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Wie können Deutschland und Europa im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) wettbewerbsfähig bleiben? Eine vielfach gestellte Frage. Schließlich hat sich China in kurzer Zeit zu einer großen Wissenschaftsnation gemausert und insbesondere im Bereich KI vorgelegt. Einer der führenden Denker in diesem Bereich, der Chinese Dr. Pei Wang, ist am 28. November zu Gast im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. In einem Impulsvortrag wird er auf der Veranstaltung “KI-Supermacht: China, USA, Europa?” über seine eigene Sichtweise und Erfahrung berichten.

Wenn es um Technologien geht, haben die USA und Europa seit geraumer Zeit starke Konkurrenz aus Asien. Insbesondere China ist auf dem technologischen Vormarsch. Nicht zuletzt, was Künstliche Intelligenz betrifft. Das ZKM wird sich der Frage “KI-Supermacht: China, USA, Europa?” mit einem eigenen Veranstaltungsformat widmen.

Wissenschaft und Forschung global

In einer auch wissenschaftlich globalisierten Welt ist es oft schwer, eine Trennlinie zwischen nationalen Forschungsbestrebungen und technologischen Entwicklungen zu ziehen. Vielerorts wird ohnehin nationenübergreifend kooperiert und geforscht. Das Event im ZKM startet passend dazu mit der Vorstellung des Buches “The brain and the AI”, geschrieben vom deutschen Ingenieur Dr. Karl Schlagenhauf und dem chinesischen Gehirnforscher Fanji Gu, die in Sachen KI gemeinsam forschen. Dr. Schlagenhauf selbst gibt bei dieser Veranstaltung einen kurzen Überblick über die Inhalte des Buches.

Kulturelle KI-Unterschiede

Der zweite Programmpunkt des Themenabends ist ein spannender Impulsvortrag von Prof. Dr. Pei Wang, der aus China stammt und mittlerweile an der Temple University in Philadelphia forscht. Er hat sich auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz einen Namen gemacht und ist unter anderem Gründungsgeschäftsführer des Journal of Artificial Intelligence – einer angesehenen Fachpublikation in der KI-Welt.

Pei Wang hat eine Definition von Intelligenz entwickelt, die er nicht zuletzt seinen eigenen kulturellen Wurzeln zuschreibt. Sein Interesse für den menschlichen Denkprozess, oder “human thinking” wurde eigenen Angaben nach während seiner Studienzeit in Peking geweckt. Es entsprang der Tatsache, dass er das einfache Adaptieren von vermeintlichen “Wahrheiten” zu hinterfragen begann. Für ihn ist Intelligenz die Fähigkeit, sich bei mangelndem Wissen und mangelnden Ressourcen an die Umwelt anzupassen.

Human Thinking

Auf dieser Grundlage hat Pei Wang sein Modell des Non-Axiomatic Reasoning System (NARS) entwickelt. Das Ziel: der Aufbau eines universellen intelligenten Systems oder einer Thinking Machine, die den gleichen Prinzipien folgen soll wie der menschliche Geist und dadurch in der Lage ist, Probleme unterschiedlicher Bereiche zu lösen. In seinem Vortrag am ZKM stellt Dr. Pei Wang dieses Modell vor, das weltweit bei Forschenden und Studierenden höchsten Anklang findet. Auf Basis der Open-Source-Implementierung OpenNARS wurden bereits mehrere NARS-basierte oder NARS-bezogene Projekte durchgeführt. Das amerikanische Unternehmen Cisco arbeitet mit dem Ansatz im Rahmen ihrer Verkehrsüberwachung „Smart City Projects“.

Die Faszination Wangs für das menschliche Denken und wie Intelligenz funktioniert steht im Kontrast zur sonst üblichen Herangehensweise an Künstliche Intelligenz. In der Regel soll KI vor allem Probleme lösen und nicht den menschlichen Denkprozess als solches nachbilden. Sein human thinking-Ansatz ist ein Modell, das möglicherweise gerade nur aufgrund seines kulturellen Hintergrunds in dieser Art entstehen konnte. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass China im Vergleich zu den USA oder Europa andere, vielleicht bessere Voraussetzungen hat? Und wie wirkt sich das auf den Wettbewerb aus?

KI Podiumsdiskussion

An den Impulsvortrag schließt sich eine Podiumsdiskussion an, bei der sich Experten darüber was der Aufstieg von China zur technologischen Weltmacht, auch im Bereich KI, für Europa bedeuten wird. Wie kann insbesondere Deutschland wettbewerbsfähig bleiben und wie sieht die Zukunft aus?

Schwarzes Bild mit weißen Punkten, die über Linien verbunden sind. Neben den Punkten stehen verschiedene Buchstaben.
Live-Performance des Künstlers Damian T. Dziwis

Was können wir vielleicht auch von China als Wissenschaftsnation lernen? Die Besucher dürfen sich auf einen angeregten Austausch freuen. Nach der Podiumsdiskussion erwartet die Besucher noch die Live-Coding Performance von Damian Dziwis, »α|0› + β|1›«, die die Faszination und Möglichkeiten von Quantencomputern zum Thema hat. Die Veranstaltung “KI-Supermacht: China, USA, Europa?” beginnt um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.