Das Design von Geschäftsmodellen ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Eines der bewerteten Werkzeuge zur Visualisierung und Planung von Geschäftsmodellen ist das Business Modell Canvas. Dieses strukturierte Modell hilft Unternehmen dabei, ihre Geschäftslogik klar zu verstehen und gezielt zu optimieren. Die Vorteile sowie verschiedene Anwendungen und Best practices wurden von Katharina Berres, Expertin für Business Model Innovation & Strategy, beim letzten #Gründungsworkshop des CyberForum vorgestellt.
Dieses Wissen sowie ausgewählte Beispiele werden hier zusammengefasst.
Was ist das Business Model Canvas?
Das Business Model Canvas wurde 2005 von dem Schweizer Wirtschaftstheoretiker Alexander Osterwalder und dem Informatiker Yves Pigneur entwickelt und in ihrem Buch „Business Model Generation“ vorgestellt. Es ist ein visuelles Werkzeug zur Beschreibung, Analyse und Gestaltung von Geschäftsmodellen und besteht aus neun zentralen Bausteinen:
- Kund:innensegmente
Wer sind die Zielkund:innen? Welche Segmente möchte das Unternehmen bedienen?
Ein Online-Bildungsplattform wie Coursera richtet sich zum Beispiel an verschiedene Kund:innensegmente: Studierende, Berufstätige und Unternehmen, die in Weiterbildung investieren wollen. Für jedes Segment bietet die Plattform maßgeschneiderte Inhalte und Lösungen.
- Wertangebote
Was bietet das Unternehmen an? Welchen Mehrwert schafft es für seine Kund:innen?
Tesla bietet Elektroautos an, die nicht nur umweltfreundlich sind, sondern auch hohe Leistung und modernste Technologie bieten. Der Mehrwert für die Kund:innen liegt in der Kombination aus Nachhaltigkeit und Innovation.
- Kanäle
Über welche Kanäle werden die Produkte oder Dienstleistungen angeboten?
Apple verkauft seine Produkte über verschiedene Vertriebskanäle, wie zum Beispiel den eigenen Online-Shop, physische Apple Stores und autorisierte Händler. Durch die Kombination von Online- und Offline-Kanälen erreicht Apple ein breites Publikum.
- Kund:innenbeziehungen
Wie gestaltet sich die Beziehung zu den Kund:innen? Ist sie persönlich, automatisiert, digital oder physisch?
Netflix pflegt eine stark automatisierte Kund:innenbeziehung. Kund:inneninteraktionen laufen über die Plattform selbst, sei es durch personalisierte Empfehlungen oder durch automatische Verlängerung von Abonnements. Der Kontakt ist überwiegend digital.
- Einnahmequellen
Wie wird Geld verdient? Was sind die Preisstrategien?
Spotify generiert Einnahmen durch zwei Modelle: Abonnementgebühren von Premium-Nutzern:innen und Werbeeinnahmen von Nutzern:innen, die das kostenlose, werbefinanzierte Modell nutzen.
- Schlüsselressourcen
Welche Ressourcen sind erforderlich, um das Geschäftsmodell umzusetzen?
Amazon benötigt große Lagerkapazitäten, eine effiziente Logistik und Technologieplattformen, um sein Geschäftsmodell des schnellen Versands und des E-Commerce-Betriebs zu ermöglichen.
- Schlüsselaktivitäten
Welche zentralen Tätigkeiten müssen durchgeführt werden, um das Geschäftsmodell erfolgreich zu machen?
Die Hauptaktivitäten von Airbnb bestehen darin, eine funktionsfähige Online-Plattform zu betreiben, Gastgeber:innen und Reisende zu verbinden, sowie Buchungs- und Zahlungsvorgänge zu erleichtern. Marketing und Kund:innenservice spielen ebenfalls eine große Rolle.
- Schlüsselpartnerschaften
Welche externen Partner unterstützen das Unternehmen? Wer trägt zum Geschäftserfolg bei?
Uber arbeitet mit Fahrer:innen als unabhängige Vertragspartner zusammen und bildet Partnerschaften mit Zahlungsanbietern, Versicherungen und Automobilherstellern, um den Service zu ermöglichen und zu erweitern.
- Kostenstruktur
Welche Kosten fallen an? Wo entstehen die größten Ausgaben?
Ein Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services (AWS) hat hohe Fixkosten für den Aufbau und Betrieb von Rechenzentren, aber variable Kosten für Energie und Wartung. AWS muss diese Kosten im Verhältnis zu den Umsätzen durch Cloud-Dienstleistungen managen.
Best Practices
Um das volle Potenzial des Canvas Business Model auszuschöpfen, gibt es einige Best Practices, die beachtet werden sollten:
Iterativer Prozess: Ein Geschäftsmodell ist kein statisches Konzept. Unternehmen sollten das Canvas regelmäßig überprüfen und an Marktveränderungen anpassen.
Kund:innenzentrierung: Unternehmen sollten das Geschäftsmodell aus der Perspektive der Kund:innen betrachten. Was benötigen die Kund:innen wirklich, und wie kann das Unternehmen diesen Bedarf am besten decken?
Feedback einholen: Beteiligte Stakeholder, Partner und sogar Kund:innen sollten in den Prozess einbezogen werden, um wertvolles Feedback zu geben und das Modell zu verbessern.
Testen und Verfeinern: Neue Ideen sollten getestet werden, bevor sie vollständig in das Geschäftsmodell integriert werden. Ein „Lean Start-up“-Ansatz kann hier helfen, unnötige Risiken zu vermeiden.
Nutzung von Tools: Digitale Tools wie Miro, Canvanizer oder Strategyzer bieten die Möglichkeit, das Canvas-Modell digital zu bearbeiten, Ideen zu teilen und Feedback direkt zu integrieren.
Das Canvas Business Model ist ein unverzichtbares Werkzeug für das Design und die Analyse von Geschäftsmodellen und Plattformen. Es ermöglicht Unternehmen, flexibel und kund:innenorientiert zu agieren, innovative Lösungen zu entwickeln und sich in einer schnell verändernden Geschäftswelt zu behaupten. Die Anwendungen und Show Cases zeigen, dass es in nahezu allen Branchen einsetzbar ist, von Startups bis hin zu etablierten Unternehmen.