Lesedauer ca. 3 Minuten

Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen haben bislang vor allem kleine und mittelständische Unternehmen von einem Investment in Japan abgehalten. Ein Freihandelsabkommen mit der EU soll 2015 den Markteintritt erleichtern. Wer die Chancen nutzen möchte, sollte sich jetzt informieren.

Ende April besuchte Japans Ministerpräsident Shinzō Abe im Rahmen einer zehntägigen Europareise auch Deutschland. Bei verschiedenen Treffen mit Politik und Wirtschaft wurden die Gemeinsamkeiten der beiden Länder herausgestellt und die Chancen einer Zusammenarbeit betont. Uwe Beckmeyer, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, sagte in einer Pressemitteilung des Ministeriums: „Mittelständische Unternehmen erwirtschaften in unseren beiden Ländern mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes. Ziel ist es, unsere wirtschaftlichen Beziehungen in diesem Bereich weiter auszubauen. Vor allem in technologieintensiven Bereichen wie der Elektronik, Automobilindustrie, Medizintechnik, Biotechnologie sowie der Energie- und Umwelttechnologie bestehen zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten.“

Der intensivierte Dialog findet vor dem Hintergrund eines starken Wirtschaftswachstums in Japan statt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist nach Regierungsdaten von Januar bis März um 5,9 Prozent gewachsen. Es war der stärkste Anstieg seit dem dritten Quartal 2011. Die Wirtschaftsleistung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA und China legte das sechste Quartal in Folge zu. Das Land ist im Begriff, die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise und auch die Nuklearkatastrophe von Fukushima zu überwinden. Japan verfügt über eine breit aufgestellte, technologisch hoch entwickelte und exportorientierte Wirtschaftsstruktur. Im Frühjahr 2012 konnte sich Japans Wirtschaft aus dem Konjunkturtal befreien und wuchs jährlich wieder um etwa zwei Prozent.

Gefragte Sicherheitstechnik

Japan hat Potenzial. Das unterstreicht auch das Beratungsunternehmen Enviacon. Demnach genießt die Marke „Made in Germany“ ein hohes Ansehen und ist für die Abnehmer ein Inbegriff von Fachwissen, Zuverlässigkeit und Vertrauen. Zudem stehen die Japaner generell neuartigen Produkten aufgeschlossen gegenüber. In Japan existiert zum Beispiel eine hohe Akzeptanz für biometrische Überprüfungen. Die aktuelle Debatte zum Thema Datenschutz und IT-Sicherheit wird auch in Japan geführt und es werden besondere Lösungen gefordert. Auf Grund seiner geografischen Lage in einem der erdbebengefährdetsten Regionen der Welt ist vor allem das Thema „Schutz von kritischen Infrastrukturen“ von großem Interesse für die japanischen Akteure. An diesen Punkten können deutsche Unternehmen aus der Sicherheitswirtschaft ansetzen und Chancen für den Markteinstieg nutzen.

Bei allen Chancen ist der Markt für Investoren auch sehr anspruchsvoll. Japan gilt als schwieriger Markt mit hohen Handelshürden. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso listete bei den Gesprächen mit Premierminister Abe jene Bereiche auf, die für die EU besonders wichtig und für Japan besonders schwierig seien: Marktzugang für Waren einschließlich landwirtschaftlicher Produkte, nichttarifäre Handelshindernisse (beispielsweise Vorschriften, Zulassungsbestimmungen), öffentliche Auftragsvergabe und geschützte Herkunftsbezeichnungen. Die Regierungen arbeiten derzeit an den Plänen eines gemeinsames Freihandelsabkommen, das ab 2015 die Hindernisse beseitigen soll. Auch Beckmeyer sieht offene Märkte, faire Wettbewerbsbedingungen sowie Investitionssicherheit als Voraussetzung für eine vertiefte Kooperation: „Ein erleichterter gegenseitiger Marktzugang wird die Handelsbeziehungen unserer beiden Länder weiter beleben. Diesen Weg wollen wir fortsetzen und Handelshemmnisse konsequent abbauen.“

Informationen zum Markteintritt

Für deutsche KMUs, die sich in der Vergangenheit beim Japan-Invest eher zurückgehalten haben, ist damit der Grundstein für eine (Neu)Bewertung des Markteintritts gegeben. Informationen und Gelegenheit zum Dialog bietet eine vom Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützte Veranstaltung für KMU am 12. Juni 2014 zum Thema „Zivile Sicherheitstechnologien und Sicherheitsdienstleistungen in Japan“ in der IHK zu Düsseldorf. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.

Darüber hinaus können interessierte Unternehmen mit folgenden Stellen Kontakt aufnehmen:

Weitere Netzwerke und Institutionen sowie Informationsquellen hat der IKT-Verband Bitkom gesammelt. Projekte des BMWi-Markterschließungsprogramms für KMU können unter www.ixpos.de/markterschliessung abgerufen werden. Aktuelle Wirtschaftsdaten zu Japan finden Sie auf den Seiten von Germany Trade & Invest. Zur Vorbereitung einer Geschäftsreise hat das Online-Magazin „Expat News“ einen kleinen Knigge zusammengestellt.