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Opas Achtzigster rückt näher. Noch keine Geschenkidee. Das Taufgeschenk für das Nachbarskind hab‘ ich auch total vergessen. Und wann ist noch mal die Einweihungsfeier von Daniels neuer Wohnung? Achja, und eigentlich wollte ich Anna noch ein paar Blumen ins Krankenhaus schicken. Aber jetzt muss erst mal der Hund raus … Und dann …

Wer das nicht kennt, braucht heyfam nicht. Alle anderen werden heyfam lieben. Die App erinnert nicht nur an Geburtstage, Hochzeiten, Meilensteine und alles andere, was uns gerne mal durchrutscht. Und mit dem heyfam Geschenke-Finder kann man sogar direkt das passende Präsent gleich aussuchen, bestellen und verschicken lassen.

Ariane Lindemann im Gespräch mit heyfam-Gründerin Milana Marks über die App, die uns an alles erinnert, und den deutschlandweit ersten Geschenke-Marketplace.

Vor lauter Stress Geburtstage und andere Termine vergessen. Ihr löst dieses Alltags-Chaos, das wir alle kennen. Erzähl mal!

Vor der Gründung des Startups hatte ich in der kommunikationsstrategischen Wahlkampf-Beratung einen sehr stressigen Arbeitsalltag. Mir und auch meinen Kolleg*innen ging es oft so, dass wir – besonders in heißen Wahlkampfphasen – nur noch Projekte im Kopf hatten. Da kam es schon mal vor, dass der eine oder andere Geburtstag durchgerutscht ist. Mir ist es einige Male sogar passiert, dass ich so in die Arbeit vertieft war, dass ich vergaß, meine Oma mal wieder anzurufen, was ich eigentlich regelmäßig mache. Ich suchte eine digitale Lösung, die mich in meiner Family&Friends-Organisation unterstützt. Aber da gab es leider nichts. So entstand die Idee, selbst eine App zu entwickeln.

Was kann die App?

Es ist eine digitale und kostenlose Unterstützung im Alltag für alle Themen rund um Familie und Freunde. Mit vielen organisatorischen Funktionen, wie zum Beispiel Erinnerung an Gespräche, Geburtstage, Meilensteine etc. Und du hast auch die Möglichkeit, mit einem Klick die passende Aufmerksamkeit mitzusenden. Wir haben den deutschlandweit ersten Geschenke Marketplace mit einem datenbasierten Algorithmus eingerichtet.

Was muss ich machen, wenn ich den Geburtstag meiner Freundin nicht vergessen will und ein Geschenk brauche?

Dann gibst du einfach das Alter deiner Freundin bei heyfam ein, dazu ihre Hobbies oder Interessen und den Preis, den du zahlen möchtest. Der Algorithmus durchsucht daraufhin zahlreiche Produktwelten – von Amazon oder Thalia über Jochen Schweitzer Erlebnisgutscheine, Blume2000 und viele andere – und schlägt dir auf das Profil deiner Freundin passende Geschenke vor. Oder du bekommst zum Beispiel eine Erinnerung, dass in zwei Wochen Nikolaus oder Weltblumentag ist, für den Fall, dass du jemandem einen Nikolausstrumpf oder Blumen zukommen lassen willst. Wir arbeiten mit vielen großen Unternehmen zusammen.

Ist die App mit meinem Kalender gekoppelt?

Ja. Du musst deinen Kalender einfach nur freigeben. Wir erinnern dich dann rechtzeitig an Geburtstage, Jubiläen, Hochzeiten, Einschulung, Geburt, Events. Je nachdem, welche Termine für dich relevant sind.

Thema Datenschutz. Wenn ich fremde Daten wie Namen und Geburtstag eingebe – wie sind diese Daten geschützt?

Datensicherheit ist unser allerhöchstes Gut und wir kommunizieren unser Datenschutzversprechen auch transparent an unsere Nutzer*innen. Alle Daten, die Nutzer*innen mit uns teilen, werden ausschließlich für ihr optimales Nutzungserlebnis verwendet. Wir geben niemals Daten an Dritte außerhalb dieses Zweckes weiter.

Du hast viele namhafte Unternehmen gewinnen können, auf eurem Marktplatz vertreten zu sein. Wie ist dir das gelungen?

Ich musste sehr viel pitchen, da ich die Deals abschließen musste, als das Produkt noch gar nicht auf dem Markt war. Das ist nicht so üblich, weil die Partner natürlich gerne das fertige Produkt sehen wollen. Aber es hat sehr gut geklappt, weil die Partner vom Produkt überzeugt sind. Ich konnte über 50 Kooperationspartner, darunter die größten Geschenke-Unternehmen, gewinnen.

Seit Mitte August seid ihr mit der App online. Wie ist das Feedback?

Wir hatten eine sehr lange Pre-Download-Liste für die App und können inzwischen sehen, dass viele bereits aktiv sind und Profile und Anruferinnerungen anlegen – das ist natürlich toll! Im Web sind wir sind jetzt auch mit Google AdWords und Google Suchanzeigen gestartet und haben eine große Performance Agentur beauftragt, die sich um das Marketing kümmert. Wir sind zuversichtlich, dass sich alles gut weiterentwickeln wird.

Wie sieht es mit Nischenanbietern aus?

Für den Proof of Concept stürzen wir uns auf die Großen, weil sie mit diesem Affiliate-Modell sehr versiert sind. Langfristig bin ich aber überzeugt, dass kleine, nischige Concept-Stores oder Manufakturen auch tolle Produkte haben, auf die man bei der Internetsuche nicht so schnell stößt. Deshalb gehen wir auch diese nach und nach an.

Langfristig wollt ihr den lokalen Einzelhandel einbinden …

Wir wollen gerne lokale Anbieter vorschlagen, um den Einzelhandel zu unterstützen. Wenn du zum Beispiel ein Geschenk für eine Freundin suchst, die in Hamburg wohnt, schlagen wir dir auch lokale Produkte vor, wie zum Beispiel eine Museumskarte für eine tolle Ausstellung oder für ein Event, das vor Ort stattfindet.
Darüber hinaus wollen wir ein System etablieren, mit dem man bei der lokalen Geschenksuche ermitteln kann, wo ein bestimmtes Produkt vorrätig ist, damit man nicht mehrere Läden abklappern muss.

Der große Proof of Concept wird das Weihnachtsgeschäft sein, oder?

Ja, darauf arbeiten wir jetzt hin. Wenn es im November losgeht mit Adventskalendern, dann muss alles stehen. Bis dahin läuft noch ein Grundrauschen und dann fahren wir unsere großen Kampagnen.

Wie groß ist euer Team?

Ich bin Einzelgründerin. Aber ich habe mir für alle Bereiche, die ich nicht alleine kann, externe Expert*innen geholt. Ich habe eine Agentur, die gegen Unternehmensbeteiligung die App und die Website programmiert hat. Die sind sozusagen meine Inhouse-Tech-Firma, weil sie eben auch am Unternehmen beteiligt sind und deswegen natürlich auch das gleiche Interesse vertreten wie ich. Auf der anderen Seite habe ich die Performance-Agentur. Wir haben inzwischen den ersten Investor an Bord, so dass ich jetzt auch anfange, eine Vollzeitstelle zu besetzen zum Ende des Jahres.

Du hast vorher Wahlkampf-Kommunikation gemacht. Ein krasser Wechsel.

Ich habe in verschiedenen Bereichen der Kommunikationsberatung und dann in der politischen Kommunikation gearbeitet. Wir haben für verschiedenste Parteien der Mitte Oberbürgermeister- und Landtagswahlkämpfe unterstützt.

Was konntest du aus dieser Zeit für dein Startup mitnehmen?

Prozesse, Herangehensweisen, Strukturen. Denn das Projektmanagement ist ganz sicher das, was mir sehr geholfen hat. Ob ich eine Website für einen Oberbürgermeister mache oder für mich selbst oder ob ich die Kampagne für mich mache oder eine Partei, das liegt dann gar nicht mehr so weit auseinander.

Wo hast du dir sonst Input für dein Startup geholt?

Als Einzelgründerin habe ich immer das Netzwerk und den Austausch mit anderen Startups gesucht. So bin ich auf das CyberForum und auf den CyberLab Accelerator gestoßen. Eine wahnsinnig gute Entscheidung. Das hat mich sehr nach vorne gebracht – auf ganz verschiedenen Ebenen.  Zum Beispiel im Marketing, im Produktdesign, was das Verstehen meiner Zielgruppe angeht und auch das Thema Daten und Datenschutz. Sie haben tolle Workshops, an denen ich immer noch, obwohl ich aus dem Accelerator raus bin, teilnehme. Ich habe viel über das Thema Investor*innen und Finanzierung gelernt und habe dieses ganze Wissen förmlich aufgesaugt. Und ich bin immer noch in Kontakt mit dem CyberLab, den Mitarbeitenden und auch mit den Startups, mit denen ich im Batch war. Ich kann jedem Startup nur wärmstens empfehlen, den Accelerator mitzumachen.