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KI-Lösung von Octomind beendet Entwicklerfrust

Das Schreiben und Pflegen von End-to-End-Tests ist die frustrierendste Aufgabe von Entwickler*innen. Ganze Teams werden in Unternehmen dafür eingestellt. Unmengen an Zeit und hunderttausende von Euro fließen jährlich in das Software-Testing. Das Karlsruher Startup Octomind geht dieses Problem an. Das ambitionierte Ziel des neunköpfigen Teams: mit innovativer KI-Technologie die mühsame Arbeit an End-to-End-Tests überflüssig zu machen. Was es braucht, ist lediglich eine URL. 

Ariane Lindemann im Gespräch mit Daniel Rödler 

Wie gelingt es euch, den Frust von Entwickler*innen zu beenden?

Wir haben eine innovative KI-Lösung entwickelt, die den lästigen Teil der Entwicklungsarbeit, sprich das Schreiben und Pflegen von End-to-End-Tests, überflüssig macht. Automatisierte Tests sind entscheidend für agile Softwareentwicklung, aber das Prozedere ist häufig frustrierend und zeitaufwendig. Unsere Technologie nimmt Entwickler*innen diese Arbeit ab und optimiert die gesamte Teststrategie. 

Was genau tut Octomind, um diesen Prozess zu vereinfachen?

Wir simulieren Benutzeraktionen auf Webseiten, um sicherzustellen, dass sie einwandfrei funktionieren. Das ist eine gängige Methode zur Qualitätsabsicherung, die weltweit in vielen Unternehmen Anwendung findet. Zwar gibt es zahlreiche Tools, diese unterstützen aber im Wesentlichen die weiterhin auszuführende manuelle Arbeit. Darüber hinaus verlieren Tests ihre Gültigkeit, wenn sich etwas an der App ändert. Wir fokussieren uns auf kritische Interaktionen, um diese Flows abzudecken. Unsere KI identifiziert und erstellt automatisch Testfälle für die kritischen Flows und hält diese auch aktuell! 

Wann wird getestet?

Hier gibt es verschiedene Ansätze. Zum einen können Tests immer dann durchgeführt werden, wenn es Änderungen gibt, um sicherzustellen, dass alles weiterhin reibungslos läuft. Es gibt auch Strategien, bei denen die Tests regelmäßig alle paar Stunden ausgeführt werden. Dadurch wird die einwandfreie Funktion der Seite oder App sichergestellt, noch bevor Benutzer*innen auf eventuelle Fehler hinweisen. Denn Fehler, die erst später entdeckt werden, können bereits erheblichen Schaden verursacht haben. 

Kannst du ein Beispiel für einen kritischen Benutzer-Flow geben?

Ein Webshop zum Beispiel. Von der Produktwahl über den Warenkorb bis hin zur Bezahlung und dem Check-out muss der Flow einwandfrei funktionieren. Jeder Fehler wirkt sich negativ auf den Umsatz aus. Ähnliches gilt für Software-Unternehmen, die Abonnements oder SaaS-Lösungen verkaufen. Hier wollen wir sicherstellen, dass alles nach jedem Release und/oder regelmäßig alle paar Stunden einwandfrei läuft. 

Welche Technologien setzt Octomind ein, um diese Aufgaben zu bewältigen?

Wir verwenden Playwright, ein leistungsstarkes Open-Source-Tool von Microsoft, um Tests durchzuführen. Zusätzlich nutzen wir die Technologien von Open AI und ChatGPT, um User-Flows auf Webseiten zu identifizieren und sie in deterministische Testfälle umzuwandeln. Die Herausforderung besteht darin, aus den Ergebnissen der KI reproduzierbare und präzise Testfälle zu generieren. 

Wie einfach ist es für Nutzer*innen, eure automatisierten Tests in Anspruch zu nehmen?

Sehr einfach! Man gibt lediglich die URL ein und wir erledigen den Rest.

Wie optimistisch seid ihr bezüglich eurer Zukunftsaussichten?

Wir sind ziemlich optimistisch. Wir haben sehr viele Anmeldungen, was uns zeigt, dass der Bedarf hier sehr groß ist und wir wirklich ein Problem lösen, das viele Unternehmen betrifft. 

Habt ihr schon Kund*innen, die mit euch testen?

Ja, wir haben Kund*innen, die unsere Lösung bereits aktiv nutzen. Aktuell arbeiten wir an dem Onboarding-Ablauf für unsere Plattform, auf der sich Nutzer*innen registrieren. Hierbei geht es darum, zu verstehen, wie wir den Kund*innen den Übergang von der Anmeldung zur Einbindung in ihre CI/CD Pipeline erleichtern können. 

Wie habt ihr eure Zielgruppe eingegrenzt?

Im ersten Schritt fokussieren wir uns auf kleine und mittelgroße Unternehmen, die bereits eine gewisse Verbreitung gefunden haben und sicherstellen müssen, dass ihre Produkte einwandfrei funktionieren, aber noch kein QA-Team eingestellt haben. Genau hier setzen wir an und erzielen den größten Impact.

Wie finanziert ihr euer Unternehmen?

Wir sind bisher bootstrapped. Im September beginnen wir Gespräche mit potenziellen Investor*innen. 

Ihr seid CyberLab-Alumni und habt gerade euer neues Büro in der Hoepfner-Burg bezogen. Wie fühlt ihr euch?

 Wir haben vorher in der Pioniergarage gearbeitet, aber den „Garagen-Modus“ inzwischen verlassen und fühlen uns in den schönen Räumlichkeiten hier sehr wohl. 

Du bist Speaker beim CyberLab Festival. Auf welches Thema dürfen wir uns freuen?

Es geht um die Integration von Künstlicher Intelligenz in echte Produkte. Da sind wir ja mittlerweile Experten. Ich spreche unter anderem über meine Anfänge bei LogMeIn, über die Erstellung hoch spezialisierter und automatisierter Data-Labeling-Pipelines bei understand.ai, bis hin zur Anwendung von Foundation-Modellen bei Octomind.

„Die Entwicklung und Anwendung von KI in realen Produkten: Eine Reise von experimentellen Anfängen zu Foundation-Modellen“

Daniel Rödler wird als Speaker beim CyberLab Festival am 19. September 2023 seine persönliche Erfahrung bei der Entwicklung von KI-basierten Produkten teilen.