Wenn es um Innovationen und den Wandel der Arbeitskultur geht, fällt immer häufiger der Begriff „Intrapreneurship“. Aber was steckt hinter diesem Konzept und wie können Unternehmen davon profitieren?
Wer in der heutigen Zeit als Unternehmen junge Talente für sich gewinnen möchte, muss diesen ein Arbeitsumfeld bieten, in dem sie sich wohlfühlen. Flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit ein bis zwei Tage die Woche im Home Office zu arbeiten und flache Hierarchien – all das sind Dinge, die junge Menschen der Generation Y zu schätzen wissen. Seit einiger Zeit lässt sich aber noch ein weiterer Trend beobachten, der das Potenzial hat, die Arbeitskultur in Unternehmen nachhaltig zu verändern: aus Mitarbeitern werden Intrapreneure.
Der Begriff „Intrapreneurship“ setzt sich zusammen aus den beiden englischen Wörtern „Intracorporate“ und „Entrepreneurship“. Somit ist ein Intrapreneur in gewisser Weise ein Unternehmer innerhalb eines Unternehmens. Oder anders ausgedrückt: ein Mitarbeiter, der unternehmerisch denkt und dementsprechend handelt. Der Intrapreneur ist das Gegenstück zum Entrepreneur. Letzterer verwirklicht seine Geschäftsideen, indem er eine eigene Firma gründet. Der Intrapreneur hingegen realisiert seine Vorstellungen, indem er sich innerhalb eines bestehenden Unternehmens aktiv an dessen Weiterentwicklung beteiligt.
The Cor Consulting beschreibt den Intrapreneur wie folgt:
Intrapreneure stellen ihren Fleiß und ihre Arbeitsleistung ganz in den Dienst ihres Unternehmens, […]. Mit den Projekten, die sie initiieren oder leiten, stoßen sie oft neue Entwicklungen im Unternehmen an, erschließen neue Geschäftsfelder und generieren Umsätze. So erreichen sie eine hohe Wertschöpfung im digitalen Zeitalter. Das gesteckte Budget haben sie stets im Blick. Oft können diese Mitarbeiter Kollegen besonders gut motivieren und anleiten. Sie identifizieren sich in hohem Maße mit den Zielen ihres Unternehmens. In ihren Abteilungen oder Teams treffen sie unternehmerische Entscheidungen, die über das übliche Maß als Arbeitnehmer hinausgehen.
Kurz gesagt: Intrapreneurship gibt Mitarbeitern den Raum, ihre Potenziale frei zu entfalten, was sich wiederum positiv auf den Erfolg des Unternehmens insgesamt auswirken kann.
Intrapreneurship fördert Innovationen
Bei einigen Unternehmen mag bereits die bloße Vorstellung, dass sich Mitarbeiter in unternehmerische Belange „einmischen“, blankes Entsetzen auslösen. Andere Unternehmen wiederum, fördern das Intrapreneurship-Konzept schon seit Jahren aktiv. Bei der Deutschen Telekom wurde beispielsweise eigens das Programm UQBATE ins Leben gerufen, um Mitarbeiter mit Ideen für neue Geschäftsmodelle innerhalb des Konzerns zu unterstützen. Diese sollen die Möglichkeit erhalten, ihre kreativen Ansätze uneingeschränkt und ungestört von Unternehmensstrukturen und -prozessen umzusetzen.
Deloitte schreibt in seiner „Anleitung zur Innovationsbeschleunigung für Konzerne“, dass Intrapreneure von einer intrinsischen Motivation angetrieben werden, „den Status quo zu ändern, sei es durch einen bestimmten Prozess, ein Produkt oder eine Routine. Diese intrinsische Motivation unterscheidet sie von anderen Mitarbeitern im Unternehmen. Der Drang, ein selbst gesetztes Ziel zu erreichen, lässt Intrapreneure nicht nur neue Ideen entwickeln, sondern auch eine langfristige Vision sowie einen Plan, diese umzusetzen und wachsen zu sehen.“
Was den Mitarbeiter voranbringt und erfüllt, nützt selbstverständlich auch dem Unternehmen. Wer Intrapreneurship sinnvoll einsetzt, kann sich laut einschlägiger Studien Wettbewerbsvorteile sichern, die Gewinne langfristig erhöhen und die Unternehmenskultur insgesamt verbessern.
Intrapreneurship bringt neue Herausforderungen mit sich
Die Vorteile, die das Intrapreneurship-Konzept sowohl für Mitarbeiter als auch Unternehmen mit sich bringt, klingen verlockend. Allerdings müssen auf Seiten der Firma auch die Rahmenbedingungen für Unternehmer im Unternehmen gegeben sein. Zunächst muss der Wille da sein, überhaupt Innovationen und neue Ideen aus der Mitte der Belegschaft zuzulassen. Zudem benötigen Intrapreneurship-Projekte Zeit und Ressourcen. Das Management muss den Mitarbeitern ausreichend Freiraum geben und sie in ihren Vorhaben unterstützen. Auch die Basis für Wissenstransfer zu schaffen, gilt als elementare Voraussetzung für das Gelingen des Intrapreneurship.
Auf Seiten des Intrapreneurs muss ein Bewusstsein dafür vorhanden sein, welches Arbeitspensum er überhaupt bewältigen kann. Bei vielen Intrapreneurship-Projekten sind Überstunden an der Tagesordnung. Der Grat zwischen motiviertem Arbeiten und Überforderung ist schmal. Die Grenzen zum Burnout unter Umständen fließend. Hier sind auch die Vorgesetzten und die Projektleiter gefragt, bei Bedarf regulierend einzugreifen.
Nur so kann Intrapreneurship langfristig den gewünschten Erfolg bringen.