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Sagen die beiden Gründer von 1-2-3-Parkplatzfrei.de. Mit ihrer App können Parkplätze im Vorhinein reserviert werden. Das spart CO2 und Nerven beim Kurven um die Häuserblocks. Doppelt nachhaltig wird das Ganze durch die Nutzung von bestehenden Firmen- und Privatparkplätzen, die nicht durchgängig belegt sind. Diese Zeitslots für Parkplatzsucher freizumachen, kann ein vielversprechendes Zukunftsding werden. 16 gerade eingerichtete Testparkplätze am Ettlinger Tor in Karlsruhe sind bereits gut gebucht.

Ariane Lindemann im Gespräch mit Bruce Sharma und Tim Hummel.

 

Parken in der Innenstadt wird zu einem immer größeren Problem. Die Städte sollen grüner werden, weshalb die Zahl der Parkplätze schrumpft …

Einen Parkplatz zu finden, wird wirklich immer schwieriger. Die reine Parkplatzsuche macht rund 40 Prozent des innerstädtischen Verkehrs aus, wie eine aktuelle ADAC-Studie ergab. Das ist ganz schön viel und natürlich alles andere als nachhaltig.

Aber eigentlich gibt es in den meisten Städten doch ausreichend Parkhäuser?

Das eigentliche Problem ist, dass in den Städten theoretisch zwar genug Platz vorhanden ist, dieser aber nicht effizient genutzt wird. Darüber hinaus haben wir in unserer Umfrage festgestellt, dass 40 Prozent der Befragten nicht im Parkhaus parken, weil sie es zu eng finden oder zu dunkel.

Was also tun? Bleiben ja nur die Öffis?

Wir haben eine Lösung, die das Parken in den Städten unkompliziert und nachhaltig macht. Ohne Runden zu drehen.

Bin gespannt …

Unternehmen sind oft ziemlich genervt, weil auf ihren Kunden- oder Mitarbeiter-Parkplätzen fremde Autos stehen. Die Initialzündung für unser Projekt kam uns vor wenigen Jahren durch einen Bekannten. Wir beide, Tim und ich, kennen uns seit wir 17 sind und haben während des Abis bereits ein Softwareunternehmen gegründet. Unser Bekannter hat ein Unternehmen mit mehreren Parkplätzen für seine Kunden. Da die Firma mitten im Ladenviertel liegt, war er von diesem Problem stark betroffen. Wir haben daraufhin eine App entwickelt, womit man Parkgebühren bezahlen kann, wenn man auf Privatparkplätzen parkt.

Welchen großen Mehrwert unsere Lösung für alle hat, ist uns dann während unseres Studiums in Karlsruhe aufgefallen.

Aber nur weil man dafür bezahlt, heißt es ja nicht, dass sich nicht trotzdem jemand anderes unerlaubt auf den Platz stellt …

Das stimmt. Deshalb sichern wir Parkplätze, die oft von Fremdparkern belegt werden, mit smarten Parkbügeln. Außerdem kennzeichnen wir die Parkplätze natürlich als gebührenpflichtig.

Wie schafft ihr mit eurer App die Parkplatzsuche ab?

Indem man seinen Parkplatz im Vorhinein bucht. Man reserviert – bis zu 30 Tage im Voraus oder eben kurzfristig – über die App, wird über die App zum Standort navigiert und betätigt vom Auto aus einen Parkbügel, der sich senkt und nach dem Wegfahren automatisch wieder schließt.

Wir haben das Ganze als Plattform aufgebaut. Auf der einen Seite haben wir die Nutzer, die einen Parkplatz suchen. Das heißt, der ganze Verkehr, der dadurch entsteht, dass Leute unnötig hin und herfahren, der entfällt. Auf der anderen Seite stellen die Eigentümer der Parkplätze auf dieser Plattform ihre Parkplatzangebote ein.

Springen die Unternehmen auf euer Angebot an?

Unser erster großer Meilenstein war, dass uns der Inhaber eines Küchengeschäftes am Hauptbahnhof, der von unserer Idee total begeistert war, fünf Parkplätze zur Verfügung stellte. Kurz darauf war auch die PSD-Bank Karlsruhe von unserem Konzept begeistert. Dadurch können wir 16 Stellplätze in idealer Lage am Ettlinger Tor anbieten.

Ist das Parken kostengünstiger als im Parkhaus?

Wir haben uns dazu entschieden, die Stellplätze günstiger als Parkhäuser anzubieten. Auch die Öffentlichen Parkplätze werden wir preislich unterbieten können.

Wenn ich zum Beispiel zum Zoo will, kann ich mir dann Parkplätze in der Nähe des Zoos anzeigen lassen?

Ja, das ist ein wichtiges Feature, damit man die Parkplätze gezielt anfahren kann. Nur so ist es auch effizient. In unserer App gibt man einfach an, dass man zum Zoo möchte, reserviert den besten Parkplatz und kann sich dann ganz einfach via Google Maps zu diesem Parkplatz navigieren lassen.

Wie sieht das Paymodell aus?

Das kann man sich vorstellen wie bei Airbnb. Wenn ich als Geschäft oder Firma meinen Parkplatz außerhalb meiner Öffnungszeiten vermieten möchte, kann ich die Daten selbst auf die Plattform einstellen. Wir behalten 30 Prozent der Parkgebühren als Provision ein.

Was, wenn ich meinen Parkplatz kurzfristig doch selbst benötige?

Dann kann man ihn einfach offline nehmen.

Und wenn ein Nutzer länger parkt als gebucht?

Unsere Sensoren überwachen die Parkzeit. In bestimmten Fällen kann eine Strafgebühr erhoben werden.

Wie sind eure Erfahrungen bezüglich des Buchungsverhaltens?

Das finden wir jetzt durch unseren Test in Karlsruhe heraus.

Ist die Installation der Bügel aufwendig?

Nein, das sind lediglich vier Schrauben. Die Bügel werden mit Solar-Panels betrieben, kommen ohne Strom aus und sind komplett witterungsbeständig. Lediglich der Akku muss gewechselt werden, das ist alles. Der Vermieter hat mit den Parkbügeln keinen Aufwand. Wir übernehmen die Installation, sowie die komplette Wartung.

Betrifft das nur Unternehmen und Geschäfte oder können auch Privatleute mitmachen?

Unser Angebot ist für alle Parkplätze gedacht. Das können auch Parkplätze von Privatpersonen sein.

Thema Nachhaltigkeit: Zum einen holt ihr den Verkehr aus der Stadt, zum anderen wird nicht gebrauchter Platz genutzt.

Darüber hinaus haben wir gegenüber den Parkhäusern den Vorteil, dass keine zusätzlichen Kosten entstehen und die Auslastung hinsichtlich der Rentabilität keine Rolle spielt. Instandhaltungskosten fallen zudem kaum an.

Es wird händeringend nach Lösungen gesucht, wie man Nachhaltigkeit in der Mobilität umsetzen kann. Ihr habt eine Lösung, die von heute an sofort anwendbar ist.

Ja, das ist einer der großen Vorteile unserer App. Außerdem ist der Zeitpunkt entscheidend. Parkplätze von Firmen wird es noch lange geben. Eines Tages wird man vielleicht einen anderen Nutzen haben. Heute parken Autos darauf, wer weiß, in 20 Jahren werden diese Parkflächen für ganz andere Projekte genutzt, zum Beispiel zum Abstellen von Fahrrädern, Microhubs oder ähnlichem. Dann sind wir bereits vor Ort mit unserer App, die diese Angebote steuern kann. Was wir demnächst bereits angehen wollen, ist, über das gleiche Modell private e-Ladestationen auf der Plattform mit anzubieten.

Wollt ihr die App bundesweit ausrollen?

Ja! Erstmal einen Proof of Concept schaffen, mit den Parkplätzen, die wir hier in Karlsruhe haben. Dann werden wir regional erweitern. Später dann national.

Zuerst müssen wir jedoch ein großes Angebot schaffen, um für Nutzer wirklich interessant zu sein. Es muss an vielen Standorten Parkplätze geben. Mit den Plätzen am Ettlinger Tor haben wir wie gesagt, den ersten wichtigen Schritt geschafft, unsere Plattform für Nutzer bereitstellen zu können.

Ihr kennt euch seit der Oberstufe auf dem Gymnasium …

Wir kommen beide aus Reutlingen und haben gemeinsam Abi gemacht. Da unsere Interessen Programmieren und IT ähnlich gelagert sind, haben wir bereits in der elften Klasse gemeinsame Projekte realisiert und ein Softwaredienstleistungsunternehmen gegründet. Da waren wir gerade 17.

Ihr habt euch beim CyberLab Accelerator beworben und das Programm kürzlich erfolgreich durchlaufen. Was war das Beste?

Das Beste war das Netzwerken, die Mentoring-Sessions, aber auch das enge Arbeiten mit den Mitarbeitern im CyberLab, die sehr viel Erfahrung haben. Was uns davor gefehlt hat, war der Bezug in die Startup-Szene, vor allem der Austausch mit anderen Gründern, das war im Cyberlab anders. Besonders in den Bereichen Unternehmensaufbau und Finanzierung haben wir unglaublich profitiert.