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Von blinkenden Serverreihen umgeben und mit immer komplexeren IT-Landschaften konfrontiert, kämpfen IT-Administrator:innen täglich darum, den Überblick zu behalten. Eine clevere Lösung kommt jetzt von XPipe. Das Startup hat ein Dashboard entwickelt, das wie ein Kompass durch die digitale Wildnis führt und für Übersicht sorgt, wo zuvor nur Chaos herrschte. Was als Notlösung begann, entwickelt sich in kurzer Zeit zum unverzichtbaren Tool für alle, die im digitalen Dschungel den Überblick behalten wollen. Im Interview erzählt XPipe-Gründer Christopher Schnick, was ihn antreibt, wie er den Spagat zwischen Entwicklung und Business meistert und warum Datenschutz für ihn keine Verhandlungssache ist.

Christopher, du bist das Herz und Hirn hinter XPipe. Wie hat alles begonnen? Warst du schon immer von Servern und IT-Infrastrukturen fasziniert?

Sagen wir, das Interesse hat sich entwickelt. Während meines Masterstudiums in Informatik in Stuttgart hatte ich eine Hiwi-Stelle am Institut für Scientific Computing. Dort hatte ich viel mit Großrechnern zu tun, die für Simulationen genutzt wurden. Doch statt von Effizienz war ich oft frustriert, denn es herrschte Chaos. Keiner wusste genau, welcher Rechner gerade welche Ressourcen beansprucht, und es kam oft zu Konflikten. Da entstand der Gedanke, dass das besser gehen muss. Eine Software, die IT-Administrator:innen einen klaren Überblick gibt und den täglichen Betrieb vereinfacht – das war der Ursprung von XPipe.

XPipe ist also sozusagen aus einer persönlichen Notwendigkeit heraus entstanden. Heute bist du alleiniger Gründer und Entwickler. Wie ist es, alles im Alleingang zu stemmen?

Es hat Vor- und Nachteile. Natürlich bin ich flexibel und kann schnell Entscheidungen treffen. Andererseits gibt es viele Aufgaben, die nicht zu meinen Stärken gehören. Gerade das Geschäftliche, etwa die Preisgestaltung und das Marketing, ist für mich als Entwickler eher eine Herausforderung. Glücklicherweise habe ich im CyberLab Accelerator jemanden kennengelernt, der diese Skills mitbringt und das Team demnächst ergänzen könnte. Ich hoffe, dass wir bald gemeinsam an Bord sind und uns gegenseitig unterstützen können. Denn auf Dauer ist es allein wirklich schwierig, alle Bereiche gleichermaßen gut zu bedienen.

Apropos Herausforderungen – XPipe ist eine Lösung, die hochkomplexe IT-Infrastrukturen organisiert. Erklär mal, was du genau machst.

XPipe soll IT-Administrator:innen ein All-in-One-Dashboard bieten, das ihre gesamte Serverinfrastruktur abbildet. Man kann sich das vorstellen wie eine Kommandozentrale: Alle Server, Applikationen und Dienste werden auf einer Oberfläche übersichtlich dargestellt. Wenn ein Server ausfällt oder ein Dienst Probleme hat, sehen die Administrator:innen das sofort und können direkt eingreifen. Dadurch müssen IT-Profis nicht mehr mühsam durch verschiedene Systeme navigieren, sondern haben alles an einem Ort im Blick.

Sind deine Kunden eher große Unternehmen mit Hunderten von Servern oder auch kleinere Firmen?

Tatsächlich ist XPipe für eine breite Zielgruppe gedacht. Durch die zunehmende Nutzung von virtuellen Servern und Microservices kann schon ein kleiner Betrieb mit zehn Mitarbeitenden eine komplexe Infrastruktur haben. Unsere Kunden reichen von Freelancer:innen über kleine IT-Dienstleister bis hin zu mittelständischen Unternehmen. Ein interessantes Beispiel ist ein globaler Audiosystemhersteller, der XPipe nutzt, um Hunderte von Lautsprechern in Kinos und Veranstaltungsorten zu verwalten. Jeder Lautsprecher ist quasi ein eigener Server, der zentral gesteuert wird. Da war ich selbst überrascht, wie vielseitig XPipe einsetzbar ist.

Das klingt, als hättet ihr eine echte Marktlücke entdeckt. Wie wichtig ist dir der Aspekt des Datenschutzes, vor allem in Europa?

Datenschutz ist für uns ein großes Thema. Anders als viele Anbieter, die ihre Daten in die Cloud senden, speichert XPipe alle Daten lokal auf den Servern unserer Kunden. Damit bleiben die Daten dort, wo sie entstehen, und unterliegen direkt der Kontrolle der Nutzer:innen. Gerade für europäische Kunden ist das ein wichtiger Vorteil, denn es gibt oft Bedenken, wo Daten letztlich landen und wer Zugriff darauf hat. Unser Ansatz richtet sich daher klar an Unternehmen, die Wert auf Datenschutz legen und Compliance-Vorgaben einhalten müssen.

Wie finanziert sich XPipe momentan? Und wie sehen deine Pläne für die nächsten Schritte aus?

Bislang läuft alles über Bootstrapping. XPipe finanziert sich also aus den Einnahmen, die wir generieren, und ich lebe noch recht bescheiden – ein bisschen wie im Studentenleben. Aber das hat auch seine Vorteile, denn es zwingt mich dazu, wirklich effizient zu arbeiten. Langfristig denke ich jedoch über Investor:innen nach, um XPipe schneller wachsen zu lassen. Gerade für größere Marketingkampagnen oder um ein größeres Team aufzubauen, wäre Kapital hilfreich. Auch dafür ist der Austausch im CyberLab wertvoll, da ich Zugang zu einem Netzwerk von potenziellen Investor:innen habe. 

Was hat dich letztlich zum CyberLab geführt? Immerhin kommst du aus Stuttgart – warum bist du nach Karlsruhe gegangen?

Gute Frage! In Stuttgart gibt es auch Acceleratoren, aber die sind oft auf Maschinenbau und Automotive fokussiert, was nicht ideal für mich ist. Das CyberLab hat mir thematisch besser gefallen, und der IT-Schwerpunkt passt perfekt zu XPipe. Ich wurde auch von vielen Seiten auf das CyberLab hingewiesen, und die Empfehlung hat sich ausgezahlt. Die Workshops und Mentor:innen hier helfen mir dabei, das Geschäftsmodell zu schärfen und meinen Ansatz strategisch weiterzuentwickeln. Auch der Austausch mit anderen Gründer:innen ist wertvoll, weil wir alle ähnliche Herausforderungen haben und voneinander lernen können.

Welche Rolle spielt dieser Austausch für dich? Ist das Networking mit anderen Startups für dich ein wichtiger Faktor?

Absolut. Wir haben regelmäßig Präsenz- und Online-Treffen, bei denen ich viele inspirierende Leute kennenlerne. Gerade wenn man als Solo-Gründer startet, tut es gut, sich mit anderen auszutauschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Es sind oft Kleinigkeiten, die man voneinander aufschnappt – sei es eine neue Software, ein hilfreiches Tool oder einfach eine andere Herangehensweise an ein Problem. Auch die Rückmeldung auf die eigene Idee ist hilfreich, da man oft so tief drinsteckt, dass man den Blick fürs Wesentliche verliert.

Gibt es etwas, das du mit XPipe noch erreichen möchtest, einen Wunsch für die Zukunft?

Mein größter Wunsch ist es, XPipe noch breiter aufzustellen und das Unternehmen nachhaltig wachsen zu lassen. Dafür wäre ein starkes Team ein wichtiger erster Schritt. Außerdem wäre es großartig, Investor:innen zu gewinnen, die sich für die Vision von XPipe begeistern und uns dabei unterstützen, die nächsten großen Schritte zu gehen. Letztlich träume ich davon, dass XPipe eine Standardlösung in der IT-Infrastruktur wird, die Unternehmen weltweit hilft, ihre Systeme effizient und sicher zu managen.

 

Dieser Artikel wurde in Kooperation mit dem CyberLab Karlsruhe erstellt. Das CyberLab ist die zentrale Anlaufstelle für Startups und Gründungsinteressierte im IT-Bereich.
Bist du auch gerade dabei, dein eigenes Unternehmen zu gründen und brauchst Starthilfe oder Gründungsberatung? Das CyberLab hilft dir gerne weiter. Hier findest du alle wichtigen Infos.