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Eine halbe Million Menschen ertrinkt jedes Jahr weltweit. Über 20 Prozent davon, wenn sie andere vor dem Ertrinken retten wollen. Auch Christopher Fuhrhop erlebt beim Kitesurfen eine grenzwertige Situation im Wasser, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Daraufhin erfindet er Restube – eine aufblasbare Rettungsboje. Das war vor elf Jahren. Heute ist es das Sicherheitsgadget schlechthin. Restube wird mittlerweile von fast 400.000 Nutzer*innen eingesetzt und wurde unter anderem mit dem Deutschen Gründerpreis und fünf ISPO Awards ausgezeichnet. Es hat bereits weit über 40 Menschen das Leben gerettet.

Ariane Lindemann spricht mit Gründer Christopher Fuhrhop darüber, wie nicht nur Wasserangsthasen, sondern auch Sportler und die professionelle Wasserrettung von Restube profitieren.

Wie kam es zu der Idee einer aufblasbaren Rettungsboje?

Die Idee zu Restube kam mir nach einer unschönen Situation beim Kitesurfen. Damals verlor ich mein Equipment in größeren Wellen am Atlantik und schwamm eine halbe Ewigkeit in starken Strömungen zurück ans Land. Das war das erste Mal, dass ich im Wasser kurzzeitige Panik erlebte. Damals hätte ich mir ein Backup gewünscht. Im Rahmen meiner Diplomarbeit im Maschinenbau entwickelte ich dann die Idee eines möglichst kleinen Sicherheitsproduktes für Wassersportler: Restube war geboren. 2012 folgte die Firmengründung.

Warum macht ein Wasser-Airbag Sinn?

Egal, wie gut du schwimmen kannst oder wie fit du bist – Auftrieb im Wasser dabei zu haben macht immer Sinn. Denn die Gefahren im Wasser lassen sich nur schwer abschätzen. Strömungen, Wellen und Wind können dich innerhalb kürzester Zeit in eine gefährliche Situation bringen. Eine andere Person in Panik ist auch für dich eine riesige Gefahr. Eine Rettungsboje kann die meisten Situationen schnell und effektiv entschärfen und die erste Panik reduzieren, bis du wieder an Land bist oder auf dich aufmerksam gemacht hast.

Im Sommer gehört für viele das Schwimmen oder Plantschen im See, Fluss oder Meer dazu. Viele Menschen haben aber auch einfach Angst vorm Wasser.

Das ist einer der Fälle für Restube. Bei Menschen aller Altersgruppen gibt es Menschen mit Respekt vor dem Wasser. Das ist ja ganz natürlich und in vielen Fällen wie gesagt auch sinnvoll. Menschen, die sich im Wasser unwohl fühlen, sollten auf jeden Fall ihre Schwimmfähigkeiten ausbauen. Restube kann dabei sehr helfen, was einfach ein gutes, sicheres Gefühl angeht.

Warum kann man Restube nicht mit einer klassischen Rettungsboje vergleichen?

Eine klassische Rettungsboje ist groß und sperrig und wird fast ausschließlich zur Fremdrettung eingesetzt. Unsere Restube-Idee setzt aber nicht erst beim Ertrinken an, sondern bereits dort, wo Menschen im Wasser aktiv sind – im Meer, im See oder auch im Schwimmbad. Restube kannst du dir wie einen Airbag fürs Wasser vorstellen. Er ist nicht aufgeblasen so klein, dass du ihn immer bei dir tragen kannst.

Wie schützt mich Restube in einer kritischen Situation?

Wenn du dich unsicher fühlst oder in eine kritische Lage kommst, kannst du mit einem Zug am Auslöser den gewünschten Auftrieb für dich oder auch eine andere Person aktivieren. Eine CO2 Patrone bläst die Restube-Boje in Sekunden auf. Das heißt, du hast sofort erste Hilfe bei dir und muss nicht erst auf Hilfe warten.

Wer nutzt den Lebensretter im Pocketformat?

Restube ist für alle Menschen, die sich im Wasser aufhalten. Ob Familien in der Freizeit oder beim sportlichen Wettkampf. Beim Schwimmen, Wassersport, an Bord von Booten und Schiffen, auch beim Schnorcheln, Rudern oder Angeln. Aber auch Rettungsprofis – ob Wasserrettung, Feuerwehr oder Polizei – nutzen Restube für unterschiedliche Einsatzgebiete.

Interessant ist auch die Anwendung zur Bergung von Drohnen …

Drohnen stürzen öfter als man denkt über Wasser ab. Die Bergung ist in der Regel dann sehr aufwendig oder unmöglich. Restube automatic ist eine Boje speziell für Drohnen, die sich bei Wasserkontakt binnen Sekunden mittels CO2 Patrone selbst aufbläst. Der sofortige Auftrieb der Boje beträgt 7,5 kg, somit kann Restube Drohnen mit bis zu 6,5 kg Abfluggewicht gut über Wasser halten. Schwerere Drohnen können mit mehreren Restubes über Wasser gehalten werden. Immer mehr Organisationen schützen ihre Drohnen vorm Totalverlust – Rettungsorganisationen, Film-Teams mit teuren fliegenden Kameras oder auch große Forschungseinrichtungen mit Millionenschwerem Equipment an Bord.

Wie sieht es mit Kooperationen aus, beispielsweise mit der DLRG?

Wir haben bereits zahlreiche Kooperationen, darunter auch mit unterschiedlichen Ortsgruppen der DLRG, der SLRG für die Schweiz, oder etwa der BFU, der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, die unter anderem auch Präventionsinstrumente entwickelt. Zahlreiche SOS-Notrufsäulen der Björn-Steiger Stiftung am Bodensee sind beispielsweise bereits mit Restube ausgestattet.

Wir arbeiten darüber hinaus mit unterschiedlichen Herstellern für Unterwasserausrüstung zusammen, die Restube mit der Restube Ready Schnittstelle in ihr Equipment fürs Schwimmen, Freitauchen, Schnorcheln, Kiten oder Paddeln integriert. In den kommenden Jahren sollen es dutzende Markenkooperationen werden.

Restube hat schon vielen Menschen das Leben gerettet …

Über 45 Benutzer*innen haben uns bereits geschrieben, dass sie sich selbst oder anderen in bedrohlichen Situationen dank Restube helfen konnten. „Ich wäre fast nicht mehr hier“ schrieb uns eine Frau, „dank Restube habe ich jetzt wieder eine gute Zeit im Wasser.“ Wir haben ein Video von einem Fallschirmspringer bekommen, der mit einer GoPro gefilmt hat, wie er eine ungewollte Wasserlandung machte und Restube ihn vor dem Ertrinken rettete. Viele Menschen schreiben uns auch, dass sie froh sind, endlich wieder ohne Angst ins Wasser gehen zu können. Darunter ein Mann, der eine Herz-OP hatte und sich nicht mehr ins Wasser getraut hat. Er sagt heute: „Ohne Restube setze ich keinen Fuß ins Wasser, mit Restube ist es einfach entspannt“.

Dieses Jahr feiert Restube sein 11-jähriges Bestehen. Mit der Water Experience Academy habt ihr einen weiteren Schritt unternommen, um mehr Freiheit und Sicherheit ins Wasser zu bringen.

Mit der Water Experience Academy wollen wir ein vielfältiges Angebot entwickeln, damit Menschen unterschiedlichen Alters einen sicheren Zugang zu Wasser erleben und jederzeit Gefahren und Risiken erkennen können. Für den Start geht es uns vor allem um dritte und vierte Klassen. Hierzu wurde ein besonderer Aktionstag am Freiwasser entwickelt, der 2022 bereits einen sehr erfolgreichen Test-Auftakt hatte. Dazu gehören die Verbesserung der Schwimmfähigkeit sowie das Freiwasser in all seinen Facetten, zum Beispiel auch im Wassersportbereich, erlebbar zu machen und dem Ertrinken entgegenzuwirken. Positive Erlebnisse und Sicherheit im Wasser beginnen mit Schwimmfähigkeit und dem Bewusstsein, wie man sich dort verhält. Nur wenn man Spaß beim Lernen und Erkunden hat, bleibt das Gelernte im Positiven bestehen und führt zu Inspiration und Motivation, weiter dranzubleiben.

Wie läuft ein Kurs an der Academy ab?

Bei den Aktionstagen für Schüler*innen gehen wir zum Beispiel aus den klinischen Bedingungen im Hallenbad „raus in die Welt“ an einen der umliegenden Badeseen. Hier gibt es 8 Stationen, die die Kinder in kleinen Gruppen durchlaufen. Zu den Themen gehören unter anderem Wassergewöhnung, Schwimmen, Stand Up Paddeln, Sicherheit und Natur. Die Schüler*innen lernen hier in Theorie und Praxis das Freiwasser mit all seinen Facetten kennen, werden vom Draußensein begeistert und bauen so ihre Wasserkompetenz mit viel Spaß aus. Beim Testlauf 2022 war es für viele Kinder sogar das erste Mal Baden im See.

Ihr seid Mitglied im CyberForum – dabei seid ihr gar nicht „cyber“, sondern habt ein nicht-digitales Produkt. Was bringt euch die Mitgliedschaft?

Think global, act local! Ein lokales Netzwerk in der Großregion Karlsruhe ist natürlich sehr wertvoll. Die Angebote im CyberForum sind vielfältig und wir nutzen einige davon gerne. Außerdem profitieren wir von der digitalen Kompetenz für unsere Vertriebskanäle, denn jedes Produkt braucht schließlich eine digitale Welt um sich herum. Wir wollen zum Beispiel verstärkt den internationalen Markt angehen. Hier können wir das Know-how und das Netzwerk des CyberForum gut gebrauchen.

Ist Restube bald das, was der Anschnallgurt im Auto oder der Fahrradhelm ist?

Wenn man sich überlegt, dass es 30 Jahre gedauert hat, bis sich Fahrradhelm oder Skihelm durchgesetzt haben, der Gurt im Auto oder auch der Lawinenrucksack, wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis die Menschen selbstverständlich auch im Wasser ein lebensrettendes Tool nutzen. Aber für uns ist es sicher, dass Restube einfach dazu gehören wird – wenn wir jeden Tag alles daransetzen, das möglich zu machen. Wer uns auf diesem weiten Weg helfen will, kann das Thema „Sicherheit im Wasser“ einfach mal in seinem Umfeld ansprechen. Ihr werdet erstaunt sein, wie viele Geschichten man in seinem engen Umfeld hat, aber sie gar nicht kennt. Wenn man darüber nachdenkt, kommt man schnell auf die Idee, dass Restube einfach eine sehr entspannte Lösung für eine freie und sichere Zeit am Wasser ist. Wir freuen uns drauf!