Lesedauer ca. 3 Minuten

„Das Thema Teamkultur wird oft unterschätzt“, sagt Christian Kurrle. Er hat als Consultant in den vergangenen Jahren viele Startups im CyberLab Karlsruhe begleitet. Die gesteckten Ziele strukturiert umzusetzen und ins Handeln zu kommen – auch darin sieht er eine offene Flanke vieler Gründungsteams. 

Wenn ein Startup scheitert, woran liegt es?

Dafür gibt es natürlich viele Gründe. Aber aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren kann ich ganz klar sagen, dass Schwierigkeiten vor allem dann auftauchen, wenn das Team nicht an einem Strang zieht und Ziele nicht strukturiert und nicht konsequent genug verfolgt werden.

Gibt es Warnsignale?

 Wenn Teammitglieder nicht genug Verständnis füreinander haben, zum Beispiel. Es ist ja ein Unterschied, ob jemand Familie und ein Haus hat oder direkt von der Uni kommt. Das sind verschiedene Alltagswelten. Wenn es hier Unstimmigkeiten gibt, muss man schnell gegensteuern. Die innovativste Idee bringt nichts, wenn die Vorstellungen im Team, wie beispielsweise zu Arbeitszeitmodellen, zu weit auseinanderliegen.

Wie kann man die Teamkultur verbessern?

 Wichtig ist, von Anfang an die gegenseitigen Wertvorstellungen abzuklopfen, gemeinsame Ziele und Visionen zu formulieren, Aufgaben und Rollen zu vergeben. Gleichzeitig aber auch eine Konfliktlösungskompetenz aufzubauen, um für den Fall, dass es mal kracht, schnell aus der Situation wieder rauszukommen, damit kein personeller oder inhaltlicher Schaden entsteht.

Letzten Endes ist ein funktionierendes und gesundes Team auch für Investoren ein wichtiger Faktor. Ein Startup steht und fällt mit dem Team. Das wissen auch die Geldgeber.

Wie sieht dabei die Unterstützung des CyberLab aus?

 Wir fragen bereits vor der Aufnahme in den Accelerator diese Themen ab. Zum Beispiel: Wie sieht eure gemeinsame Roadmap für die nächsten fünf Jahre aus? Wie ist euer Privatleben gestaltet? Wie viel Zeit wollt ihr in das Startup stecken? Wie geht ihr mit Stress um? Was macht ihr bei ungeplanten Zwischenfällen?

Gibt es weitere Fallstricke?

Oft fehlt von Anfang an die Struktur. Selbst wenn eine mehr oder weniger stringente Roadmap erstellt wurde – die Teams kommen oft nicht ins Handeln.

Woran liegt das?

Viele Startups fühlen sich schnell überfordert. Völlig zu Recht. Denn plötzlich sind sie mit Themen konfrontiert, bei denen ihnen einfach die Kompetenzen fehlen. Das ist ein relativ gefährlicher Punkt. Dazu kommen Wachstumsdruck und Zeitnot. Die Teams drohen sich zu verzetteln. Das CyberLab unterstützt sie dabei, fokussiert zu bleiben.

Was bietet das CyberLab jungen Gründern konkret?

 Ideen gibt es genug. Aber eine Idee ist ja noch kein Produkt. Das CyberLab Accelerator-Programm hilft den Teams, ihr Produkt ganz konkret zu definieren. Wie wird aus unserer Idee ein überzeugendes Produkt? Was braucht der Kunde wirklich? Kennen wir unseren Kunden überhaupt? Welchen Preis können wir verlangen? Will der Kunde das auch bezahlen?

Junge Teams wissen oft wenig über Strategieplanung, Vertriebsstrategien, Produktmanagement, Buchhaltung, Steuer, Teamkultur, über Kunden- und Marktverständnis und welche Finanzierungsarten oder Fördermittel es gibt. Woher auch?

Businessplan, Patentrecht, Markenschutz und die Ermittlung des richtigen Zeitpunkts für den Markteintritt, das sind riesige Baustellen, die man nicht eben mal nebenbei noch mitmacht. Im Accelerator-Programm erarbeiten wir gemeinsam einen Entwicklungsplan und setzen Milestones, die wir einmal im Monat kontrollieren. Wir schauen uns außerdem Business-Pläne und Pitch-Desks an, proben Kundeninterviews oder üben gemeinsam, wie man eine Kundenakquise angeht.

Um Startups unterstützen zu können, braucht es viel Erfahrung. Deshalb ist ein wesentlicher Teil des Accelerator-Programms im CyberLab das Mentoring. Wie wichtig sind Mentoren in der Gründungsphase?

Mentoren sind Personen auf Geschäftsführerebene oder fachliche Experten, die seit vielen Jahren im Berufsleben stehen. Das ist wie eine Art Aufsichtsrat, wenn man so will. Erfahrene Unternehmer aus dem CyberForum-Netzwerk schauen von oben auf das Startup und betrachten die strategische Ebene. Mentoren können hier einlenken und richtungsweisende Tipps geben. Dabei nehmen sie auch das Team unter die Lupe.
Für jedes Startup den passenden Mentor zu finden, macht die besondere Expertise des CyberForum aus. Hier bekommen wir immer wieder ausgezeichnetes Feedback von den Gründungsteams.