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Digitalisierung funktioniert nur mit Erfahrungsaustausch und der richtigen Vernetzung. Aus diesem Grund wurden beim Digitalgipfel 2018 zehn ausgewählte Standorte für digitale Innovationszentren („Digital Hubs“) in Baden-Württemberg präsentiert. Die ausgewählten regionalen Digital Hubs sollen dabei als Teilchenbeschleuniger digitaler Innovationen wirken und unterschiedlichste Kompetenzen, Disziplinen, Ideen und Technologien miteinander verbinden.

Wir haben uns an den Standorten genauer umgehört und präsentieren euch die einzelnen Hotspots. Heute stellt uns Otto Sälzle, Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm, das Digitalisierungszentrum Ulm vor.

Guten Tag Herr Sälzle, Sie sind Ansprechpartner für das Digitalisierungsregion Ulm. Erklären Sie uns doch in ein paar Sätzen Ihre Hauptaufgaben!

Die Idee unseres Konzeptes lautet: 43.000 Unternehmen. 500.000 Einwohner. Eine Anlaufstelle für Digitalisierungsfragen. Damit dies gelingt, ist neben dem Aufbau eines Hubs mit verschiedenen Standorten in der Region auch die Bündelung der zahlreichen, bereits bestehenden Angebote im Bereich Digitalisierung erforderlich. Dies verlangt viel Organisations- und Koordinierungsarbeit mit den Partnern. Zudem gilt es, die notwendige technische Infrastruktur auszuloten, Stellenbesetzungen voranzutreiben und bestehende Lücken im regionalen Digitalisierungsangebot auszumachen, die dann durch den Hub geschlossen werden können.

Sei es der Breitbandausbau oder das Förderprogramm „Digitale Zukunftskommune@bw“: die Digitalisierung auszubauen hat für Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert. Wie digital ist Ihre Region bisher?

Unsere Region zeichnet eine hohe Innovationsfähigkeit aus. So haben wir nach einer Studie des Statistischen Landesamtes nach der Region Stuttgart das zweithöchste Innovationsniveau in Baden-Württemberg, der europäischen Innovationsregion Nr. 1. Auch bei der Digitalisierung sind unsere Vorzeigebetriebe gut aufgestellt. Zudem sind auch unsere Kommunen beim Breitbandausbau gut unterwegs und stehen Digitalisierungsprojekten sehr offen gegenüber. In Ulm wurde zum Beispiel von städtischer Seite mit dem Verschwörhaus ein Makerspace geschaffen.

Die Region Ulm in drei Worten!

Spitze im Süden!

Welche Digitalisierungsprojekte stehen in der nächsten Zeit für Ihre Region an?

Aktuell arbeiten wir natürlich vor allem mit Hochdruck an der Umsetzung des Digital Hubs. Wie bereits ausgeführt, beteiligen sich die Kommunen zudem an zahlreichen Wettbewerben wie der digitalen Zukunftskommune@bw. Nicht zuletzt wird der Breibandausbau weiter forciert.

Welche Chancen ergeben sich für Ihre Region durch die Förderung?

Durch den Digital Hub wird an verschiedenen Standorten in der Region technische Infrastruktur sowie Know-how zur Erprobung und Entwicklung neuer digitaler Lösungen, Produkte und Geschäftsmodelle für Unternehmen aller Branchen zur Verfügung gestellt. Dazu werden auch Räumlichkeiten für Experimentierräume, Informationsräume, Coworking Spaces etc. vorgehalten. Zusammen mit den Serviceleistungen des Hubs und einer Bündelung der heute schon existierenden Angebote verschiedener Akteure, wird gerade den kleineren und mittleren Unternehmen der Region damit der Zugang zu neuen Technologien deutlich erleichtert – und dies eben auch im ländlichen Raum. Im Hinblick auf die „Herausforderung Digitalisierung“ stellt der Hub somit einen wichtigen Baustein dar.

Mit welchen Projektpartnern wird zusammengearbeitet?

Insgesamt stehen 23 Partner hinter dem Konzept der „Digitalisierungsregion Ulm | Alb-Donau | Biberach“. Neben den Kammern (IHK, Handwerkskammer), der Stadt Ulm, dem Alb-Donau-Kreis, dem Landkreis Biberach, den Städten Biberach, Ehingen und Riedlingen sowie den regionalen Hochschulen und Gründerzentren, sind dabei auch zahlreiche Unternehmen, Start-ups und eine Unternehmerinitiative beteiligt. Durch diese breite Aufstellung werden wichtige Experten und Multiplikatoren im Bereich Digitalisierung an den Hub gebunden und eine beratende Struktur geschaffen, die unterschiedliche Kompetenzen und eine breite Beteiligung bei der Ausrichtung des Hubs sicherstellt.

Stehen in der nächsten Zeit bestimmte Events in der Region an?

Durch die genannten Partner werden jeden Monat unzählige Veranstaltungen, Seminare und Workshops rund um das Thema Digitalisierung angeboten. Diese reichen dabei von individuellen Einzelberatungen bis hin zu Veranstaltungen mit 100-200 Gästen. Wir als IHK haben z.B. im vergangenen Jahr eine Reihe „Digital hautnah“ aufgesetzt, bei der wir in Betrieben der Region aufzeigen, wie dort Prozesse digitalisiert wurden und wie das Unternehmen an diese Umsetzung heranging. Seither haben wir bereits elf solcher Veranstaltungen durchgeführt. Nicht selten waren wir dabei ausgebucht. Weitere „Digital hautnah“-Veranstaltungen werden daher folgen und sind auch schon geplant.

MINT-Projekte, Informatikunterricht an Schulen oder Lernfabriken. In Baden-Württemberg gibt es immer mehr Projekte, um Schüler für die digitalisierte Berufswelt fit zu machen. Sind in Ihrer Region Projekte vorgesehen, um den Nachwuchs für digitale Themen zu sensibilisieren?

Mit dem Verschwörhaus in Ulm existiert bereits ein Raum, um in einem
„Experimentierfeld für die Welt von morgen“ digitale Mündigkeit zu erwerben und zu vermitteln. Das Verschwörhaus ist somit auch Experimentierfeld für außerschulische Bildungsangebote. Dabei steht die Breitenwirkung im Vordergrund, um die gesamte Breite der Gesellschaft zu erreichen. Mit den beiden Lernfabriken 4.0 an der Karl-Arnold-Schule Biberach und der Gewerblichen Schule Ehingen verfügt die Region zudem über zwei Labore, die im Aufbau und in der Ausstattung industriellen Automatisierungslösungen gleichen und in denen Grundlagen für anwendungsnahe Prozesse erlernt werden können. Mit dem Digital Hub wollen wir nun einen weiteren Baustein realisieren, in dem sich Unternehmen und digital-affine Schüler/innen bzw. Studierende begegnen und austauschen können.

Was sind die langfristigen Digitalisierungsziele der Region Ulm?

Eindeutig der Ausbau und die Festigung der digitalen Infrastruktur – insbesondere der Breitbandausbau. Denn dies ist die notwendige Grundlage für weitere Digitalisierungsmaßnahmen. Mit unseren Unternehmen haben wir dabei bereits heute digitale Marktführer, auch was das Internet der Zukunft anbelangt. So ist die Region bei der Entwicklung des kommenden mobilen Funknetzes (5G) ganz vorne dabei und baut so die Grundlage für die Kommunikation und die digitalen Dienstleistungen und Produkte von morgen. Fazit: Auch langfristig wollen wir als Region beim Thema Digitalisierung ganz vorne mitspielen.