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Bereits zum dritten Mal ist ein umfassender Deutscher Startup Monitor erschienen – und wartet mit einigen interessanten Ergebnissen auf. Auch die Politik sollte sie zur Kenntnis nehmen

Start-ups in Deutschland sind gut im Geschäft, international aufgestellt und planen viele Neueinstellungen – das sind die wichtigsten Ergebnisse des Deutschen Startup Monitors 2015 (DSM), der rund 1000 Start-ups, 3000 Start-up-Gründer und 16.000 Mitarbeiter präsentiert. Start-ups sind nach der Definition des DSM sehr innovative und hoch ambitionierte Unternehmen – jünger als zehn Jahre und meist im digitalen Bereich tätig.

Im tatsächlichen Durchschnitt sind die Unternehmen viel jünger: 2,8 Jahre. Etwa ein Drittel der deutschen Start-ups sind in Berlin ansässig. Doch auch Bayern, Baden-Württemberg und die Metropolregion Rhein-Ruhr haben im vergangenen Jahr einige Zuwächse verzeichnen können. Neben den Bundesländern wurden vor allem Berlin, Hamburg, München, die Metropolregion Rhein-Ruhr und erstmals Stuttgart/Karlsruhe genauer untersucht.

Deutscher Startup Monitor: Deutschlandkarte mit Hauptsitz der Start-Ups
Deutscher Startup Monitor: Hauptsitz der Startups nach Bundesländern und Städten (Quelle: DSM 2015)

Deutscher Startup Monitor: Szene zufrieden und optimistisch

Überraschend ist, dass fast 90 Prozent der befragten Start-ups mit der Geschäftslage ihres Unternehmens zufrieden sind. Jedes fünfte Start-up erzielt einen Umsatz von mehr als 1 Million Euro. Auch für die Geschäftsentwicklung sind die meisten optimistisch. Dementsprechend planen sie Neueinstellungen: In den kommenden zwölf Monaten wollen Start-ups im Schnitt 8,3 Mitarbeiter einstellen, in Berlin sind es knapp 12. Schon jetzt schaffen die Unternehmen im Schnitt 17,6 Arbeitsplätze, in Berlin sogar 27,7. Hochgerechnet sind das rund 50.000 neue Stellen in Deutschland.

Die Ergebnisse des Monitors machten deutlich, dass Start-ups „nicht mehr aus Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Gesellschaft wegzudenken sind“, ist Florian Nöll, Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Startups, Initiator der Umfrage, überzeugt. 87,2 Prozent der Gründer planen, langfristig im Unternehmen zu bleiben, streben also keinen Verkauf oder Börsengang an.

Statistik über den Umsatz 2015
Umsatz im letzten vollständigen Geschäftsjahr (Quelle: DSM 2015)

Mehr als 80 Prozent der Gründer würden auch nach Aufgabe ihrer aktuellen Tätigkeit weiter einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen, hat die Studie ergeben. Das spiegelt sich auch in ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit wider, die bei Start-up-Mitarbeitern mit einem Mittelwert von 8,0 deutlich höher liegt als beim durchschnittlichen Arbeitnehmer (6,8).

International und weiblich

Nur knapp 38 Prozent der Start-ups sind ausschließlich auf dem deutschen Markt tätig, alle anderen sind bereits international aufgestellt. Drei Viertel aller Start-ups planen eine (weitere) Internationalisierung. „Wer ins Ausland expandiert, der glaubt fest an den Erfolg“, sagt Tim Dümichen, Partner der Unternehmensberatung KPMG, die den Monitor herausgegeben hat. „Dass jetzt auch rund 63 Prozent der Start-ups, die zurzeit noch ausschließlich in Deutschland aktiv sind, auf die globalen Märkte streben, ist ein gutes Signal.“

Schon jetzt haben 22 Prozent der Mitarbeiter keine deutsche Staatsangehörigkeit. Vor allem Berliner Start-ups haben einen hohen Anteil ausländischer Mitarbeiter (33,7 %). Von den Gründern stammt deutschlandweit jeder Zehnte aus dem Ausland. Bemerkenswert ist, dass mehr weibliche Gründer aus dem Ausland kommen als männliche. Insgesamt liegt der Anteil der Gründerinnen in Deutschland aber nur bei 13 Prozent. Immerhin konnte dieser Wert seit dem vergangenen Jahr ein Plus von drei Prozentpunkten verbuchen. „Deutschland ist für internationale Fachkräfte und Unternehmer ein attraktiver Standort. Sie kommen zu uns und schaffen Wachstum und Arbeitsplätze“, meint KPMG-Partner Dümichen. Dem solle Deutschland bei den Rahmenbedingungen endlich Rechnung tragen.

Teamgröße bei Start-ups
Teamgröße bei Start-ups. (Bild: DSM)

Karlsruhe und Stuttgart: Gute Unis, clevere Leute

Bei der Untersuchung der Teamquote und Teamgröße liegt die Region Stuttgart/Karlsruhe vorn: Hier gibt es die meisten Teamgründungen: 87,5 Prozent zu 12,5 Prozent Einzelgründungen. „Stuttgart und Karlsruhe sind wunderbare Regionen, um Startups zu gründen“, sagt Feliks Eyser Geschäftsführer der RegioHelden GmbH und begründet dies durch hervorragende Universitäten, die hiesige Bastler­-Mentalität und eine gewisse Sparsamkeit.

Zwar starte immer noch ein Großteil der Absolventen in Konzernen wie Daimler, Bosch oder IBM, aber auch in Baden-Württemberg wachse eine Generation heran, die sich von Großunternehmen nicht mehr beeindrucken lässt, sagt Eyser. Sein Fazit: „Schaffe, schaffe, Startup baue!“

Den vollständigen Deutschen Startup Monitor 2015 finden Sie hier.