feedback von unseren Kunden. Generell verfolgen wir das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung und sind im ständigen Austausch mit unseren Kunden, um unsere Lösung noch besser zu machen. 

Euer integrierter Tourenmanager plant die Lieferabfolge mittels Algorithmus. Wie kann man sich das vorstellen? 

Betriebswirtschaftlich betrachtet erzeugt nur die Zeit beim Kunden einen Mehrwert und somit Umsatz. Es gilt somit, die Fahrtzeiten des Technikers zu minimieren. Das Grundprinzip ist, dass wir dem Kunden Termine, die logistisch optimiert wurden, vorschlagen. Dabei müssen sowohl die bereits beauftragten Lieferungen und vereinbarten Zeiten berücksichtigt werden als auch eine präemptive Planung für zukünftig erwartete Aufträge erfolgen. Hierzu wenden wir statistische Verfahren sowie Prinzipien des maschinellen Lernens an, um eine möglichst optimale Planung für alle Beteiligten zu gewährleisten. 

Vor allem der fehlende Kommunikationsfluss sowie Missverständnisse zwischen Kunden und Lieferanten sind ein großes Problem. Wie löst ihr dieses? 

Zunächst spezifiziert und dokumentiert der Kunde seine gewünschte Dienstleistung. Dabei kann ihn auch ein Verkäufer unterstützen, insbesondere wenn es um Fragen zu Begebenheiten am Dienstleistungsort geht. Zudem wird ein Lieferzeitraum bestimmt. Die Absprachen werden daraufhin dem Kunden per E-Mail zur Verfügung gestellt. Der Kunde kann so, wenn er zum Beispiel zu Hause ist, überprüfen, ob seine Angaben stimmen. Anschließend kann der Kunde sich über seine Dienstleistung und vorhergesehenen Lieferzeitpunkt informieren. So verhindern wir, dass der Kunde aktiv warten muss. Hiermit kann man als Endkunde beispielsweise bei einer Waschmaschinenlieferung normal zur Arbeit fahren und durch eine Benachrichtigung vor der Lieferung, zielgenau nach Hause kommen. Dadurch können wir durch die beschriebenen Funktionen sowohl für den Lieferanten, den Markt und insbesondere für den Endkunden einen erheblichen Mehrwert bereitstellen.

FORESDA:

Das von der EU geförderte Interreg Danube Projekt FORESDA setzt sich zum Ziel, die traditionellen forstbasierten Bereiche in innovative, moderne Bereiche umzuwandeln. Das CyberForum hat dabei die Führung des Projekts inne. Innovationsfreundliche Ökosysteme sollen die bestehenden Wertschöpfungsketten verbessern oder neu gestalten. Die Innovationsfähigkeit der im ländlichen Raum ansässigen KMU fördert nachhaltig ihre Wettbewerbsfähigkeit. Weitere Ziele sind eine Verbesserung der Innovationskultur in KMU, Stärkung der regionalen Cluster und Umsetzung neuer Formen der Zusammenarbeit im Donauraum. Das regionale Pilotprojekt zum Thema „Smart Home/Smart Furniture“ zeigt das Potential einer modernen Forstwirtschaft und Möbelindustrie. Das Start-up Appointrix ist ein von FORESDA unterstütztes Innovationsprojekt. Das EU-Projekt, das am 1. Januar 2017 begonnen hat, hat eine Laufzeit von 30 Monaten.