Lesedauer ca. 3 Minuten

Obwohl die elektronische Patientenakte (ePA) bereits seit 1. Januar 2021 existiert, nutzt diese weniger als ein Prozent der Versicherten. Das soll sich nun ändern.

In der heutigen digitalisierten Welt sind Technologien, die uns das tägliche Leben erleichtern, unverzichtbar geworden. Allerdings tut sich Deutschland in einigen Bereichen schwer damit, sich die Vorteile der Digitalisierung zunutze zu machen. Etwa im Gesundheitswesen.

Bereits seit dem 1. Januar 2021 können hierzulande 74 Millionen gesetzlich Versicherte eine elektronische Patientenakte von ihrer Krankenkasse erhalten. Gebrauch machen von dieser Möglichkeit derzeit weniger als ein Prozent – und das, obwohl die Vorteile auf der Hand liegen.

Die Vorteile der elektronischen Patientenakte

Zunächst ermöglicht die ePA einen schnelleren und effizienteren Informationsaustausch zwischen verschiedenen medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken. In Ländern wie Dänemark und Estland, in denen ePA-Systeme schon seit langer Zeit genutzt werden, können Ärzt*innen auf Patientendaten zugreifen und diese teilen, was zu einer schnelleren und effizienteren medizinischen Versorgung geführt hat. Das ist besonders wichtig bei Notfällen, wenn Zeit ein kritischer Faktor ist.

Weiterhin trägt die ePA dazu bei, Medikationsfehler und Doppeluntersuchungen zu reduzieren, indem sie einen zentralen Speicherort für alle medizinischen Informationen der Patient*innen bietet. Studien belegen, dass die Anzahl der Medikationsfehler durch den Einsatz von ePA-Systemen deutlich reduziert werden kann. Denn durch die EPA kann das Gesundheitspersonal jederzeit auf die vollständige medizinische Historie der Patient*innen zugreifen und somit eine fundiertere Entscheidungsgrundlage für Diagnosen und Behandlungen schaffen.

Darüber hinaus sorgt eine ePA für mehr Transparenz. In einigen Ländern können die Menschen beispielsweise ihre eigenen medizinischen Daten jederzeit online einzusehen und sich aktiv mit befassen. Das fördert nicht nur das Vertrauen der Patient*innen in das Gesundheitssystem sondern ermöglicht es ihnen auch, fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen.

All das zusammen führt schlussendlich natürlich auch zu erheblichen Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen.

Warum tut sich Deutschland mit der elektronischen Patientenakte so schwer?

Bleibt die Frage, warum derzeit in Deutschland nur so wenige Menschen die ePA nutzen. Wie so oft, hapert es gleich an mehreren Ecken.

Einerseits tun sich die Arztpraxen und Krankenhäuser schwer damit, die Anforderungen der ePA umzusetzen. Gerade die Interoperabilität und Sicherheit der Daten, verursacht einen enormen Aufwand. Das wiederum wirft die Frage auf, wer die daraus resultierenden höheren Betriebskosten trägt. Dementsprechend gering ist derzeit die Motivation, die Patient*innen zur Nutzung der ePA zu bewegen.

Andererseits wissen viele Patient*innen noch nicht einmal, dass es die ePA gibt. Und wenn sie sich dann dafür interessieren, müssen sie sich erst die App ihrer jeweiligen Krankenkasse herunterladen und sich registrieren. All das sind Hürden, die nur wenige bereit sind zu überwinden, solange die Nutzung der ePA freiwillig ist.

On top kommen dann noch Fragen zum Datenschutz, der in Deutschland traditionell sehr hoch gehängt wird.

Elektronische Patientenakte soll zum Standard werden

Um all diese Probleme zu lösen, wird es nicht ausreichen, dass gemäß den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bis Ende 2024 alle gesetzlich Versicherten eine ePA erhalten sollen, sofern sie dem nicht aktiv widersprechen (Opt-out-Option).

Vielmehr muss die ePA technologisch so ausgestaltet werden, dass sie von allen Beteiligten einfach und effizient genutzt werden kann. Zudem gilt es umfassende Aufklärungsarbeit zu leisten, um Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der sensiblen Patientendaten aus dem Weg zu räumen. Man muss die Menschen mitnehmen und ihnen die Vorteile verdeutlichen. Nur dann werden sie digitale Technologien wie die ePA auch tatsächlich nutzen.