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Beim Thema Fahrrad denken viele noch an den klassischen „Drahtesel“, der wie vor 50 Jahren noch völlig analog daherkommt. Dabei ist das vernetzte Bike mit smarten Features längst Realität.

Die Digitalisierung schreitet rasch voran – und macht vor nichts Halt. Auch nicht vor dem Fahrrad. Zwar hat sich in den vergangenen Jahrzehnten am grundlegenden Aufbau von Fahrrädern kaum etwas verändert, aber dennoch zeichnet sich derzeit ein Trend hin zur Vernetzung und Technologisierung ab.

In diesem Zusammenhang spielen freilich die Themen E-Bikes und Bike-Sharing eine große Rolle. Denn erst eine intelligente Vernetzung macht die gemeinsame Nutzung von Fahrrädern per App im Floating-Modell (also ohne feste Stationen) überhaupt erst möglich. Aber auch bei ganz klassischen Komponenten eines Fahrrads, wie beispielsweise der Gangschaltung, eröffnet die Digitalisierung passionierten Radfahrern völlig neue Möglichkeiten.

Wir haben den am 3. Juni begangenen „Tag des Fahrrads“ zum Anlass genommen, einen Blick auf das Fahrrad im Jahr 2020 zu werfen.

Vom vernetzten Helm bis zur kabellosen Schaltung

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte immer auch an die Sicherheit denken. Das macht den Helm zu einem absoluten Pflicht-Accessoire. Was viele nicht wissen: Fahrradhelme haben sich inzwischen zu echten Kommandozentralen weiterentwickelt. Inzwischen gibt es Modelle mit integrierten Intercom-Sprechanlagen, über die sich eine Gruppe von Radfahrern über mehrere hundert Meter während der Fahrt unterhalten kann.  Parallel dazu ist der Helm mit dem Smartphone verbunden. Dadurch erhält der Fahrer Navigationsbefehle und kann Interaktionen per Sprachsteuerung tätigen, ohne den Blick von der Straße nehmen zu müssen. Wer will, kann seine Tour per Kamera sogar live auf Facebook streamen.

Ebenfalls vernetzt ist die Gangschaltung, die bei einigen Modellen drahtlos arbeitet. Per App können Schaltfunktionen individuell auf die Schalthebel links und rechts verteilt werden. Durch die dadurch mögliche Feinjustierung wird das Schalten schneller und präziser Ähnliche Technologien gibt es auch für Teleskop-Sattelstützen und andere Fahrrad-Komponenten.

Natürlich sind das alles Dinge, die derzeit in erster Linie für professionelle Radfahrer interessant sind, da allein die Sattelstütze mit knapp 600 Euro mehr kostet, als ein handelsübliches Fahrrad. Dennoch zeigen diese Beispiele ganz gut, wohin die Reise geht.

Sensoren und Smartphone spielen zentrale Rolle beim Connected Bike

Während sich die oben genannten Technologien an eine sehr spitze Zielgruppe richten, arbeiten viele Hersteller bereits an massentauglichen „Connected Bikes“. Der Hersteller Bulls etwa nutzt Sensoren, um Fahrsituationen zu interpretieren. Kommt es zu einem ungewöhnlichen starken Abbremsen, verbunden mit einer Schräglage des Fahrrads, wird eine Notruf-Sequenz eingeleitet, sofern der Fahrer nicht manuell bestätigt, dass alles in Ordnung ist. Die über das Smartphone abrufbaren Sensordaten können aber auch für die Wartung des Fahrrads genutzt werden.

Die Möglichkeiten sind grenzenlos: Für E-Bikes gibt es inzwischen Cloud- und GPS-basierte Sicherheitssysteme. Schaltet der Besitzer diese scharf, wird der Antrieb deaktiviert. Erkennen Sensoren in diesem Zustand, dass das Fahrrad bewegt wird, wird eine Benachrichtigung an die App geschickt – zusammen mit dem Live-Standort für die Polizei.

Und das alles ist erst der Anfang. Künftig wird der Fahrer über seine Smartwatch Gesundheitsdaten in Echtzeit mit dem Fahrrad teilen, dessen Bordcomputer daraus dann den optimalen Fahrmodus errechnet. Auch die Integration ins Smart Home ist denkbar.

Dinge, die uns heutzutage futuristisch erscheinen, werden schon in ein paar Jahren zum Alltag gehören.