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Im Gründerview stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende Gründerideen vor. Das Startup verlingo nutzt Künstliche Intelligenz, um Bewerbungsprozesse transparenter zu gestalten.

Für seine Idee hat das Startup erst kürzlich den Venture Capitalist First Momentum Ventures aus Karlsruhe für sich gewonnen.

Euer Startup in einem Tweet!

Das AI-Startup verlingo nutzt Machine Learning und Künstliche Intelligenz, um Bewerbungsprozesse für Bewerber und Personaler transparenter und effizienter zu gestalten. Die Vision bewerberfreundliche Prozesse mit einer schnellen und fundierten Bewerbervorauswahl zu verbinden wird so Realität.

Wie ist die Idee zu zeugnisprofi.com entstanden?

Im Jahr 2017 sind wir als Startup mit der Idee gestartet, den Umgang mit Arbeitszeugnissen zu revolutionieren. Jedes Jahr werden Millionen von Menschen anhand einer Fachsprache bewertet, die sie selbst nicht verstehen. Das ist vergleichbar mit Schulkindern, die nur mithilfe von Fachanwälten ihre Schulzeugnisse verstehen könnten.

Nachdem wir festgestellt hatten, dass keine einfache und für die Allgemeinheit bezahlbare Lösung existiert, war die Idee geboren, eine automatisierte Arbeitszeugnis-Analyse zu entwickeln. Von Anfang an war es unser Ziel, auf unserer Plattform zeugnisprofi.com, jedem Arbeitnehmer, vom Studenten bis hin zum erfahrenen Manager, die Möglichkeit zu geben, die eigene Leistungsbeurteilung richtig deuten zu können.

Wer gehört alles zum Gründerteam und wie habt ihr euch zusammengefunden?

Der initiale Impuls zur Entwicklung einer automatisierten Analyse stammt von meinem Mitgründer Stephan Akrong, mit dem ich zusammen an der Technischen Universität Hamburg Internationales Wirtschaftsingenieurwesen studiert habe. Zur Steigerung unseres Informatik-Know-hows haben wir gemeinsam unsere Fühler nach erfahrenen Informatikern in unserem Hamburger Umfeld ausgestreckt.

Dabei konnten wir unseren dritten Mitgründer Mark Sang Kähler-Boßert kurzerhand davon überzeugen, seinen Job als IT-Consultant zu kündigen und sich uns anzuschließen.

Welche Funktionen bietet die Plattform zeugnisprofi.com?

Das herausstechende Merkmal auf zeugnisprofi.com ist unsere sekundenschnelle Arbeitszeugnis-Analyse. Dabei reicht ein einfacher Dokumentenupload des Zeugnisses und in durchschnittlich 11 Sekunden liegt die Beurteilung über das Verhalten und die Leistungen in verständlicher Form vor. Dabei erhält der User, neben einer Gesamtnote, auch Teilnoten für einzelne Bereiche, wie Fachwissen, Arbeitsmotivation und Soziales Verhalten. Zusätzlich geben wir Auskunft über alle positiven wie negativen Auffälligkeiten im Arbeitszeugnis, erläutern wieso einzelne Sätze negativ gedeutet werden und zeigen konkrete Verbesserungsvorschläge an. Damit sorgen wir also für eine vollumfängliche Auswertung des Arbeitszeugnisses.

Auf der Plattform bieten wir darüber hinaus einen kostenlosen Arbeitszeugnis-Generator, Mustervorlagen für alle Zeugnisarten sowie zahlreiche Informationen zu allen Themen rund um das Arbeitszeugnis.

Warum sollten Bewerber ihre Arbeitszeugnisse prüfen lassen?

Nach einer aktuellen Studie von bitkom Research nennen Personaler mit 52% schlechte Arbeitszeugnisse nach wie vor als einen der Hauptgründe für die Nicht-Einstellung von Bewerbern.

Das bedeutet, dass Bewerber definitiv sichergehen sollten, dass die mitgeschickten Arbeitszeugnisse keine negativen Signale enthalten. Genau danach suchen Personaler, um aus einer Masse an Bewerbern zu selektieren. Besonders ärgerlich wird es, wenn negative Aussagen im Arbeitszeugnis unbeabsichtigt entstanden sind. Das Schöne an unserer Lösung ist, dass jetzt endlich jeder, ohne zeitlichen Aufwand, eine solche Überprüfung online durchführen kann.

Welche Vorteile ergeben sich für Personaler?

Wie eben bereits angedeutet, suchen Personaler nach positiven und negativen Signalen in Bewerbungsunterlagen, um schnell eine Vorauswahl der am besten geeigneten Kandidaten treffen zu können. Bei berufserfahrenen Kandidaten kommen schnell über 5 Arbeitszeugnisse zusammen.

Diese manuell zu analysieren erfordert nicht nur geschultes Personal, sondern auch einen zeitlichen Aufwand, der von den Personalabteilungen nicht mehr zu bewältigen ist. Dank unserer automatisierten Analyse können Personaler sichergehen, keine negativen Signale bei der Bewerbervorauswahl zu übersehen. Die Entscheidung wird also fundierter, bei einer gleichzeitigen Reduzierung des zeitlichen Aufwands für den Personaler.

Unsere Lösung für Personaler lässt sich übrigens durch unsere digitale Schnittstelle direkt in den vorhandenen Bewerbungsprozess des Unternehmens integrieren. Damit erhält der Personaler in seiner gewohnten Softwareumgebung und ohne Medienbruch alle signifikanten Informationen über den Kandidaten.

Auf eurer Website schreibt ihr: „Wir arbeiten im Team daran die Bewerbung der Zukunft zu entwickeln“. Wie soll diese aussehen?

Der Fachkräftemangel ist im vollen Gange. Die Besetzung von Stellen mit qualifiziertem Fachpersonal wird für Unternehmen, egal welcher Größe, immer komplizierter. Der „War for Talents“ zwingt Unternehmen dazu bewerberfreundliche Prozesse vorzuweisen und zeitnah auf Bewerbungen zu reagieren. Bislang gab es den Kompromiss für Unternehmen, entweder einen schlanken Prozess für die Bewerber ODER den Personaler anbieten zu können.

Beide Entscheidungswege bergen Nachteile: Entweder der Bewerber wird durch aufwendige und abschreckende Online-Formulare verjagt oder der Personaler muss in aufwendiger, manueller Arbeit die Bewerbungsunterlagen screenen. Deswegen haben wir unsere Lösung entwickelt, bei der Bewerber lediglich ihre Bewerbungsunterlagen auf der Website der Unternehmen per einfacher Drag&Drop-Geste hochladen müssen. Anschließend übernehmen unsere intelligenten Algorithmen, um die hochgeladenen Unterlagen zu klassifizieren, zu analysieren und die signifikanten Informationen über den Bewerber zu extrahieren.

Wir sind davon überzeugt, dass nur durch eine intelligente Automatisierung eine maximale Candidate Experience erreicht werden kann und die Personaler wieder mehr Zeit für den Menschen hinter den harten Fakten der Bewerbungsunterlagen haben.

Habt ihr als Gründerteam schon einen normalen Arbeitsalltag? Oder gibt es noch jeden Tag ein neues Erlebnis?

Jaein würde ich sagen. Klar haben sich gewisse Routinen eingestellt, die wir aber auch ganz bewusst eingeführt haben. Beispielsweise kurze morgendliche Meetings zu mehr oder weniger festen Uhrzeiten, um über den aktuellen Stand der einzelnen Arbeitspakete zu berichten. Aber natürlich agieren wir sehr flexibel auf neue Ereignisse/Erkenntnisse und entscheiden ganz spontan, was wir wann, wie und wo machen wollen. Es gibt also einen normalen Arbeitsalltag, aber dieser ist, wie es sich für ein Startup gehört, immer noch spannend und abwechslungsreich.

In welches Startup würdest du gerne mal einen Tag Einblick in den Arbeitsalltag bekommen?

Puhh, ich weiß nicht, ob ich mich hier für eins entscheiden könnte. Es wäre sicherlich spannend, in unterschiedliche Startups mal einen Blick zu werfen. Ich glaube, dass die meisten mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben, aber sicher nicht alle gleich mit diesen umgehen.

Für mich wäre es sehr interessant, sich neue Ideen und Ansätze einzuholen, wie andere mit bestimmten Situationen und dem Arbeitsalltag umgehen, aber auch zu sehen, was wir im Vergleich zu anderen besonders gut machen. Ich glaube, so könnte man viel in den unterschiedlichsten Bereichen lernen und sich gegenseitig helfen.

Dein Rat für jeden Gründer?

Sich immer wieder in Erinnerung rufen, wieso man ein eigenes Unternehmen aufbauen möchte und wieso man an die eigene Vision glaubt. Diese intrinsische Motivation ist das, was man braucht, um alle Phasen einer Startup-Gründung positiv zu überstehen.

Über verlingo

Das Hamburger AI-Startup verlingo wurde 2017 von Stephan Akrong, Philip Drengenberg und Mark Sang Kähler-Boßert gegründet und erhielt im selben Jahr das EXIST-Gründerstipendium. Bisher vertreibt es seine automatisierte Arbeitszeugnis-Analyse an Arbeitnehmer und Arbeitgeber. verlingo verfolgt die Vision, Bewerbungsprozesse für Bewerber und Personaler durch eine intelligente und gezielte Automatisierung zu vereinfachen.

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