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Auto-Abos erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Aber für wen eignet sich eine solche „Auto-Flatrate“ überhaupt?

Vor 50 Jahren war es normal, zum Händler zu gehen und dort sein neues Auto zu kaufen. In bar versteht sich. Mit der Zeit kamen dann weitere Finanzierungsmodelle hinzu, etwa die klassische Ratenzahlung oder das Leasing. Ersteres war bei Privatpersonen beliebt, zweiteres bei Unternehmen. So blieb es dann eine ganze Weile – bis vor ein paar Jahren das Thema Auto-Abo aufkam.

Wer ein Auto kauft oder finanziert, muss sich mit Themen wie Versicherung, Wartung, Kfz-Steuer und vielem mehr auseinandersetzen. Zudem „bindet man sich das Auto ans Bein“. Unter Umständen viele Jahre lang. Das entspricht nicht mehr dem Zeitgeist, der vom Wunsch nach Flexibilität, Unabhängigkeit und Abwechslung geprägt ist. Und genau hier kommen die Auto-Abos ins Spiel.

Das Prinzip ist denkbar einfach: Bei einem Auto-Abo bezahlt man einen festen monatlichen Betrag, in dem alle etwaigen Nebenkosten enthalten sind. Man muss sich – außer ums Tanken – um nichts kümmern. Je nach Anbieter kann das Abo sogar monatlich gekündigt werden. Wer will, kann von Oktober bis März einen SUV fahren und im Sommer ein Cabrio. Lust auf ein Coupé? Kein Problem.

Klingt verlockend, lohnt sich aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Auto-Abo: Der Preis ist heiß

In Sachen Marketing lassen die Anbieter von Auto-Abos ihrer Kreativität freien Lauf. SIXT+ wirbt beispielsweise mit folgenden Argumenten:

  • Kein teurer Autokauf
  • Keine hohe Anzahlung
  • Kein Wertverlust
  • Kurzfristig und überall verfügbar
  • Jederzeit monatlich kündbar
  • Inklusive Haftpflicht, Vollkasko- und Diebstahlschutz*
  • Inklusive TÜV, Wartung und Inspektion, Werkstattkosten
  • Inklusive Freikilometerpaket, Ganzjahrestaugliche Bereifung

So ähnlich klingt das auch bei den Herstellern, die inzwischen ebenfalls „Auto-Flatrates“ in ihr Portfolio aufgenommen haben. Volvo nennt das „Care by Volvo“, Mercedes bietet ein EQC-Abo.

Wenn man sich die Pro-Argumente durchliest, stellt man schnell fest, dass es beim Auto-Abo nahezu ausschließlich um Themen wie Komfort und Flexibilität geht. Und das seinen Preis. Bei Sixt+ etwa kostet ein VW Polo monatlich 349 Euro, ein Audi A4 689 Euro und eine E-Klasse 779 Euro. Hinzukommt eine einmalige Startgebühr von 199 Euro. Das ist viel Geld. Zumal man nur auf die verfügbaren Modelle zurückgreifen und diese auch nicht individuell konfigurieren kann.

Einen VW Polo kann man derzeit für 150 bis 170 Euro im Monat leasen. Selbst wenn man noch die Kosten für Versicherung, Steuer und Winterreifen dazurechnet, kommt man am Ende auf keine 349 Euro im Monat. Aber dafür läuft der Leasing-Vertrag auch 48 Monate. In dieser Zeit kann man das Auto weder wechseln, noch vorzeitig zurückgeben – zumindest unter normalen Umständen. Beim Auto-Abo kann man sich hingegen im Sommer ein teures Cabrio „gönnen“ und im Winter zum Smart greifen. Und eben für diese Flexibilität muss man bezahlen.

Auto-Abo: Die persönliche Situation ist entscheidend

Auto-Abos werden uns in den kommenden Jahren immer häufiger begegnen – nicht zuletzt deshalb, weil die Umsetzung dank der Digitalisierung immer einfacher wird. Schon heute läuft der gesamte Buchungsprozess bei einigen Herstellern komplett in der App ab.

Die Frage, ob ein Auto-Abo teurer oder günstiger als ein Kauf oder Leasing ist, lässt sich derweil nicht pauschal beantworten. Hier spielen vor allem persönliche Faktoren eine wichtige Rolle. Jemand der nur vorübergehend ein Auto braucht, beispielsweise für das 3-monatige Projekt in 200 Kilometern Entfernung, der ist für ein Auto-Abo prädestiniert. Denn günstiger kommt man für einen so kurzen Zeitraum an kein Auto. Wer hingegen Nachwuchs erwartet und schon jetzt weiß, dass er in den nächsten Jahren dauerhaft viel Platz braucht, der kauft am besten gleich einen Touran.

Zusammengefasst lässt sich festhalten: Das Auto-Abo ist ein spannendes Konzept, das zum Zeitgeist passt. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass man in erster Linie für Flexibilität bezahlt – und wer die nicht braucht, ist in der Regel mit anderen Finanzierungsmodellen nach wie vor besser beraten.

Frank Feil, Jahrgang 1986, berät und schult regionale sowie überregionale Unternehmen in den Bereichen Social Media und Corporate Publishing. Zudem ist er als freier Autor tätig. Schon von Kindesbeinen an fasziniert ihn alles, was mit Technik und dem Internet zu tun hat. Seit 2006 ist er als Blogger und Community Manager im Netz unterwegs.