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Im GründerView stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende Startups vor. Das Pforzheimer Startup Varomo hat einen modular aufgebaute Transportroboter entwickelt. Im GründerView spricht Thomas Link über die Geschäftsidee, Baden-Württemberg als Gründerstandort und die Zukunftspläne des jungen Teams.

Euer Startup in einem Tweet! (140 Zeichen inkl. Leerzeichen!)

Entwicklung eines modularen Transportroboters für verschiedene Anwendungen. 1. Case: Haushaltslogistik für geheingeschränkte Personen.

Was motiviert euch, selbst zu gründen, anstatt beispielsweise eine Konzernkarriere zu verfolgen?

Wie bei den meisten, ist die unternehmerische Freiheit ein starker Motivator. Wenn man ein Problem erkannt hat und damit beginnt es zu lösen, dann ist das eine tolle Sache.

Herauszufinden, wer genau die Nutzer sind, was sie tatsächlich brauchen und wie genau man das Problem für sie löst, ist eine tolle Erfahrung. Das motiviert das Team jeden Tag zu Höchstleistung. Es macht Spaß, täglich neues über die Nutzer, den Markt, die Technologie und das eigene Team zu erfahren. Durch das stetige auf und ab ist die persönliche Lernkurve eine ganz andere, als wenn man in bewährten Strukturen arbeitet. Ich denke, das kann die „klassische“ Konzernkarriere nur bedingt bieten.

Wie ist die Geschäftsidee für den mobilen Robotertisch entstanden?

Mein Mitgründer Philipp Pfundstein hatte sich am Knie verletzt und musste operiert werden. Ihm wurde vor der OP mitgeteilt, dass er mit Krücken für einige Wochen ein Problem mit dem Transport von Alltagsgegenständen haben wird. Nach ein paar Tagen kam ihm die Lösung in den Sinn: Ein altes ferngesteuertes Spielzeugauto mit einem aufgeschraubtem Holzbrett. Damit transportierte er so ziemlich alles was er brauchte durch die Wohnung.

Als er dann wieder fit war, bastelte er ein bisschen daran weiter. Auf Basis eines leicht weiterentwickelten Prototyps, habe ich dann in meiner Bachelorarbeit untersucht, ob es einen Markt für einen „fahrbaren Transporttisch“ gibt und was dieser können müsste. Aufgrund der Befragungen hat sich herausgestellt, dass es tatsächlich für sehr viele Menschen ein Problem ist, die „Haushaltslogistik“ Zuhause zu bewältigen. Aus den Erkenntnissen über die Nutzeranforderungen, entwickelten meine Kollegen Philipp (Pfundstein) und Karl(-Bang Gottlebe) zusammen die ersten richtigen Prototypen des „fahrbaren Transporttischs“.

Beim Landesfinale des Elevator Pitch 2015/16 habt ihr euren fahrbaren Transporttisch (FTT) vorgestellt. Wie habt ihr euer Produkt bis heute weiterentwickelt?

Aus dem reinen mobilen Robotertisch hat sich im Rahmen des EXIST-Gründerstipendiums ein modular aufgebauter Transportroboter entwickelt. Wir haben den FTT in diesem Zuge CAREcules getauft. Sein Name ist Programm – hilfsbereit und stark. CAREcules als Produkt besteht aus einem Basis Modul, welches der Roboter ist, und einem Aufsatz. Dieser ist mit verschiedenen Schubladen und Lagerfächern ausgestattet und höhenverstellbar. CAREcules ist somit der Container des alltäglichen Bedarfs, der einem fast alles transportiert – wir nennen das „Haushaltslogistik“. Durch aktive Nutzerumfragen konnten Funktionen erweitert und ausgeschlossen werden.

Mit der Modularität kann das Produkt später flexibel eingesetzt werden.

Drei Bücher die man nicht nur als Gründer unbedingt gelesen haben sollte?

– Kochbücher (verschiedene Autoren): von „Allerlei im Topf“ bis „Zentralasiatische Eiernudelgerichte“. Selber kochen macht Spaß, bringt Leute zusammen und ist günstiger als Essen gehen. In meinen Augen einer der besten Wege um Geld zu sparen.

– Business Modell Generation (Alexander Osterwalder): In diesem Buch geht es um die von fast jedem Startup genutzte „Business Model Canvas“. Ein klasse Tool, um kurz und vollständig Geschäftsmodelle durchspielen zu können.

– Endlich Nichtraucher (Allen Carr): Mein Mitgründer Philipp hat dank diesem Buch (Hörbuch) aufgehört zu rauchen. Scheint zu funktionieren.

Baden-Württemberg ist für Gründer…

…das, was man daraus macht. Baden-Württemberg hat alles was man als Gründer braucht. Kurze Wege, gute Hochschulen für Mitarbeiter und viele, für uns interessante, mittelständische Betriebe. In BaWü ist die Bevölkerung finanziell gut aufgestellt und zeigt auch Interesse an neuen Produkten und Technologien. Wir sind uns sicher, dass der Zugang zu Kapital hier nicht schwerer ist als beispielsweise in Berlin. Deswegen sind wir hier im „Ländle“ sehr zufrieden.

Habt ihr als Gründerteam schon einen normalen Alltag? Oder gibt es noch jeden Tag ein neues Erlebnis?

Ich glaube nicht, dass man von einem „normalen Alltag“ sprechen kann. Es sind zwar regelmäßige Team-Meetings ausgemacht, aber es kommen immer wieder kurzfristige Aktionen, bei denen schnell gehandelt und Entscheidungen getroffen werden müssen. Es gibt täglich neue Erkenntnisse oft zu (meistens positiven) „Aha-Erlebnissen“ führen. Aufgrund unseres frühen Status’ nehmen ungeplante Arbeiten wohl noch einen recht starken Einfluss auf den „normalen Alltag“.

In welches Startup würdest du gerne mal einen Tag Einblick in den Arbeitsalltag bekommen?

Ein Tag bei Elon Musik oder Jeff Bezos wäre toll. Ich denke, von denen kann man als junger Gründer sehr viel lernen.

Als Gründer ist man doch immer auf der Suche nach Kapital… Was würdet ihr mit einem Investment von, sagen wir 200.000 € machen?

Ein Großteil des Geldes würde in die Entwicklung von CAREcules fließen. Mit 200.000 € würden wir auch ein ganzes Stück weiter kommen. Die Liste ist zwar lang, aber als erstes würden wir die bewilligten Fördergutscheine des Landes BW ausreizen. Wir würden auch gerne Patente anmelden. Teamverstärkung im Bereich Elektronik und Software wäre ebenfalls hilfreich. Einfache Entwicklungen könnten fremd vergeben werden und würden somit die Geschwindigkeit erhöhen. Auf jeden Fall müssen unsere Praktikanten/Bacheloranden einen kleinen Lohn erhalten. Ohne die, wären wir wohl richtig Land unter!

Euer Startup in 5 Jahren – welche Meilensteine habt ihr euch gesetzt?

In 5 Jahren sind wir mit unserem modularen Roboter im europäischen Gesundheitswesen eine feste Größe wenn es um das Thema „Haushaltslogistik“ geht. In anderen Branchen sind wir mit unserer Technologie vertreten und expandieren stark.

Über Varomo

Wir entwickeln und vertreiben modular aufgebaute Transportroboter, die auf einem Baukastenprinzip basieren. Im Vergleich zu den Industrierobotern arbeiten wir ohne Industriekomponenten. Dadurch ermöglichen wir Anwendungen, für die Industrieroboter zu teuer sind. Mit unserem ersten Produkt „CAREcules“ ermöglichen wir eingeschränkten Menschen Zuhause wieder mehr Selbständigkeit und Lebensqualität.
www.varomo.de/

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