Am Montag fand in der Stuttgarter Carl Benz Arena der „Digitalgipfel 2018 – Wirtschaft 4.0 BW“ statt. Vertreter aus Politik und Wirtschaft machten dort einmal mehr deutlich, dass die Digitalisierung breiter im Land verankert werden muss.
Ursprünglich hatten die Veranstalter vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau mit rund 500 Teilnehmern gerechnet. Am Ende sind es über 1000 geworden – und der Digitalgipfel 2018 musste sogar in eine neue Location umziehen: Bereits am frühen Montagmorgen hatten sich lange Schlangen vor der Carl Benz Arena in Stuttgart gebildet, in die sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Forschung gleichermaßen einreihten. Sie alle waren gekommen, um über die Digitalisierung zu sprechen, eine Entwicklung, die die Gesellschaft in den kommenden Jahren spürbar verändern wird.
Wir sind auf dem Digitalgipfel 2018 – Wirtschaft 4.0 BW in Stuttgart angekommen. Gut was los hier ? pic.twitter.com/7SecIlEHJH
— karlsruhe.digital (@KA_digital) 5. Februar 2018
Das @WM_BW versorgt die Wartenden mit Proviant ? #digitalgipfel2018 pic.twitter.com/M31z6QcfiX
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Die Digitalisierung verbessert den Alltag der Menschen
„Wir müssen das Grundverständnis von Digitalisierung weiter nach außen tragen und den Menschen verständlich mache, dass sich ihr Leben dadurch verbessert,“ sagte Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut in ihrer Eröffnungsrede. „Im Straßenverkehr kommt es zu weniger Unfällen, da autonome Fahrzeuge weder übermüdet fahren noch Alkohol trinken. Roboter und smarte Fußböden erhöhen die Selbstständigkeit im Alter und durch die Analyse großer Datenmengen werden gewaltige Fortschritte in der Medizin möglich.“
Gleichzeitig betonte Hoffmeister-Kraut, dass es wichtig sei, auch auf die Ängste der Menschen einzugehen: „Viele haben Angst, dass ihnen die Maschinen die Arbeit wegnehmen. Und natürlich werden – wie schon bei vergangenen industriellen Revolutionen – auch durch die Digitalisierung Arbeitsplätze wegfallen. Gleichzeitig steigt aber die Produktivität und es entstehen neue Geschäftsmodelle, wodurch an anderer Stelle Arbeitsplätze entstehen.“ Entscheidend sei es, die Menschen schon in der Schule auf die Digitalisierung vorzubereiten und so lebenslanges Lernen zu ermöglichen.
Mit Blick auf Baden-Württemberg stellte die Wirtschaftsministerin klar, dass das Erfolgsrezept der hiesigen Wirtschaft schon immer die diversifizierte Qualitätsproduktion war und „kundenorientiertes Denken keines Wegs eine Erfindung des Silicon Valley“ ist. Und dennoch: „Unser Denken braucht ein Update. Wir können uns als Wirtschaftsstandort im Zuge der Digitalisierung noch breiter aufstellen. Jeder von uns kann seinen Teil dazu beitragen,“ betonte Hoffmeister-Kraut.
„Wir müssen uns bewegen!“
Ulrich Dietz, der Gründer des Stuttgarter IT-Dienstleisters GFT, warf in seinem Vortrag die Frage auf, was passiert, wenn verschiedene Industrien vom „Digitalstrudel“ erfasst werden. Wie gehen sie damit um? „Passen sie sich an, oder gehen sie unter, wie einst die Schwarzwälder Uhrenindustrie, die den damaligen Wandel nicht mitgemacht hat?“
„Wir müssen markpolitisch relevant bleiben,“ erklärte Dietz. „Aus China kommt inzwischen nicht nur günstige Hardware, sondern auch Software und neue Technologien. Wenn wir nicht nur zuschauen wollen, was in der Welt passiert, müssen wir uns bewegen!“ Als Beispiel führte er den chinesischen Onlinehändler Alibaba an, der im vergangenen Jahr an einem einzigen Tag, dem Black Friday, über 25 Milliarden US-Dollar Umsatz generierte.
Aber wie bekommt man das Neue in die Köpfe der Menschen rein? „Wir müssen andere Wege gehen,“ sagte der GFT-Gründer. So ist das einst kleine Unternehmen Flixbus heute Marktführer und hat eine eigene Plattform geschaffen – etwas das weder dem ADAC noch der Post gelang. Über das Webportal PROTIQ kann jeder 3D-Modelle ausdrucken und im Innovationsnetzwerk Adamos bündeln Weltmarktführer (DMG MORI, Dürr, Software AG, ZEISS sowie ASM PT) ihre Kräfte. Letzteres wurde innerhalb eines halben Jahres ins Leben gerufen – „und genau das sind die Geschwindigkeiten, die wir brauchen,“ ergänzte Dietz.
Ebenfalls Gratulation an das regionale #Digital #Hub in #Bruchsal @KITKarlsruhe @KITinnovation @hwk_karlsruhe @SEWEURODRIVE pic.twitter.com/j6d8s7WJm5
— WM BaWü (@WM_BW) 5. Februar 2018
10 Millionen Euro für zehn regionale „Digital Hubs“
Um die Digitalisierung in den einzelnen Regionen Baden-Württembergs zu fördern, präsentierte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut am Ende des Digitalgipfels 2018 zehn von einer Jury ausgewählte Standorte für digitale Innovationszentren („Digital Hubs“). „Die regionalen Digital Hubs sollen als Teilchenbeschleuniger digitaler Innovationen wirken. Baden-Württemberg war immer stark, weil es in der Fläche stark war. Uns zeichnet aus, dass wir nicht nur wenige wirtschaftliche Kraftzentren haben, sondern dass starke und international erfolgreiche Mittelständler auch und gerade im ländlichen Raum zu Hause sind. Das soll auch im digitalen Zeitalter so bleiben“, betonte Hoffmeister-Kraut.
Die regionalen Digital Hubs sollen als Ideen-, Experimentier- und Kollaborationsräume verstanden werden, in denen unterschiedlichste Kompetenzen, Disziplinen, Ideen, Technologien und Kreativität aufeinandertreffen. Im Rahmen der branchenübergreifenden Digitalisierungsoffensive „Initiative Wirtschaft 4.0 Baden-Württemberg“ investiert das Land in den Aufbau der regionalen Digital Hubs (dazu zählt auch Digital Hub Bruchsal-Kraichgau) insgesamt rund 10 Millionen Euro.