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Hamburg, München, Berlin oder Karlsruhe. Für die Standortwahl eines Startups gibt es verschiedene Gründe. Eine Umfrage des Bitkom zeigt, dass die Infrastruktur und der Markt nur eine untergeordnete Rolle spielen. 

„Mit unserer Vision war von Beginn an klar, dass Berlin als Markt, Zielstadt und Sitz der Holding perfekt ist“, sagt Martin Trink, Geschäftsführer des E-Bike-Startups Freygeist. Der strategische Aspekt stand für das das dreiköpfige Gründerteam aus Wien klar im Vordergrund. Für Karlsruhe spricht, dass es nicht so abgehoben sei wie Berlin, „ein super Pflaster mit einer Klasse Infrastruktur zum Gründen“, so Christoph May vom 3D-Modellierer Mayforms. Die Vorzüge der Fächerstadt hat mein Kollege Christian Birnesser Anfang des Jahres in einem Artikel bei Gründerszene zusammengefasst: kurze Wege, ein funktionierendes Ökosystem und eine aktive Community.

Es zeigt sich schnell, die Gründe für die Standortwahl eines Startups sind unterschiedlich. Der Branchenverband Bitkom wollte es genauer wissen und hat 227 Gründer von IT- und Internet-Startups nach ihren Motiven befragt. Danach lassen sich Gründer vor allem von persönlichen Faktoren (80 Prozent) wie der Nähe zu Freunden und zur Familie leiten. Erst dann spielen die Infrastruktur (65 Prozent), die Lebensqualität (71 Prozent) und die Verfügbarkeit, Qualifikation und Kosten von Personal (60 Prozent) eine entscheidende Rolle.

„Startup-Gründer treffen anders als Großunternehmen eine Standortentscheidung, die eng mit ihrer Person verknüpft ist“, sagt Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz. „Für Städte und Regionen, die sich um Startups bemühen, bedeutet das, dass Freizeit- und Kulturangebote ähnlich wichtig sind wie schnelle Internetverbindungen und gut ausgebildete Fachkräfte.“

Regionale Unterschiede bei der Standortwahl

Nur rund jeder dritte Gründer hat seine Entscheidung vom Marktumfeld abhängig gemacht, also  von Faktoren wie der Nähe zu Kunden und Lieferanten (38 Prozent), der Nähe zu Investoren (34 Prozent) oder lokalen beziehungsweise regionalen Förderprogrammen für Gründer (33 Prozent). Und gerade einmal 15 Prozent haben die Wahl des Standorts daran geknüpft, wie gut die Unterstützung durch Ämter ist oder wie gering die bürokratischen Hürden sind. „Wenn sich Politiker für bezahlbare Büroräume, gute Schulen und ein funktionierendes Gründer-Netzwerk einsetzen, dann ist das eine hervorragende Startup-Hilfe und wirkt besser als ein weiteres kleinteiliges Förderprogramm vor Ort“, so Dietz.

Auffällig sind deutliche regionale Unterschiede bei der Entscheidung für einen Standort. Für Berliner Gründer haben vor allem das Startup-Netzwerk und die Lebensqualität (je 76 Prozent) eine zentrale oder wichtige Rolle gespielt. Daneben sind die Personalsituation (73 Prozent) und erst an vierter Stelle persönliche Gründe (70 Prozent) entscheidend. In Hamburg spielt die Infrastruktur (85 Prozent) die größte Rolle, gefolgt von persönlichen Gründen (81 Prozent) und der Lebensqualität (77 Prozent). Wer dagegen in München gründet, der hat meist persönliche Gründe (92 Prozent) dafür, andere Faktoren wie die Infrastruktur (68 Prozent) oder die Personalsituation (60 Prozent) folgen erst mit deutlichem Abstand. Die Lebensqualität in der bayerischen Landeshauptstadt spielt mit 52 Prozent eine eher geringe Rolle für Start-up-Gründer.

Die folgende Grafik fasst alle Ergebnisse der Bitkom-Umfrage zusammen:

Start-ups: Wie Gründer ihren Standort wählen (Bild: Bitkom)
Start-ups: Wie Gründer ihren Standort wählen (Bild: Bitkom)