Sowohl im Stall als auch auf dem Acker: Immer mehr Landwirte entdecken das riesige Potenzial für sich, das in digitalen Lösungen wie Agrar-Apps oder Drohnen steckt.
Bereits vor vier Jahren war es möglich, über satellitengestützte Lösungen den Nährstoffbedarf eines Feldes genau zu berechnen und dieses mit fahrerlosen Traktoren zu bewirtschaften. Für Unternehmen wie John Deere spielt die Digitalisierung der Landwirtschaft inzwischen eine zentrale Rolle – und selbst Volcopter arbeitet an Agrar-Lösungen.
Aber wie stehen die Landwirte selbst zur Digitalisierung? Dieser Frage ist eine aktuelle Studie der Bitkom nachgegangen – mit einem erstaunlichen Ergebnis: Bereits heute nutzen 8 von 10 Landwirten (82 Prozent) digitale Technologien. Dazu zählen unter anderem Hightech-Landmaschinen, Agrar-Apps, Drohnen sowie Geräte aus der Robotik. Weitere 10 Prozent planen immerhin, digitale Lösungen in ihren Betrieb zu integrieren.
Drohnen und GPS-gesteuerte Landmaschinen erobern die Felder
Wer im ländlichen Raum lebt, hat beim Thema Landwirtschaft sofort das typische Bild vom Bauern vor Augen, der in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden mit dem Traktor seine Felder bewirtschaftet. Auf den ersten Blick wirkt das alles noch sehr analog. Aber der Schein trügt: 45 Prozent der Landwirte nutzen bereits GPS-gesteuerte Landmaschinen. 46 Prozent der Betriebe, die Nutztiere halten, setzen auf intelligente Fütterungssysteme. Immerhin 40 Prozent aller Landwirte arbeiten mit Agrar-Apps oder steuern ihren Betrieb mithilfe von Farm- oder Herdenmanagement-Systemen.
Je teurer und aufwändiger die digitalen Lösungen werden, desto seltener trifft man sie an. Nur jeder vierte Landwirt nutzt Sensortechnik, etwa zur tierindividuellen Überwachung oder zur Messung von Klima-, Boden- und Pflanzendaten. Robotertechnik schließlich nutzen nur noch 12 Prozent der Landwirte, Drohnen sind bei 11 Prozent im Einsatz.
Neue digitale Technologien wie Big Data, Machine Learning und Künstliche Intelligenz werden zwar bereits erfolgreich in der Landwirtschaft eingesetzt, spielen aber für einen Großteil der Landwirte noch keine Rolle. Szenarien sind hier beispielsweise die Auswertung großer Datenmengen aus der Bildverarbeitung zur Erkennung von Krankheiten bei Pflanzen und Tieren. Oder aber der Umgang mit Dürren, ein Thema, auf das sich das Karlsruher CyberLab-Tam heliopas AI spezialisiert hat.
Landwirte sehen Digitalisierung als Chance
Dass digitale Lösungen bei den Landwirten auf positive Resonanz stoßen, liegt in erster Linie daran, dass deren Vorteile nicht von der Hand zu weisen sind:
- laut 81 Prozent der Landwirte erhöht die Digitalisierung die Produktionseffizienz.
- 79 Prozent zählen die körperliche Entlastung zu den Vorteilen.
- 57 Prozent betont eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Und was noch wichtiger ist: Die Mehrheit der Landwirte sieht in der Digitalisierung große Chancen für den Tier- und Umweltschutz. So können durch digitale Technologien Dünger, Pflanzenschutzmittel und andere Ressourcen eingespart werden. Das wiederum ermöglich eine umweltschonendere Produktion.
Dass der Digitalisierung der Landwirtschaft ein hoher Stellenwert zukommt, zeigt unter anderem das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das in den kommenden drei Jahren Mittel in Höhe von über 50 Millionen Euro bereitstellen will, um digitale Lösungen für Pflanzenbau und Tierhaltung auf ihre Praxistauglichkeit zu testen. In Baden-Württemberg wird beispielsweise das Projekt „Digitale Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige kleinstrukturierte Landwirtschaft“ der Uni Hohenheim und HS Nürtingen mit rund 4,5 Millionen Euro gefördert.