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Wer ein Startup gründet, strebt an, dass dieses auch erfolgreich wird. Zu scheitern ist der Albtraum vieler Gründer:innen. In den meisten Fällen bedeutet ein Rückschlag jedoch nicht das Ende der Welt. Viele erfolgreiche Unternehmer:innen haben vor ihrem Erfolg Rückschläge erlitten, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Bill Gates und Steve Jobs. Im heutigen Interview erzählt Matthias Koppenborg, Gründer und Geschäftsführer der jovoco GmbH, wie aus seinem Scheitern letztendlich doch noch eine Erfolgsgeschichte wurde.

Matthias Gründerkarriere war geprägt von einigen Höhen und Tiefen. Sie begann 2018 mit der Gründung seines ersten Startups Appointrix, das jedoch nicht den gewünschten Erfolg brachte. Nach diesem Rückschlag unternahm er einen erneuten Versuch mit einem Startup in der Spielebranche. Leider war auch dieser nicht von Erfolg gekrönt. Viele hätten zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben und die Unternehmer:innen-Karriere an den Nagel gehängt. Matthias jedoch blieb hartnäckig: Anstatt aufzugeben, zog er seine Lehre aus den vorherigen Versuchen und wagte einen dritten Anlauf. Und siehe da – das Durchhalten hat sich gelohnt. Heute ist er mit seiner Firma jovoco erfolgreich. Das Unternehmen ist in der IT-Beratung tätig und bietet maßgeschneiderte Lösungen für seine Zielgruppe. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Anwendungslösungen und der Umsetzung individueller IT-Anforderungen im Microsoft Ökosystem, insbesondere der Microsoft Power Plattform, Microsoft Security und Microsoft Azure.

Heute bist du erfolgreicher Unternehmer. Das war aber nicht schon immer so. Deine ersten beiden Startups sind gescheitert. Weißt du denn, wo damals der Fehler lag?

Einen einzelnen Grund zu nennen, ist schwierig. Ich denke, dass es eher an einer Kombination verschiedener Aspekte lag. Ein wichtiger Punkt, den ich inzwischen aber verstanden habe, ist, dass wir zu sehr an unserem Produkt und unserem Konzept festgehalten haben. Flexibilität und die Bereitschaft, out-of-the-box zu denken, wären damals sicher hilfreich für den Erfolg gewesen.

Wir hätten uns immer wieder fragen sollen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Das haben wir nicht entschlossen genug gemacht. Dadurch haben wir Wertschöpfungspotenziale nicht erkannt und uns nicht den Marktbedürfnissen angepasst. Wir waren damals so überzeugt von unserem Konzept, dass wir gar nicht auf die Idee gekommen sind, zu prüfen, ob das überhaupt alles noch genauso Sinn ergibt, wie wir es uns zu Beginn gedacht haben.

Hast du bei jovoco dann einen anderen Ansatz gewählt?

Ja, auf jeden Fall. Bei jocovo legen wir großen Wert darauf, dass wir uns schnell an neue Themen anpassen können. Diese Agilität spiegelt sich nicht nur in technologischen Aspekten wider, die in unserer Branche sehr wichtig sind, sondern auch darin, wie flexibel wir uns an die Wünsche unserer Kund:innen anpassen. 

Würdest du sagen, dass die Kundenorientierung den Unterschied macht?

Ich denke, dass das definitiv ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Man hört ja öfter, dass man eine Idee erst testen soll, bevor man sich in die Umsetzung stürzt. Das stimmt tatsächlich. Es ist wichtig zu validieren, ob überhaupt eine Nachfrage besteht und Kund:innen bereit sind, für das Produkt zu zahlen. Wir versuchen das bei jovoco sehr stark zu leben. Basierend auf meinen Erfahrungen haben wir einen unserer Kernwerte, nämlich „Geschwindigkeit“, festgelegt. Unser Ziel ist es, in der Interaktion, Kommunikation und Umsetzung mit unseren Kund:innen durch eine besonders hohe Anpassungsgeschwindigkeit zu überzeugen. Dadurch, dass ich selbst erlebt habe, was passiert, wenn man sich nicht daranhält, ist der Wille natürlich groß, das jetzt besser zu machen.

Mit deinem ersten Startup hast du beim CyberLab Accelerator Programm des CyberForum teilgenommen und bist jetzt mit jovoco Mitglied im CyberForum-Netzwerk. Wie profitierst du davon?

Obwohl mein erstes Startup, mit dem ich am Accelerator teilgenommen habe, nicht erfolgreich war, habe ich viele neue Erkenntnisse und Kontakte aus meiner Zeit beim CyberLab mitgenommen. Ich habe zum Beispiel immer noch Kontakt zu unserem damaligen Mentor Mathias Thomas.

Insgesamt ist das Thema Networking für mich als Unternehmer unverzichtbar. Im CyberForum kann ich mein Netzwerk erweitern, was es mir ermöglicht, wertvolle Beziehungen aufzubauen, die mein Unternehmen voranbringen. Durch den Austausch von Ideen, Erfahrungen und Ressourcen innerhalb des Netzwerks eröffnen sich neue Geschäftsmöglichkeiten, Partnerschaften und Kontakte zu potenziellen Kund:innen, die entscheidend für den Erfolg und das Wachstum meines Unternehmens sind.

Zum Abschluss eine letzte Frage: Würdest du sagen, Scheitern ist schlimm?

Natürlich ist Scheitern nicht schön. Es ist jedoch manchmal sinnvoller zu erkennen, wenn ein Vorhaben keine Aussicht auf Erfolg mehr hat. Stur am ursprünglichen Plan festzuhalten, aus Angst vor dem Scheitern, kann dazu führen, dass wertvolle Zeit und Energie verloren gehen. Die Bereitschaft zur Neuausrichtung kann effektiver sein und zu einer besseren Entwicklung des Unternehmens führen.

Manchmal bedeutet Erfolg auch, die Fähigkeit zu besitzen, loszulassen und sich auf neue Chancen einzulassen. Wir waren bei unseren ersten beiden Unternehmen auch nicht gezwungen aufzuhören, sondern haben die Entscheidung, einen neuen Ansatz auszuprobieren, ganz bewusst getroffen. Das Invest, das ich in meine ersten beiden Startups gesteckt habe, war somit auch nicht umsonst, weil daraus Learnings entstanden sind, die dazu geführt haben, dass es beim dritten Mal dann funktioniert hat.

Das Sprichwort „einmal mehr aufstehen als man hingefallen ist“, beschreibt es treffend. Ehrlichkeit sich selbst und dem Team gegenüber, ständige Reflexion und die Bereitschaft, den eigenen Weg infrage zu stellen, sind unerlässlich. Man sollte sich nicht entmutigen lassen, auch wenn man mehrmals scheitert. Erfolg ist natürlich nicht zwingend vorprogrammiert. Aber nur weil man nicht direkt erfolgreich ist, heißt es nicht, dass man nie erfolgreich sein wird.