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Mal angenommen, ein Unternehmen streut einige hundert Marketingkampagnen im Jahr. Spätestens beim Reporting sind Vertriebs- und Supportteams auf Analysten angewiesen, die den Datenwust sichten. Oder auf Dashboards und Spreadsheets, deren Entschlüsselung mehr Fragezeichen aufwirft als klare Erkenntnisse. Lösungsansatz: Echtzeit-Daten, die jeder versteht – am besten gleich aufs Handy. Nur wie? Die Gründer von CognitX sagen: Mit den Daten sprechen. OK – let’s talk about it.

Daten sind das mächtigste Marketinginstrument eines Unternehmens. Längst werden jedoch nicht alle Daten wirklich genutzt. Liegen sie in Echtzeit vor, sind schnelle und richtige Entscheidungen die Folge. Zugegeben, das ist nicht besonders neu. Bahnbrechend ist allerdings, diese Daten in Sekundenschnelle aufs Handy zu bekommen. In einer Frage- und Antwort-Situation wie in einem Chat.

Leider sind Auswertungstabellen meist multidimensional und nur die wenigsten steigen wirklich durch

Um Kampagnen zu optimieren, brauchen Sales- und Marketingmitarbeitende unkomplizierten Zugang zu validen Werten. Nur so ist es möglich, optimale Entscheidungen für weitere Kampagnen zu treffen. Das setzt allerdings voraus, dass die Mitarbeitenden Spreadsheets und Dashboards lesen und verstehen können. Kunststück, denn leider sind Auswertungstabellen meist multidimensionaler Natur und nur die wenigsten steigen wirklich durch. Genaugenommen ist das auch nicht ihre Aufgabe.

CognitX kann man (fast) alles fragen

Die App von CognitX löst dieses Problem, indem es sich ein Tool zunutze macht, das jeder täglich nutzt: den Chat. Gent Zambaku und Co-Founderin Griselda Xhaferi kennen sich bereits aus ihrer albanischen Heimatstadt Tirana, haben gemeinsam Informatik an der TU Darmstadt studiert und arbeiteten bei Konzernen im Bereich Natural Language-Processing und Chatbot-Entwicklung. „In dieser Zeit haben wir immer wieder erfahren, dass der Zugriff auf wichtige Analysedaten eine große Hürde in Unternehmensprozessen darstellt“, sagt Gent Zambaku, Co-Founder von CognitX.ai. „Unkompliziert an eine Auswertung zu kommen, die für den Erfolg von Projekten, wie zum Beispiel Marketingkampagnen, wichtig ist, das ist für Mitarbeitende, die sich mit Datenanalysen nicht auskennen, meistens schwierig. Und schon gar nicht zeitnah möglich.“

CognitX kann natürliche Sprache sprechen, schreiben und verstehen

Griselda und Gent entwickeln eine App, die den Datenanalyse-Kosmos neu definiert. Als KI-Experten im Bereich Natural Language suchen sie nach einer unkomplizierten Lösung. Wie bei WhatsApp oder anderen Chats erfolgt die Eingabe einer Frage in natürlicher Sprache, wie bei Siri, also gesprochen oder als Text. Beispiel Marketingkampagne: „Wie viele Likes hatte die Kampagne XY? Von welcher Suchmaschine oder von welchem Social Media Kanal kamen die Besucher? Welches Medium nutzten sie?

Die Antwort kommt prompt.
„Mit CognitX können sämtliche Daten über die Kampagnen-Performance in natürlicher Sprache abgefragt und in Echtzeit beantwortet werden“, erklärt Gent die App, die in Sachen Datenverfügbarkeit und Big Data in Unternehmen durchaus in der Lage ist, einen kleinen Erdrutsch auszulösen. Und zwar längst nicht nur im Bereich Marketing und Sales. CognitX ist für alle Bereiche eines Unternehmens einsetzbar, in denen Datenmengen ausgewertet werden, um einen geschäftsrelevanten Mehrwert zu generieren.

„Das mächtige an unserer App ist die Diagnostikanalyse“

In der App bleibt es nicht bei der reinen Abfrage: CognitX gibt darüber hinaus auch Optimierungsempfehlungen ab. „Das mächtige an unserer App ist die Diagnostikanalyse. Denn drei Dinge sind für Marketing- und Sales-Abteilungen im Hinblick auf Kampagnen interessant: Was ist passiert und warum? Und was sollte man machen, um die Ergebnisse noch zu verbessern?“

Ein Feature, das frühzeitige Reaktionen ermöglicht, ist das Einrichten eines Alerts. „Der Nutzer wird beim Erreichen oder Unterschreiten eines vorher festgelegten Schwellenwertes benachrichtigt, zum Beispiel so: „Hey CognitX, bitte benachrichtige mich, wenn mein Umsatzziel von 200.000 Euro erreicht ist!“

Das Problem Datensicherheit löst CognitX über die Vergabe von Zugriffsrechten. „Wir haben die Anwendung nach Kontext, beziehungsweise nach Bereichen aufgebaut. Führungskräfte haben in der Regel den Gesamtüberblick über alle Daten, einzelne Mitarbeiter über relevante Daten ihres Ressorts.“

Als Testfeld hat sich das Gründungsteam auf den Social Media-Plattformen Facebook und Instagram ausgetobt und gezeigt, wie Angaben über Seitenaufrufe, Likes, Dislikes, Kampagnen-Performance, Steigerungsrate etc. im Chat abrufbar sind.

„Das Feedback unserer Test-User war so gut, dass wir das System nun in einen größeren Kontext einbinden und mit unternehmensinternen Daten arbeiten können. Zum Beispiel mit Datenbanken wie MySQL, Cassandra, SQL Server, Google Ads, Oracle usw. CognitX ist ein Plug-In-System, das sich die Informationen aus den verschiedenen Datenquellen holt, von ihnen lernt und sie in natürliche Sprache oder Schrift konvertiert. Momentan auf Deutsch und Englisch“, so Gent.

Gründer-Tipp: Früh mit den Kunden ins Gespräch kommen

„In der Früh-Phase macht man meistens viele Fehler. Wir haben gelernt, nicht auf das perfekte Produkt zu warten, sondern schon ganz früh Feedback von potenziellen Kunden einzuholen. Auch wenn man ein perfektes Produkt präsentiert – es wird nie hundertprozentig so sein, wie der Kunde es braucht. Deshalb unser Tipp: Von Anfang an kontinuierlich im Dialog mit der Zielgruppe bleiben.“ Für viele Gründerteams stellt es jedoch ein Problem dar, wie sie überhaupt an die potenziellen Kunden rankommen. Das Team von CognitX, das seinen Stützpunkt eigentlich in Darmstadt hat, kam über eine Empfehlung des German Trade- & Invest-Büros zum CyberLab nach Karlsruhe. „Nicht nur das Accelerator-Programm hat uns in unserem Weiterkommen extrem gepusht“, berichtet Gent. „Auch das CyberForum-Netzwerk von weit mehr als 1.000 Unternehmen war für uns eine perfekte Gelegenheit, die Connections zu nutzen, um unser Produkt vorzustellen.“ Bis Ende 2022 werden die beiden noch im Accelerator-Programm bleiben.