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Während beim Karlsruher Gamifaction-Kongress „Bizplay“ in diesen Minuten die Themen eSport, Arts & Creativity sowie Artificial Intelligence im Mittelpunkt stehen, hat sich die techtag-Redakteurin die Frage gestellt, wie auch im Bereich Bildung Erkenntnisse aus der Gamingwelt sinnvoll eingesetzt werden können. Ihr Fazit: Frontalunterricht im wilhelminischen Stil war gestern; Gamification könnte ein Weg sein, die Bildungslandschaft zu revolutionieren. Ein Einblick in die Elemente gamifizierten Lernens und das Potenzial, das in dieser Methode steckt.

Bei der Bizplay 2019 in Karlsruhe geht es erneut darum, spielerische Elemente in spielfremden Kontexten einzusetzen und zu nutzen. Zahlreiche Unternehmen haben inzwischen Gamification für sich entdeckt. Zum Beispiel, wenn es um innerbetriebliche Weiterbildungen geht. Games machen nun mal Spaß, warum sich die Wirkungsweise nicht zu Nutze machen?

Was für Erwachsene funktioniert, kann in dem Fall auch für Kinder nicht verkehrt sein – im Gegenteil: Mediendidakten versprechen sich viel vom sogenannten gamifizierten Lernen.

Ist Gamification wirksam?

Wie schaffen es Lehrende nun aber, Schüler so für den Stoff zu begeistern, dass diese freiwillig die Inhalte wiederholen und gern bei der Sache bleiben? Der Trick liegt darin, Lernmethoden durch Gamification so zu gestalten, dass Pauken Freude bereitet und zum Weitermachen motiviert. Gamifiziertes Lernen lebt von insgesamt sechs Elementen. Jedes Element hat für sich genommen bereits positive Auswirkungen auf die Motivation, in Kombination sind sie umso wirkungsvoller. Doch welche Elemente sind es, die Lernen revolutionieren können?

Packende Herausforderungen

Eine gute Geschichte hat Menschen noch immer begeistert. Wenn also etwa ein Planspiel im Unterricht gespielt wird, bei dem Schüler die Geschäftsführung eines Unternehmens oder eine andere wichtige fiktive Rolle innehaben, gibt es eine relevante Motivation, seine Sache gut zu machen, auch wenn es sich nur um ein fiktives Szenario handelt. Packende Hintergrundgeschichten können Wunder wirken.

Motivierende Einzelaufgaben

Kleine Erfolgserlebnisse ebnen den Weg zur Beharrlichkeit. Sind die Aufgaben so gestaltet, dass es immer wieder einen Moment des Erfolgs gibt, auf dem der nächste Schritt aufbaut, bleiben die Lernenden stärker interessiert und fokussiert. Deswegen sind ein modularer Aufbau der Lernaufgabe und ein erkennbarer Zusammenhang der einzelnen Schritte Gold wert.

Klare Entscheidungspfade

Verwirrung frustriert und führt dazu, dass Lernende möglicherweise frühzeitig aufgeben. Deswegen sollten die „Spielregeln“ klar umrissen und die Gewinnkriterien transparent sein, sowie möglichst wenig Raum für potenziell falsche Interpretation gelassen werden. Schließlich kennen die meisten das Gefühl, dass schnell der Spaß am Spiel verloren geht, wenn man glaubt, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht verstanden zu haben.

Kontinuierliche Erfolgsupdates

Rankings spornen an. Wird der Erfolg nach außen sichtbar, indem etwa Punkte oder Abzeichen vergeben werden, motiviert das ungemein. Auch wenn das Spiel nicht zu einem reinen Wettkampf verkommen soll, bei dem die Inhalte und der Spaß auf der Strecke bleiben: Ein bisschen Erfolgsmessung kann ein wahrer Lernbooster sein.

Kollaborationseffekt

Das können Schüler nicht früh genug lernen: Im Team arbeitet es sich oft besser. In der Gruppe profitieren alle von den unterschiedlichen Sichtweisen auf die Aufgabe, bringen eigene Ideen und Kenntnisse ein und beflügeln sich gegenseitig. Die Kids lernen nicht nur von der Aufgabe, sondern auch voneinander – und das macht zudem auch noch jede Menge Spaß.

Kurze Feedbackzyklen

Schnelles Feedback ist extrem wertvoll: Das gilt nicht nur vertikal entlang der Hierarchielinien, also in der Regel von Seiten des Lehrers an die Schüler, sondern auch horizontal. Geben sich Schüler zeitnah gegenseitig Feedback und kommt schnelle Rückmeldung vom Lehrpersonal, können Prozesse verbessert und angepasst werden. Ist kein Raum für Feedback oder kommt dieses zu spät, hat es nur noch wenig Effekt. Im schlimmsten Fall kann das sogar demotivieren. Frühzeitig zu wissen, ob und wie man etwas besser machen könnte, bremst dagegen nicht aus, sondern unterstützt beim Lernen.

Gamification durch Planspiele

In Unternehmen sind sogenannte Serious Games, also gamifizierte Lernansätze zur Wissensvermittlung, in einem gefahrfreien Umfeld im Einsatz. Das typischste Beispiel sind Flugsimulationen in der Pilotenausbildung. Nun bietet sich diese Variante nicht unbedingt für Geschichtsunterricht, Gemeinschaftskunde und Co an. An dieser Stelle empfehlen Experten vor allem Planspiele als Gamification der Wahl, denn sie verbinden meist alle sechs Elemente wirksamen gamifizierten Lernens. Richtig durchgeführt haben Planspiele also den Effekt, dass Schüler deutlich länger und fokussierter an Projekten arbeiten, sich stärker interessieren und sich die Inhalte besser merken können.

Doch es müssen nicht gleich komplexe Planspiele sein, um den Stoff interessanter zu machen: Lehrer können jederzeit einzelne der sechs bekannten Gamification-Elemente in den Unterricht einbauen und auf diesem Weg die Motivation fördern. Das muss übrigens nicht digital passieren: Auch analoge Spiele machen Schülern von heute noch Spaß. Spielen ist schließlich Spielen, und spielerisch lernt es sich immer noch am leichtesten.

Vor diesem Hintergrund haben auch die fischertechnik AGs der Initiative technika einen eindeutigen und sehr erfolgreichen Gamification-Ansatz.