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Am 3. Dezember findet die AIxIA 2020 statt. Wir haben vorab mit einem der Speaker, Thomas Mann von der KENBUN IT AG, über die Bedeutung von künstlicher Intelligenz für Unternehmen gesprochen.

Lieber Thomas, du bist bei CEO und AI Solution Architect bei der KENBUN IT AG. Erzähl uns doch kurz, was du dort so machst und wie dein Arbeitsalltag aussieht.

Hallo Frank, als CEO beschäftige mich natürlich sehr viel mit den harten Zahlen bei der KENBUN IT AG. Jedoch verschiebt sich in der letzten Zeit bei uns der Fokus auf das „Go-To-Market“ unseres Sprachassistenten-Technologie-Pakets „KIDOU“. In diesem Rahmen vertrete ich uns bei diversen Pitches, Vorstellungen und Konferenzen – und bin Teil unseres Teams bei der Vermarktung sowie der Suche nach möglichen strategischen Partnern.

Wenn ich das richtig gesehen habe, stammt KENBUN aus dem Japanischen und setzt sich aus den beiden Zeichen für „Sehen“ und „Zuhören“ zusammen. Wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Einer unserer Gründer Michael S. war mehrere Jahre in Japan aktiv. In unseren initialen Brainstorming-Sitzungen zur Namensfindung kamen wir über diese Erfahrungswelt auf den japanischen Wortschatz. Als KI-Unternehmen ist uns der Erkenntnisgewinn unserer KI-Agenten wichtig. Die Wortkombination „Sehen“ und „Zuhören“ und damit das „Verstehen“ –das Generieren von „Wissen“ und „Erkenntnis“ – führte uns zu der Namensgebung der „KENBUN“. Auch die Namen unsere Produkte KIDOU („Starten“) und KIDAN („Plattform“) haben einen japanischen Hintergrund.

Ihr bietet mit KIDOU und KIDAN zwei Produktlösungen an, bei denen künstliche Intelligenz und Machine Learning eine zentrale Rolle spielen. Kannst du uns etwas mehr darüber verraten? An wen richten sich eure Produkte und Leistungen?

Als Deep-Tech Startup wollen wir die Produkte und Services, die wir anbieten, selbst – soweit sinnvoll – möglichst tiefgreifend beherrschen und eigenständig weiterentwickeln können. Als Technologie-Lieferant treten wir im B2B-Bereich auf und unterstützen damit sowohl Industrieunternehmen als auch Unternehmen aus dem Mittelstand.

KIDOU ist unsere Antwort auf den Megatrend des nächsten Jahrzehnts „Sprachinterfaces“. Unser Technologie-Paket ist Cloud-agnostisch und On-Premises-fähig.

So können wir sicherzustellen, dass die Sprachdaten (wie z.B. sensitive Kundennamen, Kennzahlen, Sachverhalten) die Infrastruktur unserer Kunden nicht verlässt.
Domänenspezifische Trainierbarkeit ermöglicht es uns, die Teilmodule (KI-Modelle) für den Kunden jeweils sehr detailliert anzutrainieren und anzupassen, sei es ein spezieller Wortschatz, spezielle Abkürzungen, spezielle Formulierungen, bestimmte Buchstabier- oder Zahlenangaben. Dass auch verschiedene Sprachen wie z.B. Deutsch, Französisch, Englisch oder auch gemischte Wortschätze möglich sind, ist eine Selbstverständlichkeit. Bei den KI-Modellen unterstützen wir aktuell die audiotechnische Verarbeitung der Sprachdaten (Rauschen, Industrielärm), Speech-to-Text, Text-to-Speech (mit kundenspezifischen Ausgabestimmen), Intent-Erkennung, Dialogführung, Sprecher-Unterscheidung, Sprecher-Erkennung und auch Stimmungserkennung.

Thomas Mann
Thomas Mann ist Solution Architect bei der KENBUN IT AG.

Eingebettet sind die Module des Sprachagenten in einen hochskalierbaren Rahmen, der verschiedene Audioquellen unterstützt (VoIP/SIP, webRTC, webSockets, Streaming sowie aktuelle Telefonanlagen-Schnittstellen).

Und dann wäre da noch KIDAN. Das ist unsere KI-Plattform. Viele mittelständische Unternehmen würden gerne KI einsetzen, können sich aber nicht für jede Lösung eines Problems eine eigenständige Plattform beziehungsweise einen Service aufbauen und einkaufen. Hier kommt KIDAN in Spiel. Das ist eine Plattform, die dazu entworfen wurde, gleichzeitig in einer Produktionsumgebung mehrere KI-Agenten aus den verschiedensten Bereichen (Anomalien-Erkennung, Entscheidungsagenten, Predictive Maintenance uvm.) skalierbar auszuführen.

Unterstützt wird das durch einen speziellen Trainingsbereich für die KI-Agenten, bei denen der Kunde basierend auf Templates der KENBUN seine eigenen KI-Agenten mit seinen Daten trainieren kann. Dies wird durch ein Vorgehensmodell aus dem Data Science-Bereich sowie durch ausgewählte Big Data-Technologien unterstützt. 

Wenn man sich so umschaut, sind es insbesondere junge Unternehmen, die künstliche Intelligenz in ihren Produkten und Dienstleistungen einsetzen. Warum sind gerade Start-ups in diesem Bereich so aktiv?

Dieser Beobachtung stimmen wir grundsätzlich zu. Gefühlt ist jedes dritte aktuelle Start-up im Bereich KI aktiv. Hintergrund sind teilweise die vielen Ausgründungen aus dem Forschungs- und Universitätssektor, da hier in den vergangenen Jahren signifikante wissenschaftliche Fortschritte erreicht worden sind.

Allerdings muss man durchaus aufpassen, da viele zwar KI draufschreiben, oft aber keine nennenswerte künstliche Intelligenz dahintersteht. 

KI und Nachhaltigkeit – was fällt dir dazu spontan ein? 

KI würde ich als Teil der Digitalisierung verstehen.

Ja – das Training einer KI kann sehr viel Energie kosten, auch der Betrieb der daraus entstehenden KI-Agenten. Wenn jedoch der entstehende KI-Agent viele Prozesse vereinfacht, beschleunigt oder die menschliche Interaktion optimiert, entstehen Produktivitätsvorteile, die in Nachhaltigkeit münden.

Welche Chancen und Risiken siehst du in den Bereichen „Künstliche Intelligenz“ und „Machine Learning“ ganz allgemein?

Künstliche Intelligenz wird den Menschen nur in genau abgegrenzten Domänen überholen. Die Chance besteht darin, viele KI-Assistenten zu entwerfen, die den Menschen in einer Art Tandem bei vielen seiner Aufgaben unterstützen.

Vergessen sollte man dabei nicht, dass die KI nicht besser wird, als die Daten, auf denen sie trainiert wird – ein möglicher Bias in den Daten ist in diesem Kontext unbedingt zu vermeiden!

Eine gewisse Ethik sollte auch Standard sein. Als KENBUN IT AG unterstützen wir das vom KI-Verband e.V. definierte KI-Gütesiegel, das sich mit vielen solcher Fragestellungen auseinandersetzt.