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Regionale Gutscheinhefte machen der Schnäppchenjägerschaft die Ausgeh- und Einkaufsmöglichkeiten ihres Wohnorts durch günstige Angebote schmackhaft. In Restaurants gibt es nach Vorlage eines entsprechenden Gutscheins üblicherweise den Hauptgang für eine zweite Person gratis; in öffentlichen Einrichtungen und Ladengeschäften erhalten Nutzerinnen und Nutzer entsprechende Rabatte.

Mit der Entwicklung der Einkaufs-App SCOUP hat das Karlsruher IT-Unternehmen Sovendus GmbH nun die Digitalisierung eines regionalen Gutscheinheftes vorgenommen. „Einen Gutschein aus Papier lässt man gerne einmal in der Schreibtischschublade liegen. Das Handy tragen die meisten Leute dagegen ständig bei sich und durch eine App können die Gutscheine jederzeit abgerufen werden“, beschreibt Sovendus-Geschäftsführer Oliver Stoll den Mehrwert des Systems. Seit dem 7. November 2018 läuft die Pilotphase des Projekts mit über 40 Betrieben aus verschiedenen Branchen und bis Ende Februar 2019 wurde die App bereits 5.000 Mal heruntergeladen. Und etwa jeder fünfte Nutzende löste bislang mindestens einen Gutschein ein.

Online-Angebot lockt Leute in die Innenstadt

„Durch dieses Online-Angebot kann man die Leute zum Einkaufen in der Innenstadt motivieren“, ist Stoll überzeugt. Außerdem entstehe durch die digitale Aufbereitung der Gutscheine eine echte Win-Win-Situation. Nutzerinnen und Nutzer der App profitieren von den Rabatten und die beteiligten Geschäfte vom direkten Kontakt mit den Kunden. Für Stoll ist SCOUP der ideale Weg für die zielgerichtete Ansprache der potenziellen Kundschaft. „Durch die App erhalten die Leute preisgünstige Angebote aus ihrer unmittelbaren Umgebung direkt auf ihr mobiles Endgerät“, sagt Stoll.

Bild: Sovendus GmbH

Die Fächerstadt mit ihren gut 300 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist für Stoll der ideale Standort für ein derartiges Pilotprojekt. „In Karlsruhe fehlt es eigentlich an nichts. Es gibt einen guten Mix aus Läden, Restaurants und kulturellen Einrichtungen. Deshalb kommen Leute aus der ganzen Region zum Einkaufen und Ausgehen in die Stadt“, sagt Stoll. In seinem Geburtsort Aalen, einer Stadt mit 70 000 Einwohnern im Ostalbkreis, hätte er ein solches Projekt wahrscheinlich nicht organisiert. Die neue App in einer Großstadt wie Berlin, München oder Hamburg auf ihre Praxistauglichkeit zu testen, sei dagegen ebenfalls keine Option gewesen. „Zunächst einmal wollen wir das System schließlich optimieren“, sagt Stoll.

Die erste Änderung wurde sogar schon vorgenommen. Zum Beginn der Pilotphase konnten die Nutzerinnen und Nutzer der App vier Gutscheine mit einer Gültigkeitsdauer von jeweils 45 Tagen auswählen. Wurde einer davon eingelöst, konnte ein weiterer Gutschein nachgeordert werden. „Dieses System war aber etwas zu sperrig und erforderte eine gewisse Vorausplanung. Die Leute lassen sich beim Bummeln durch die Innenstadt aber gerne treiben und möchten ihre Kaufentscheidungen möglichst spontan treffen“, so Stoll. Deshalb werden beim Herunterladen der App seit dem 12. Februar 2018 alle verfügbaren Gutscheine 45 Tage lang angeboten.

Sovendus entwickelt Gutscheinsystem für den Online-Handel

In der Fächerstadt ist Stoll seit einigen Jahren auch beruflich verwurzelt. Nach seinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der damaligen Universität Karlsruhe machte sich der findige Unternehmer bereits 1998 mit dem Online-Weinhandel „Genussreich“ selbstständig.

Als das Geschäft in den Anfangsjahren des Internets nur schleppend anlief, vernetzte sich Stoll mit anderen Online-Händlern und entwickelte ein spezielles Gutscheinsystem. Wer bei einem Anbieter etwas kauft, erhält als Dankeschön den Gutschein eines anderen Händlers. Diese Idee war 2011 auch die Grundlage für die Gründung von Sovendus, das sich seit einigen Jahren auf kontinuierlichem Wachstumskurs befindet und mittlerweile fast 1.000 Partnershops betreut. Die Rahmenbedingungen für die Gründung eines Unternehmens seien in Karlsruhe sehr gut, so Stoll. „Manchmal wird die Gründerszene vielleicht zu sehr gehypt. Aber am Ende kommt es neben der Idee vor allem auf das Durchhaltevermögen an“, sagt der Unternehmer. Ein großer Vorteil für die Gründung von digitalen Startups seien aber auf jeden Fall die räumliche Nähe zu den Hochschulen mit ihren renommierten Informatik-Fakultäten sowie das breit aufgestellte Unternehmernetzwerk CyberForum.

Stationäre Einzelhändler sollen digitale Netzwerke bilden

Mit SCOUP möchte Stoll den lokalen Einzelhandel nun vor allem zum Bilden von funktionierenden digitalen Netzwerken animieren. „Man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und der Online-Handel wird in Zukunft weiter wachsen“, weiß Stoll. Allerdings werde es im Einzelhandel auch künftig einen Mix aus stationären und virtuellen Läden geben und deshalb müssten die Unternehmer die crossmedialen Potenziale ausschöpfen.

Für Aude Chazeau vom Kindermodeladen Coloretti war die Teilnahme an dem Pilotprojekt auf jeden Fall einen Versuch wert. Bislang hinke die Anzahl der eingelösten Gutscheine allerdings noch hinter den Erwartungen zurück. „Zehn Kunden sollten über die App pro Monat mindestens den Weg in unseren Laden finden“, so Chazeau. Ansonsten sei der Aufwand für Verwaltung und Verrechnung der Gutscheine schlichtweg zu groß.