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Du suchst Leute in deiner Nähe, mit denen du Spaß haben kannst? Kochen, abtanzen, Filme schauen, Sport treiben oder gemeinsam kreativ sein? Aber du weißt nicht, wie du an Kontakte kommst? Die Lösung ist eine simple App.
vamos!, die Plattform für spontane Treffen, bringt dich mit Menschen zusammen – da wo du gerade bist.

Ariane Lindemann sprach mit vamos!-Gründer Jan Hecker über die App, die jungen Leuten eine Möglichkeit bietet, mit Locals gemeinsam was auf die Beine zu stellen.

Ich bin neu in einer Stadt und kenne keine Leute. Ein Fall für vamos! ?

Auf jeden Fall. Studierende, die ihren Heimatort verlassen, kennen ja erst mal niemanden. Da kommt vamos! ins Spiel. Mit dieser App kann man gezielt Leute finden für kleine Events, ein Koch-Event, ein Beachvolleyball-Spiel oder andere gemeinsame Aktivitäten.

Wie komme ich an Locals, die meine Interessen teilen?

 Auf unserer App kannst du in einer Karte sehen, wer um dich herum in Kürze Aktivitäten oder Events startet. Voraussetzung ist das Veröffentlichen deines Profils. Interessiert dich eine Person, kannst du direkt draufklicken oder du schreibst eine Push- oder Chatnachricht und verabredest dich mit einer oder mehreren Personen. Es wird automatisch immer ein Gruppenchat erstellt, der mit einem Event verknüpft ist.

Könnte man euch mit einer Dating-App verwechseln?

In unserer ersten Version ja. Deshalb haben wir uns kürzlich einem Rebrand unterzogen und uns von SipTogether in vamos! umbenannt. Bei SipTogether waren wir entweder als Trink- oder Party-App bekannt – was nicht unbedingt schlecht ankam, weil wir da einen Nerv trafen – und auf der anderen Seite kamen wir vom Außenauftritt doch eher wie eine Dating-App rüber. Das alles passt jedoch nicht zu unserer ursprünglichen Idee. vamos! geht jetzt in die richtige Richtung. Wobei man natürlich immer Wege finden wird, auch solche Plattformen für Dating zu nutzen.

Raus aus dem Chat, rein ins Leben? Ist es das?

Ja, das ist es. Statt die Leute nur in eine Chatgruppe zu werfen und zu sagen: „Hey, macht mal Smalltalk, schreibt miteinander!“, wollen wir, dass sich Menschen mit ähnlichen Interessen finden und im echten Leben treffen. Ein Event oder eine Aktivität soll der Ankerpunkt dafür sein. Schon allein dadurch heben wir uns ganz klar von Tinder & Co. ab.

Welche Events sind besonders beliebt?

Der Partyaspekt ist immer sehr wichtig, das muss man ganz klar sagen. Aber ansonsten sind es tatsächlich auch ganz alltägliche Begegnungen, nicht die Riesenfestivals, sondern eher kleinere Treffen. In Münster, wo vamos! im Einsatz ist, hatte eine Studentin zum Beispiel ein Kleidertausch-Event hochgeladen, an dem 30 Leute teilgenommen haben. Aber es gibt daneben Aktivitäten wie Salsa tanzen, Spikeball spielen oder einfach gemeinsam ausgehen und etwas unternehmen. Die Möglichkeiten sind ja unendlich. Wenn du willst, kannst du auf diese Weise auch eine Theatergruppe in deinem Stadtteil gründen, Küchen-Partys durchführen oder Leute finden, die ein seltenes Hobby mit dir teilen.

Soziale Vereinsamung im Studium – ein großes Thema …

 Absolut. Deshalb verlegen wir uns auch zunächst auf größere Städte, denn genau dort ist es oft anonym und schwierig, Leute kennenzulernen oder anzusprechen. Gerade bei Erstsemestern ist der Wohnortwechsel ja eine große Umstellung. Viele brechen wegen fehlender sozialer Kontakte ab und gehen wieder zurück an ihren Heimatort. Das ist schade. Studium soll doch die coolste Zeit des Lebens sein.

Ein Problem vor allem für Frauen: die Privatsphäre. Den Standort teilen ist nicht ganz ungefährlich …

 Ein wichtiges Thema. Nach vielen Gesprächen mit jungen Frauen haben wir eine Funktion eingeführt, mit der man den Standort ein- und ausschalten kann, also man entscheidet selbst, ob und für wen der Standort sichtbar ist, beziehungsweise hat man auch die Möglichkeit, nur einen ungefähren Standort anzuzeigen.

Über einen Punktestand kann man außerdem sehen, wie viele Leute ich schon getroffen habe. Je mehr das sind, desto weniger lässt das auf ein Fake-Profil schließen.

Ist vamos! nicht auch für Teenies, Rentner, Alleinerziehende, Eltern oder Best-Ager interessant?

Unsere Vision ist es auf jeden Fall, irgendwann alle Generationen zu vernetzen. Wir glauben an eine Welt, in der Menschen egal welchen Geschlechts oder Alters zusammenkommen und durch gemeinsame Leidenschaften eine schöne Erinnerung haben. Auf lange Sicht wollen wir uns nicht auf eine Personengruppe beschränken. Wir wollen da hoch hinaus.

Momentan beschränken wir uns noch sowohl örtlich als auch von der Zielgruppe, weil es deutlich einfacher ist, in einem kleinen Marktsegment und nur an bestimmten Orten zu starten, statt zu breit auszurollen. Anmelden kann sich natürlich jeder.

Wo kann man vamos! aktuell nutzen?

Wir haben in Karlsruhe und Mannheim begonnen und gehen jetzt auch nach NRW, Münster, Aachen, Köln, weil es dort Ballungszentren verschiedener Studentenstädte gibt. Die Nutzermassen schwappen hier zum Beispiel von Aachen nach Köln über. Diesen Synergieeffekt machen wir uns zunutze.

Wie viele registrierte Benutzer habt ihr bereits?

Wir sind jetzt bei insgesamt mehr als 20.000 registrierten Nutzern. Aber wir verdienen damit noch kein Geld, sondern fokussieren uns momentan auf die Produktentwicklung und danach auf das Nutzerwachstum. Wir müssen unseren Nutzern erst mal einen echten Mehrwert mit unserer Plattform bieten, bevor wir damit Geld verdienen können.

Was kostet vamos!?

Für den Nutzer ist vamos! kostenlos. Unsere späteren Kunden werden dann Unternehmen sein, die dafür bezahlen, dass sie unsere Reichweite werblich nutzen – ähnlich wie das Facebook-Werbemodell: kostenlos für Nutzer, kostenpflichtig für Unternehmen.

Geplant ist dann hauptsächlich Events und Aktivitäten zu bewerben, zum Beispiel Club-Events oder auch eine Studenteninitiative, die auf ihre Aktivitäten aufmerksam machen möchte, das kann auch eine Demo sein, einfach alles, was im echten Leben stattfindet.

Um eine solche Idee zu verwirklichen, braucht es eine klare Strategie. Wie habt ihr das hingekriegt?

Als Startup ist es unglaublich wichtig, Leute zu haben, an die man sich bei diversen Fragen wenden kann. Fragen tauchen immer auf. Bei uns waren es tatsächlich strategische Fragen. Auf ein Netzwerk aus Unternehmen, Gründern und Fachleuten sollte man unbedingt zurückgreifen können. Für uns war das der CyberLab Accelerator. Hier wurde uns total viel mitgegeben, weil die Experten dort einfach sehr viel Erfahrung haben. Wie kommt man an Kunden, ohne viel manuelle Arbeit reinzustecken? Wie gestaltet man das Pricing? Wie sammelt man Geld bei Investoren ein? Das sind ja zum Teil auch nervige Themen. Da waren wir froh, dass es Leute gibt, die uns unterstützen, die das gerne machen.

Außerdem kriegt man so auch Dinge mit, von denen man sonst nie erfahren hätte, zum Beispiel von Events oder Veranstaltungen. Ich würde jedem empfehlen, bei einem Accelerator mitzumachen, auf jeden Fall!

Wie habt ihr vamos! finanziell gestemmt?

Einerseits mit einem Gründerstipendium, wo wir 1.000 Euro pro Monat bekamen und mit dem CyberLab, dem IT-Accelerator des Landes Baden-Württemberg, das uns mit seinem Angebot kostenfrei unterstützt hat. Anfang dieses Jahres kam ein Investment von Nitrado aus Karlsruhe dazu.