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Jede Krise birgt Chancen! Und wir wollen, dass ihr eure Chance bestmöglich nutzen könnt! Deshalb veranstalten das CyberForum in Kooperation mit der IHK Karlsruhe und karlsruhe.digital den virtuellen Kongress „The Digital New Normal 2020 – Resiliente Unternehmen nach der Krise“. Erfahrt welche (digitalen) Geschäftsmodelle, Technologien sowie Arbeits- und Führungsstrukturen künftig unser Leben beeinflussen werden. Lernt aus verschiedenen fachlichen Perspektiven die IT-Wirtschaft der Zukunft kennen.
Matthias Hornberger, Vorstandsvorsitzender des CyberForum e.V. und Geschäftsführer der Kizoo Technology Capital GmbH, hat den Kongress gemeinsam mit David Hermanns, Geschäftsführer des CyberForum e.V., ins Leben gerufen. Hier spricht er darüber, wie es dazu kam, wie er bisher die Corona-Krise erlebt und was The Digital New Normal für ihn ausmacht.

Wie haben Sie die Corona-Krise bisher erlebt?

Die Einschränkungen der Krise habe ich durch meinen jahrelangen beruflichen wie privaten engen Bezug zu Digitalisierung, Internet und der IT-Welt vermutlich als nicht so einschneidend erlebt wie andere. So konnten wir zum Beispiel im Unternehmen nahtlos alle Mitarbeiter in den Home-Office-Modus versetzen, da IT-Infrastruktur und Digital-Know-How die DNA des Unternehmens ist. Auch unsere Geschäftspartner – in der Regel Start-Ups im Internetumfeld mit jüngeren Teams – haben sofort auf Online-Meetings und andere digitale Werkzeuge umgestellt – oder waren ohnehin schon so organisiert. Auch umsatzseitig haben unsere Startups eher profitiert als gelitten. Gesamtwirtschaftlich und gesellschaftlich erleben wir dennoch eine Zeitenwende, kein Zweifel. Privat habe ich eventuell das ein oder andere Match auf rotem Sand vermisst. Insgesamt war der Lockdown – ohne betreuungsbedürftige Kinder und direkte Verdienstausfälle – für mich gut zu ertragen. Da habe ich mehr Glück gehabt als viele andere.

Was war der initiale Funke für den Kongress?

Die Idee entstand in einem Gespräch mit David Hermanns, dem Geschäftsführer des CyberForum über Resilienz, d.h. die Fähigkeit von Systemen, widerstandsfähig zu sein, sich nach Katastrophen jeglicher Art auf neue Rahmenbedingungen einzustellen und schnell unter anderen Vorzeichen wieder in ein stabiles Gleichgewicht zurückzukehren. Die Coronakrise lässt uns das ganz verdichtet erleben.

Wie würden Sie das “Digital New Normal” beschreiben / Was macht das “Digital New Normal” für Sie aus?

Die Digitalisierung begleitet uns alle privat und geschäftlich seit mehr als 20 Jahren. Meistens war dies ein langsamer kontinuierlicher Prozess, der überraschenderweise im Privaten schneller voran ging als in vielen beruflichen Umfeldern. Exemplarisch sieht man das an der privaten Ausstattung mit Smartphones mit unendlich mehr digitalen Lösungen als z.B. in der öffentlichen Verwaltung oder Bildungseinrichtungen bestehen.

Viele dieser eher behäbig und von Beharrungskräften geprägten Strukturen haben den Corona-Einschlag deutlich stärker gespürt als diejenigen, die schon vorher stark in Digitalisierung investiert haben.

Der in seiner Geschwindigkeit historisch einmalige Schock mit weitgehender Einstellung der privaten und wirtschaftlichen Tätigkeit, Ausgangsbeschränkungen, Hygieneregeln und massenhaften Vorschriften hat die Spielregeln kurzfristig, aber auch nachhaltig verändert. Selbst bei Vorliegen einer wirksamen Impfung gegen Covid-19 wird es keine Rückkehr zum Ausgangspunkt geben. Die Erkenntnisse für unternehmerische Tätigkeit z.B. Stabilität von Lieferketten oder Notwendigkeit von physischen Treffen werden genauso bleiben wie die positiven Effekte aus vermehrtem Homeoffice oder Digitalisierung einer Vielzahl von Prozessen z.B. in der Verwaltung und im Gesundheitswesen. Laut einer aktuellen Fraunhofer-Umfrage unter 500 Unternehmen, habe satte 93% während der Pandemie vermehrt Web- und Videokonferenzen durchgeführt. Bei 70 % der Unternehmen war komplett oder größtenteils Homeoffice angesagt – von einem auf den anderen Tag.

Lassen Sie mich das in einem Bild ausdrücken: Es gibt den berühmten Frosch im Wasserbad, der es nicht merkt und nicht reagiert, wenn die Temperatur am Herd nur langsam hochgedreht wird. Corona hat die Hitze abrupt erhöht und der Frosch ist sofort gesprungen. Wir sehen ein völlig neues Niveau an Erkenntnis und Handlungswillen für digitale Ausstattung und Transformation von Prozessen, die lange unverändert geblieben sind, obwohl die technischen Voraussetzungen längst gegeben waren. Das ist das „Digital New Normal“, der neue Goldstandard der Zusammenarbeit, um die Vorteile der Digitalisierung zur Anpassung an die veränderten Gegebenheiten optimal zu nutzen. Und Corona hat gezeigt, dass diejenigen, die sich agil und lösungsoffen den Herausforderungen stellen, z.B. ihre Geschäftsmodelle auf Omni-Channel-Vertrieb anpassen oder ihre Arbeitsorganisation durch vermehrte Videokonferenzen und Kollaborationssoftware ergänzen, schneller in eine neue Normalität zurückkehren können.

Was sind die Stellschrauben für Resilienz und Unternehmenserfolg?

Nun, die Unternehmen waren aufgrund ihrer Geschäftsfelder und ihrer Organisation sehr unterschiedlich betroffen. Als Konzertveranstalter werden sie noch lange andere Herausforderungen haben als z.B. ein Software-Unternehmen für digitales Lernen. Dennoch gibt es einige markante Eigenschaften, die resiliente, also widerstandsfähige Unternehmen und Strukturen auszeichnet. Zu nennen sind eine lebende, vom Team getragene Strategie, eine nach innen und außen offene Kommunikation, ein diversifiziertes Geschäftsmodell, eine von gemeinsamen Zielen und Werten geprägte Unternehmenskultur und – last but not least – Einfachheit. Corona hat uns wieder mal gelehrt, das Komplexität in Krisen schwer zu verteidigen ist.

Was sind die größten Herausforderungen, denen sich die Arbeitgeber/nehmer in Zukunft stellen müssen?

Corona hat viele langfristige Herausforderungen in den Hintergrund geschoben. Nach wie vor ist für Arbeitgeber der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel von großer Wichtigkeit. Arbeitgeber werden deutlich mehr wirtschaftlichen Druck und den Wunsch nach Produktivität und großer Flexibilität in der Verfügbarkeit verspüren. Die größte operative „Baustelle“ ist die Führung von verteilten Strukturen, also auf Distanz. Das haben die wenigsten Chefs bislang praktiziert.

Bei den Arbeitnehmern dagegen wird der gestiegene Anspruch nicht nur der neuen Generation bezüglich Work-Life-Balance und Flexibilisierung der Beschäftigungsmodelle prägend sein. Beide Seiten werden dazu neue Lösungen finden müssen. Eine große operative „Baustelle“ ist dabei die Führung von verteilten Strukturen, also auf Distanz. Das haben die wenigsten Chefs bislang praktiziert. Die technischen Hürden sind im Vergleich dazu eher klein.

Was ist Ihrer Meinung nach für Unternehmen am wichtigsten, worauf sie sich konzentrieren und was sie tun müssen, um in diesem „Digital New Normal“ erfolgreich zu sein?

Da sind zwei Dinge zu nennen: Infrastruktur und Unternehmenskultur. Natürlich müssen die Rahmenbedingungen für friktionsloses digitales Arbeiten für jeden Mitarbeiter gegeben sein, Hardware, Best in Class Software, IT-Sicherheit, klare Prozesse, Schulungen. Mindestens genauso wichtig ist aber das Gemeinschaftsgefühl und die Ausrichtung auf sinnvolle Unternehmensziele im Team. Verteiltes, digitales Arbeiten lässt Teamspirit und intrinsische Motivation der Mitarbeiter künftig nochmals wichtiger werden.

Was würden Sie Unternehmen mit an die Hand geben, um sich rasch von der Krise zu erholen?

Agilität und Flexibilität bei vergrößerten Sicherheitspuffern. Konkret heißt das, für eine möglichst lange Liquiditätsreichweite zu sorgen, die Vertiefung der Digitalisierung strategisch und mit klaren Vorgaben anzugehen, die Geschäftsmodelle auf Zukunftssicherheit und Diversifikationsoptionen zu überprüfen, auf die Ideen und die Unterstützung der Mitarbeiter bauen.
Eins ist klar: die erste Welle der Pandemie mag durch sein, aber die wirtschaftlichen Folgen sind bei weitem nicht ausgestanden. Die ökonomisch harte Zeit wird kommen, wenn die fiskalischen Impulse verbraucht sind und die „Zweitrundeneffekte“ wie Arbeitslosigkeit, Insolvenzen und Schrumpfung der Weltwirtschaft durchschlagen. Seid vorbereitet!

 

Meldet euch jetzt für den Kongress an, um zu erfahren, wie ihr diese Erkenntnisse in euer eigenes Unternehmen mitnehmen könnt.

? https://www.cyberforum.de/digital-new-normal-2020/

Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Details folgen in Kürze.