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Gestern ging der Föhn doch noch! Heute nur noch ein finales „Pff“. Die Waschmaschine gab neulich auch mitten im Programm den Geist auf, natürlich vor dem Abpumpen. Der Trockner muckt auch schon wieder. Welches Gerät kapituliert als nächstes? Alltägliche Szenarien, die ganz schön nerven. Dabei sind die Geräte oft noch gar nicht so alt.
Da die meisten von uns nicht über elektrisches und schon gar nicht elektronisches Spezialwissen verfügen, holen wir uns Fachleute ins Haus (teuer) oder kaufen neu (noch teurer). Doch das Startup Start2Fix hat einen anderen Plan. Gründerin Johanna Adams zeigt, dass nachhaltige Reparaturen kein Fachwissen erfordern müssen. Mit einem interaktiven Chatbot an ihrer Seite können nun auch Laien ihren kaputten Geräten neues Leben einhauchen. Im Gespräch erzählt Johanna von den Herausforderungen und Zielen ihres Unternehmens und verrät, wie Start2Fix nicht nur die Umwelt, sondern auch Reparaturbetriebe entlastet.

Johanna, woher kam die Idee, eine Art „Reparaturassistenten“ für Haushaltsgeräte zu entwickeln?

Die Idee war, Reparaturen zugänglicher zu machen und Geräte nicht sofort wegzuwerfen, wenn etwas nicht mehr funktioniert. Das passiert leider viel zu oft, und da dachte ich: Das muss doch besser gehen! Also entwickeln wir einen Chatbot, der die Nutzer:innen Schritt für Schritt durch die Reparatur führt – vom ersten Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, bis hin zur möglichen Lösung.

Und wie funktioniert das konkret? Was leistet der Chatbot?

Zunächst hilft er bei der Diagnose. Der Chatbot stellt gezielte Fragen, etwa: „Was funktioniert nicht?“ oder „Hast du schon diesen Knopf ausprobiert?“ Wenn das Problem identifiziert ist, leitet er die Nutzer:innen zur Entscheidungshilfe weiter: Soll man selbst reparieren oder es einem Fachmann überlassen? Unser Chatbot zeigt den Aufwand, benötigte Werkzeuge und Ersatzteile an, aber auch die voraussichtlichen Kosten und CO₂-Einsparungen, wenn man das Gerät repariert, statt entsorgt.

Woher bekommt ihr die ganzen Infos, vor allem die Preise?

Genau das war eine Herausforderung. Wir arbeiten mit unabhängigen Reparaturbetrieben zusammen und erstellen spezifische Chatbots für deren Bedürfnisse. So haben wir Zugang zu validierten Informationen, wie den typischen Reparaturkosten und genauen Anleitungen. Es gibt zwar vieles im Internet, aber das ist oft ungenau oder sogar unsicher. Unsere Kooperationen mit Fachbetrieben sichern ab, dass die Informationen zuverlässig und genau sind.

Bedeutet das, dass die Betriebe ihre „Geheimnisse“ teilen? Wird das nicht irgendwann ein Problem für sie?

Tatsächlich wollen die Betriebe ihr Wissen nicht einfach so herausgeben. Allerdings ist die Frage an wen. Sie sind offen dafür, dass Privatleute einzelne Hinweise nutzen und selbst reparieren. Allerdings müssen wir sicherstellen, dass die Datenbank als Ganzes nicht ausgelesen werden kann, weil die Betriebe das Wissen nicht mit großen Firmen oder auch den Herstellern teilen wollen. Man sollte ja meinen, dass die Hersteller das Wissen schon haben, aber das ist nicht unbedingt der Fall, weil diese bei Reparaturen einfach ganze Module austauschen und nicht auf Transistor-Ebene Einzelteile austauschen, was deutlich billiger und effizienter ist.

Welche Geräte deckt ihr denn aktuell ab? Funktioniert das auch bei Waschmaschinen?

Absolut. Haushaltsgeräte sind unser Schwerpunkt, und die Bandbreite reicht vom Föhn bis zur Waschmaschine. Besonders bei größeren Geräten ist unsere Diagnosefunktion hilfreich, weil der Techniker durch die Vorab-Analyse gleich weiß, was er mitbringen muss. Das spart Zeit, Kosten und unnötige Vor-Ort-Termine. Das heißt, wir fangen mit Küchenmaschinen und „Thermomix“ an, über Kaffeemaschinen bis hin zu Druckern und dann auch Großgeräten wie Waschmaschinen etc. Unsere Vision ist, dass unsere Anwendung irgendwann für alle erdenklichen technischen Geräte verfügbar ist.

Wie verdient ihr daran? Die Infos gibt es ja quasi kostenlos über den Chatbot, oder?

Richtig. Wir möchten, dass der Zugang zu Informationen kostenfrei bleibt. Stattdessen verdienen wir über Margen auf Ersatzteile und Provisionen bei Reparaturaufträgen. Wir arbeiten dafür mit Großhändlern zusammen, die uns Dropshipping anbieten, sodass wir selbst kein Lager führen müssen, aber dennoch direkt an Kund:innen verkaufen können.

Habt ihr schon ein Prototyp, und wie war bisher die Resonanz?

Ja, wir haben ein Prototyp entwickelt und bereits auf der Messe „make OSTWÜRTTEMBERG“ getestet. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Die meisten Besucher:innen fanden sofort Beispiele aus ihrem eigenen Alltag, wie „Meine Waschmaschine macht Probleme, das hätte ich brauchen können!“ Selbst mit unserem einfachen Prototyp konnten wir den Leuten oft helfen. Das zeigt uns, dass die Idee funktioniert.

Wie groß ist das Team momentan, und wo seid ihr angesiedelt?

Wir sind aktuell zu zweit. Ich habe meine Mitgründerin bei einem Hackathon gefunden, den ich organisiert habe. Wir arbeiten meist remote – ich bin in der Nähe von Koblenz, und meine Mitgründerin sitzt in Freiburg. So ein remote Setup hat seine Herausforderungen, aber wir bekommen es ganz gut hin.

Wächst euer Team?

Ja, wir suchen aktuell zwei neue Teammitglieder: eine:n Entwickler:in mit Erfahrung in Sprachmodellen und eine Person für Marketing oder UX Design. Uns ist wichtig, dass sie unsere Vision teilen und langfristig mit uns wachsen wollen.

Ihr seid gerade im CyberLab-Accelerator-Programm. Was hat euch das Programm bisher gebracht, und wie sieht die Zukunft aus?

Es hat uns wirklich viel gebracht. Ich war vorher schon in einem anderen Programm, aber hier im CyberLab Accelerator haben wir vertieftes Wissen bekommen und arbeiten mit zwei erfahrenen Mentoren zusammen, die uns wertvolles Feedback geben. Gerade bei Themen wie Finanzplanung und Geschäftsmodell ist das Gold wert, weil wir als Neulinge einfach nicht alles wissen. Mit den Mentor:innen können wir schnell Rücksprache halten und gewinnen so Sicherheit für die nächsten Schritte.

Dieser Artikel wurde in Kooperation mit dem CyberLab Karlsruhe erstellt. Das CyberLab ist die zentrale Anlaufstelle für Startups und Gründungsinteressierte im IT-Bereich.
Bist du auch gerade dabei, dein eigenes Unternehmen zu gründen und brauchst Starthilfe oder Gründungsberatung? Das CyberLab hilft dir gerne weiter. Hier findest du alle wichtigen Infos.