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Das Buzzword Agilität lässt sich aktuell überall finden. Wer heutzutage keine agilen Strukturen in seinem Unternehmen aufbaut, gilt als abgehängt. Was für viele alteingesessene Unternehmen als unüberwindbares Hindernis erscheint, greifen insbesondere Startups ganz natürlich auf.

Objectives and Key Results: klare Ziele und klare Kommunikation

Ein Trend aus den USA, den bereits auch einige Startups in Deutschland übernommen haben, ist der sogenannte Objectives-and-Key-Results-Ansatz, kurz OKR-Ansatz. Bei dieser Methode liegt der Fokus darauf, große Ziele in kleinere herunterzubrechen. Setzt sich das Unternehmen beispielsweise das Ziel, seine Bekanntheit zu steigern, stellt das Team zusammen, durch welche Teilziele sich dies erreichen lässt.

Eine Konkretisierung macht Ziele greifbarer und es lässt sich besser überprüfen, ob und in welchem Maße das Team diese erreicht. Das Besondere an dieser Methode stellt die offene Kommunikation innerhalb des Unternehmens dar. Bei der Findung der Teilziele sollte nicht nur jedes Teammitglied in seinem Bereich eine Rolle spielen. Auch die Ziele jedes einzelnen Mitarbeiters – den Geschäftsführer eingeschlossen – kann jeder einsehen. Dies kann für alteingesessene Chefs eine große Herausforderung darstellen.

Design Thinking: agile Methoden für agile Märkte

Das Konzept des Design Thinking spielt für viele Startups ebenfalls eine große Rolle. Bei dieser Arbeitsweise steht der Nutzer im Fokus der Herangehensweise. An ihm ausgerichtet, entwickeln Design Thinker eine geeignete Lösung für ihr Problem.

Da sich viele Startups gründen, weil sie eine Marktlücke entdeckt haben und diese selbstständig füllen wollen, steht hier die Problemlösung schon von Anfang an im Fokus. Dieses Konzept stellt dabei zugleich eine Grundhaltung und eine Methode dar. Eine offene Arbeitsweise, die auch Platz für ungewöhnliche Ideen und Herangehensweisen bietet, gehört für viele Startups zum Alltag. Ein weiterer Punkt, der sowohl im Konzept des Design Thinking als auch darüber hinaus eine wichtige Rolle spielt, stellen interdisziplinäre Teams dar. Ein diverses Team mit unterschiedlichen Werdegängen, Expertisen und sozialen Stärken findet weitaus mehr Lösungen als eine Gruppe Gleichgesinnter. Erst die Reibung unterschiedlicher Ansätze führt zu optimalen Ergebnissen. Auch dies zählt zu den Punkten, die viele Startups bereits verinnerlicht haben.

Fail Fast: schnell scheitern, um schnell wieder aufzustehen

Bei Startups gehören flache Hierarchien und offene Kommunikation oftmals zum Alltag. Kurze Feedbackzyklen bieten ihnen an dieser Stelle einen entscheidenden Zeitvorteil. Regelmäßige Stand-up-Meetings bringen beispielsweise alle Teammitglieder schnell auf den gleichen Stand und verschwenden dabei keine unnötigen Ressourcen. Die Zeit, die Mitarbeiter durch Absprachen, das Beheben von Missverständnissen, Telefonrückfragen oder unnötige E-Mail-Korrespondenz zusammengenommen vergeuden, steht in keinem Verhältnis zu regelmäßigen kurzen Meetings.

Bei diesen Meetings muss sich das Team aber vor allem an klare Regeln, wie eine kurze Dauer, die Vermeidung beziehungsweise Vertagung von Diskussionen und eine gute Vorbereitung, halten. Auch Lob und Kritik kommt offen und konstruktiv zur Sprache, sodass sich jeder als gleichberechtigtes Teammitglied fühlt. Diese offene Kommunikation spielt auch eine Rolle, wenn es darum geht, Fehler zu machen. Gerade bei Startups gibt es selten Erfahrungswerte aus jahrelanger Beschäftigung mit einem Thema auf die das Unternehmen aufbauen kann. Neue Wege zu gehen und sich zu trauen, Fehler zu machen, gehört für sie zur Weiterentwicklung. Natürlich bedeutet das nicht, blind an einem Projekt zu arbeiten und auf ein möglichst positives Ergebnis zu hoffen. Vielmehr geht es darum, bereits zu einem möglichst frühen Zeitpunkt des Arbeitsprozesses Feedback einzuholen. Dieser Ansatz läuft im agilen Management unter dem Begriff Fail Fast.

Flexibilität im Fokus

Flexible Arbeitsweise trifft auf mehreren Ebenen den aktuellen Zeitgeist. Schließlich steht für die neue Generation an Arbeitskräften das Ergebnis im Fokus. Auf welchem Weg, an welchem Ort und zu welcher Uhrzeit sie dieses erreichen, spielt dabei eine nebensächliche Rolle. Viele Startups bieten ihren Mitarbeitern diese Flexibilität. Der Nine-to-five-Job und damit die strikte Trennung von Arbeit und Freizeit stellen oftmals kein praktikables Konzept mehr dar. Zwischendurch kurz die neuesten Tweets zu checken, ist für viele genauso selbstverständlich, wie abends auf dem Sofa noch die E-Mails des Kunden zu beantworten.

Zwischen Arbeit und Freizeit herrschen meist fließende Übergänge, sodass kein Bedarf mehr besteht, diese Bereiche auszugleichen. Auch in Sachen Arbeitsplatz haben Startups oftmals die Nase vorn. Häufig wirken ihre Büros für ihre Mitarbeiter wie ein zweites Zuhause, in dem sie Freunde statt nur Kollegen treffen. Sie ähneln dabei eher einer WG als einem Büro. So kommen Angestellte am Kickertisch zusammen, um neue Ideen auszutauschen, oder entspannen in der Lounge und lassen ihre Gedanken schweifen. Genauso bieten aber auch neue Bürokonzepte wie Coworking-Spaces den Vorteil, dass die dort Arbeitenden durch interdisziplinären Austausch voneinander zu profitieren. Bei all der Flexibilität kann aber eine große Schwäche darin bestehen, dass Mitarbeiter bis ans Limit arbeiten. Gerade hochmotivierte Gründer legen so viel Wert darauf, ihre Ziele zu erreichen, dass sie vergessen, sich auch Auszeiten zu gönnen. Diese gehören jedoch dazu, auch wenn die Arbeit noch so viel Spaß macht.

Auch wenn Startups als Paradebeispiele für die moderne Arbeitswelt dienen, gibt es keinen Schlüssel, keine Methode und auch kein Konzept, das für alle Unternehmen gleich gut funktioniert. Nach wie vor ist der Faktor Mensch entscheidend, sodass Unternehmen nicht einfach Strategien anderer kopieren können.