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Es klingt paradox, aber die Corona-Krise hat vor allem eines gezeigt: Wer als stationärer Einzelhändler in Deutschland überleben will, der muss den Schritt ins Internet wagen. Ein Kommentar. 

Mit dem stationären Einzelhandel ist es ein bisschen wie mit den Zeitungsverlagen: Obwohl bereits vor über 20 Jahren absehbar war, dass das Internet viele Bereiche unseres Lebens verändern wird, entschied man sich dazu, die Zeichen der Zeit zu ignorieren. Wird schon gut gehen, oder? Viele „Experten“ waren sich sicher, dass das Internet nur ein temporärer Hype ist und Google in ein paar Jahren verschwunden sein wird.

Bereits kurze Zeit später rächte sich diese Überheblichkeit. Bei den Verlagen mit rapide sinkenden Auflagenzahlen, beim Einzelhandel mit dem Ausbleiben der Kundschaft. Die Stimmung begann zu kippen. Mit „Buy Local“-Kampagnen, die Amazon als die Personifizierung des Bösen darstellten und die Angst vor „ausgestorbenen Innenstädten“ schürten, versuchte man die Konsumenten zum Umdenken zu bewegen. Vergebens. Gegen den Komfort einer Online-Bestellung, die oft deutlich günstiger als im lokalen Handel ist und dazu auch noch bis zu 30 Tage lang problemlos zurückgegeben werden kann, waren viele Einzelhändler machtlos.

Es gab aber auch Ausnahmen. Einige Ladenbesitzer verstanden recht schnell, dass sie sich auf ihre Kernkompetenz besinnen mussten: die persönliche Beratung. Und die muss nicht zwangsläufig nur im Laden stattfinden. Ebensowenig wie der Verkauf ausschließlich auf die Theke begrenzt sein muss.

Nur die Digitalisierung kann den Einzelhandel retten

Leider waren Einzelhändler, die die Digitalisierung nicht als Bedrohung sondern als Chancen ansahen, lange Zeit in der Minderheit. Doch dann kamen die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown. Mit einem Mal blieben die Ladengeschäfte in ganz Deutschland geschlossen – und auch noch Monate später meiden viele Menschen den lokalen Einzelhandel. Selbst diejenigen, die vor der Krise noch nie etwas online bestellt hatten.

Das versetzte den Einzelhandel in Zugzwang. Vorbei war die Zeit, in der man einfach den Kopf in den Sand gesteckt hat. Um ihre Stammkundschaft nicht zu verlieren, bauten traditionelle Händler ihre Online-Präsenz aus und entwickelten neue Formate. Bestellungen wurden online entgegengenommen, Beratungen per Videocall durchgeführt und zur Neukundenakquise zog man Social Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram heran.

Mit Erfolg. Wie eine aktuelle GfK-Studie belegt, konnten während der Corona-Krise insbesondere jene Einzelhändler von der Treue ihrer Kundschaft vor Ort profitieren, die über digitale Kanäle verfügen – und somit eine echte Alternative zu Amazon und Co. darstellen.

Damit ist der Grundstein für die Digitalisierung des Einzelhandels gelegt. Die Händler müssen nur noch darauf aufbauen und offen für völlig neue Konzepte sein. Nur so kann langfristig verhindert werden, dass unsere Innenstädte tatsächlich aussterben.