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Wie kann man Videokonferenzen persönlicher gestalten? Das CyberLab-Team Casablanca.ai hat sich dieser Frage angenommen und eine intelligente Lösung entwickelt. Im Interview sprachen wir mit Casablanca.ai-Founder Carsten Kraus und stellten ihm die bekannten zehn Gründerview-Fragen.

Euer Startup in einem Tweet?

Eye contact deepens human relationships: Trust, love, mutual understanding. With the magic of #AI, @Casablanca.ai brings back real eye contact to #Videoconferencing. Communication gets more real. Try now: www.casablanca.ai

Wie ist eure Geschäftsidee entstanden; was war der initiale Funke?

Zu Beginn der Pandemie fiel mir auf, wie stark mir der Augenkontakt in Videokonferenzen fehlt. Ich habe mich an ein 2019er-Paper über Fortschritte im Bereich Conditional GANs erinnert, bei dem ich damals dachte: coole Forschungsergebnisse. Aber wozu kann man das gebrauchen? Nun wusste ich, wozu. ;-)

Wie groß ist euer Team, wer gehört dazu und wie habt ihr euch gefunden?

Das Patent habe ich allein angemeldet. Inzwischen sind vier GAN-Experten mit an Bord, dazu unterstützen Vanessa und Anna aus meiner Holding. Ich suche derzeit aktiv eine:n (sehr hochkarätige:n) Co-Founder:in, zum Aufbau des Casablanca-eigenen Business Teams, da wir nach 18 Monaten Forschung demnächst den MVP launchen wollen.

Wer profitiert von eurer Idee und warum?

550 Millionen Menschen täglich machen Video-Conferencing. Augenkontakt hilft allen, ihr Gegenüber besser zu verstehen.

Wie sieht euer Arbeitsalltag – gibt es überhaupt schon so etwas wie einen „Alltag“?

Wir gehen gerade von der Forschung zur Entwicklung über. Jetzt geht es darum, aus der brillanten Kerntechnologie ein Produkt zu machen, das normale Menschen nutzen und lieben. Das meiste davon sourcen wir aus, Produktmanagement dazu mache ich zusammen mit zwei der Forscher. Unsere internen Forscher sind jetzt überwiegend damit beschäftigt, das Modell zu beschleunigen. Auf unserem 200.000 €-Rechner läuft es mit 420 fps (Videobildern pro Sekunde), auf einer üblichen Notebook-Grafikkarte ist es noch zu langsam.

Weshalb habt ihr euch für einen Accelerator wie das CyberLab entschieden?

Ich habe zwar schon einige andere Firmen gegründet (u.a. FACT-Finder), in den letzten 20 Jahren aber alles B2B und mit moderatem Wachstum, nach Überschreiten von 1 M € ARR bis max. +47 % CAGR. Casablanca als erster Anbieter auf einem Milliardenmarkt muss ganz anders agieren, um vorn zu bleiben. Im CyberLab Accelerator haben wir schon einiges Nützliches gelernt.

In welches Startup würdest du gerne mal einen Tag Einblick in den Arbeitsalltag bekommen?

Mittels einer Zeitmaschine würde ich gerne das Facebook oder Google von 2005 kennen lernen. Ein Start-up mit einem starken Communitybezug und viel Potenzial, das danach auch realisiert wurde. Außerdem würde ich gerne Richard Branson kennenlernen.

Was ist der nächste große Schritt?

Wir bringen im April den MVP auf den Markt. Dafür gibt es gerade sehr viel zu tun.

Aktuell ist zudem die Herausforderung eine:n high-End Co-Founder:in zu finden, denn ich begeistere mich mehr für Technologie und möchte nicht wieder das Business-Management aufbauen müssen wie in meinen bisherigen Firmen.

Über welche Stolpersteine musstet ihr während der Gründung steigen?

Um überhaupt Zeit für Casablanca zu haben, musste ich erst einen Exit aus meiner Hauptfirma machen. Das war unglaublich anstrengend, bis ich die Firma in gute Hände übergeben hatte. Inzwischen bin ich aber sehr froh, dass ich mich wieder neuen disruptiven Technologien zuwenden kann.

Habt ihr einen Rat/Tipp an andere Gründer?

Team und Kultur: ultra wichtig. Nur wenn Ihr Spaß miteinander habt und Euch gegenseitig inspiriert, könnt Ihr Großartiges leisten.

Über Casablanca.ai:

500 Mio. Menschen nutzen Videokonferenzen täglich. Bislang sind Videokonferenzen nicht authentisch: Weil die Kamera aus einem anderen Winkel blickt, entsteht kein echter face-to-face Kontakt – aber den brauchen wir Menschen, um Vertrauen zu bilden. Unser zum Patent angemeldetes Casablanca-Verfahren nutzt neueste KI-Technologien – GANs mit zusätzlichen Diskriminatoren –, um die Kamera virtuell hinter die Augen des Gesprächspartners zu bewegen. Voilà, der Blickkontakt ist zurück!

Casablanca.ai verschiebt die Kamera hinter die Augen des Gesprächspartners, und zwar rein durch Software. Man muss also keine neue Kamera und keinen neuen Bildschirm kaufen – und schaut sich bei Videokonferenzen trotzdem in die Augen. Dafür wird „einfach“ das Bild gedreht. In der Praxis nicht so einfach, da die Kamera manche Bereiche nicht sehen kann. Sitzt sie z.B. beim iPad auf der linken Seite des Bildschirms, ist bei einem breiten Grinsen der rechte Mundwinkel nicht von der Kamera erfasst.

Casablanca.ai besitzt ein großes Marktpotenzial, da der bestehende Markt für Videokonferenzen eine große Nachfrage aufzeigt. Zoom allein zählt im Januar 2022 1.800 Mio. Visits und Microsoft Teams zählte im April 2021 ca. 145 Mio. täglich aktive Nutzer (Vgl. statista.com). Nach Schätzungen kann die Casablanca-Technologie einem Anbieter einen 10 % – 20% Vorteil verschaffen.

Alternativ kann die Technologie in die Kamera-Schnittstellen der Betriebssysteme eingebaut werden. Dadurch kann es mit jedem Videokonferenz-System verwendet werden. 24% der befragten Nutzer waren bereit, zwischen 1€ und 3€ monatlich zu bezahlen, wenn sie ihren Gesprächspartnern authentisch in die Augen schauen können. Bei z.B. 100 Mio. Casablanca-Nutzern ergäbe sich ein Umsatz von 1,2 bis 3,6 Mrd.€ jährlich.