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Stell dir vor, du könntest in deinem Job genauso mutig und innovativ sein wie ein*e Startup-Gründer*in. Was fancy klingt, wird unsere Arbeitskultur von Grund auf verändern. Denn wir leben in einer Ära der digitalen Revolution, in der Innovation, Agilität und neue Arbeitsformen den Ton angeben. In dieser dynamischen Umgebung gewinnt ein Konzept immer mehr an Bedeutung: Intrapreneurship. Damit wird eine Kultur der Innovation geschaffen, mit der Unternehmen mit den rasanten Veränderungen Schritt halten können. Indem sie mutige, kreative und erfolgreiche Talente entwickeln, entfesseln sie ihre Innovationskraft. Damit die Implementierung von Intrapreneurship im Unternehmen jedoch gelingt, braucht es ein Umfeld, das Mitarbeitende unterstützt.

Von Ariane Lindemann

Was genau ist Intrapreneurship?

Intrapreneurship ist das Konzept, unternehmerisches Denken und Handeln innerhalb einer etablierten Organisation zu fördern. Es geht darum, Mitarbeitende zu ermutigen, ihre kreativen Ideen zu verwirklichen, Risiken einzugehen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkunden, als wären sie echte Entrepreneur*innen.

Warum ist Intrapreneurship gerade jetzt so wichtig?

Die Digitalisierung hat die Spielregeln für Unternehmen komplett verändert. Traditionelle Geschäftsmodelle werden auf den Kopf gestellt, neue Technologien erobern den Markt und Kund*innen erwarten ein Höchstmaß an Innovation und Individualisierung. Unternehmen, die nicht in der Lage sind, mit diesem rasanten Wandel Schritt zu halten, riskieren ihre Existenz.
Intrapreneurship bietet eine Antwort auf diese Herausforderungen.

Brutstätte für bahnbrechende Innovationen

Intrapreneur*innen sind kreative Köpfe, die neue Ideen entwickeln und diese in die Praxis umsetzen. Sie sind bereit, traditionelle Denkmuster zu durchbrechen und innovative Lösungen zu finden. Durch Intrapreneurship werden Unternehmen zu Brutstätten für bahnbrechende Innovationen.

Ein herausragendes Beispiel dafür ist Google. Die sogenannte „20-Prozent-Zeit“ ermutigt Mitarbeitende, 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für eigene Projekte zu verwenden. Ergebnis? Produkte wie Gmail und Google Maps wurden aus dieser Intrapreneurship-Kultur heraus geboren.

Intrapreneurship verschafft Wettbewerbsvorteile

Unternehmen, die Intrapreneurship fördern, sind agiler und anpassungsfähiger. Sie können schnell auf Marktveränderungen reagieren und neue Geschäftsmöglichkeiten nutzen. Intrapreneur*innen sind motiviert, den Status quo zu hinterfragen und verbesserte Prozesse oder Produkte zu entwickeln. Dadurch verschaffen sie ihrem Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Ein lebendiges Beispiel ist der Einzelhandelsriese Amazon. Durch das „Working Backwards“-Konzept, bei dem Mitarbeitende ihre Arbeit mit einem Press Release beginnen, bevor das eigentliche Projekt gestartet wird, hat Amazon eine unternehmerische Kultur geschaffen, die zu bahnbrechenden Innovationen wie dem Kindle und Amazon Web Services geführt hat.

Der Schlüssel zu Mitarbeiterengagement und Talententwicklung

Intrapreneurship gibt Mitarbeitenden das Gefühl, dass ihre Ideen zählen und dass sie einen echten Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten können. Dies führt zu höherem Mitarbeiterengagement und einer stärkeren Bindung an das Unternehmen.

Der Online-Zahlungsanbieter PayPal ermöglicht es Mitarbeitenden mit der PayPal Business Challenge ihre eigenen Projekte zu verfolgen und unternehmerische Erfahrungen zu sammeln. Bei diesem freundschaftlichen Wettbewerb kommen Teams von PayPal mit kleinen lokalen Organisationen zusammen, um Möglichkeiten zur Verbesserung des jeweiligen Geschäftsmodells zu entwickeln. Viele dieser Intrapreneur*innen haben später ihre eigenen erfolgreichen Startups gegründet, was PayPal zu einem fruchtbaren Nährboden für zukünftige Talente macht.

Was können Unternehmen tun?

„Unternehmen sollten eine Kultur schaffen, in der Risikobereitschaft und Experimentierfreude gefördert werden“, sagt Manuel Niever, Transformation Manager bei der esentri AG in Ettlingen. „Mitarbeitende sollten ermutigt werden, neue Ideen vorzubringen und diese zu diskutieren – ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Unternehmen brauchen dafür Plattformen und Gelegenheiten, um den Austausch von Ideen und die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden zu fördern. Dies kann durch regelmäßige Team-Meetings, Innovationsworkshops, Hackathons oder interne soziale Medien erfolgen. Durch den Aufbau von Netzwerken können Mitarbeitende voneinander lernen, sich gegenseitig inspirieren und ihre Ideen weiterentwickeln.“

Ganz wichtig: Kommunikation

Eine offene und transparente Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften fördert den Austausch von Ideen und schafft Raum für Feedback und Diskussion. „Ein häufiges Hindernis bei der Einführung von Intrapreneurship-Programmen ist der Widerstand gegen Veränderungen“, so die Erkenntnis von Transformations-Experte Manuel Niever. „Um diesen Widerstand zu überwinden, ist es wichtig, Mitarbeitende über den Zweck und die Ziele des Programms zu informieren, um Vertrauen aufzubauen.“

Zeit und Geld

Unternehmen müssen sicherstellen, dass ausreichende Ressourcen, wie Zeit, Budget und Zugang zu Fachwissen, zur Verfügung stellen, um die Ideen umsetzen zu können. „Dies kann durch die Schaffung eines dezidierten Budgets oder die Umverteilung von Ressourcen aus anderen Bereichen erreicht werden“, schlägt Manuel Niever vor.

Neue Fähigkeiten schulen

Intrapreneurship erfordert Fähigkeiten wie Kreativität, unternehmerisches Denken und Innovationsmanagement. Durch Schulungen und Weiterbildungen können Mitarbeitende ihre unternehmerischen Fähigkeiten und Kenntnisse entwickeln, um innovative Ideen voranzutreiben und Risiken besser einschätzen zu können. Manuel Niever rät, bei Bedarf externe Expert*innen oder Berater*innen miteinzubeziehen, die ihr spezifisches Fachwissen und ihre Erfahrungen miteinbringen können.

Klare Prozesse sind ein Muss

Unternehmen sollten klare Prozesse und Richtlinien für das Intrapreneurship festlegen, um den Mitarbeitenden einen Leitfaden zu geben und gleichzeitig Flexibilität und Kreativität zu ermöglichen. Besondere Bedeutung kommt laut Niever der Kommunikation dieser Prozesse zu: „Es sollte deutlich sein, wie Ideen eingereicht, bewertet und umgesetzt werden. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Prozesse können helfen, ineffiziente Abläufe zu identifizieren und zu verbessern.“

Anerkennung beflügelt

Eine angemessene Belohnungsstruktur motiviert Mitarbeitende, innovative Ideen zu entwickeln, erfolgreich umzusetzen und die Motivation der Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten. Um Intrapreneurship zu fördern ist das Überdenken von traditionellen Belohnungssystemen ein erster Schritt. „Unternehmen sollten auch innovative Ideen und Projekte anerkennen und belohnen“, so Manuel Niever. „Dies kann durch finanzielle Anreize, Anerkennung, Beförderungen oder die Einbindung der Mitarbeitenden in strategische Entscheidungen geschehen.

Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung von Intrapreneurship, da sie die Unternehmenskultur prägen, Ressourcen zuweisen und den Mitarbeitenden den nötigen Freiraum und die Unterstützung geben, um ihre unternehmerischen Ideen zu verfolgen. „Führungskräfte sollten als Vorbilder für Intrapreneurship dienen“, empfiehlt Manuel Niever. „Sie können durch ihr eigenes Verhalten und ihre Entscheidungen zeigen, dass sie offen für neue Ideen sind und bereit sind, Risiken einzugehen. Indem sie innovatives Denken belohnen und Mitarbeitende ermutigen, ihre Ideen umzusetzen, schaffen sie eine unterstützende Umgebung.“

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