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Im GründerView stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende Startups vor. Idana ist eine Software, die bereits vor dem Arztgespräch eine krankheitsspezifische Anamnese via Tablet erhebt. Im Interview sprach ich mit Lilian Rettegi über die Vorteile einer digitalen Anamnese.

Euer Startup in einem Tweet! (140 Zeichen inkl. Leerzeichen!)

Idana erhebt selbstständig und intelligent die Krankheitsgeschichte von Patienten und unterstützt so die Arzt-Patienten-Kommunikation.

Wer oder was inspirieren Euch?

Wir uns gegenseitig. Viele unserer persönlichen Inspirationen holen wir auf unseren vielen Reisen von den unterschiedlichen Gesprächspartnern ein und teilen sie stets miteinander. Außerdem inspirieren uns Start-Ups, die Ideen effizient und unkompliziert umsetzen. Der Umstieg auf eine neue Technologie ist immer ein Hindernis, und je einfacher das System zu bedienen ist, desto erfolgreicher verbreitet es sich. Dieses Konzept gehört auch zum Erfolgsrezept des Silicon Valleys. Medizinische Software hingegen ist oft noch zu kompliziert – hier sehen wir durchaus ein Optimierungspotenzial.

Drei Bücher die man nicht nur als Gründer unbedingt gelesen haben sollte?

• Als Mediziner (aber auch Nichtmediziner): House of God – Samuel Shem
Eine brutal ehrliche Schilderung von absurden Tragödien und gelegentlichen Triumphen in einem Krankenhaus. Der alltägliche Wahnsinn, den jeder Mediziner nur zu gut kennt. Ein Buch das über 30 Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch aktuell ist.

• Als Gründer (aber auch Nichtgründer): Losing my Virginity – Richard Branson
Die Geschichte eines jungen Unternehmers, der über alternative Wege ging und große Risiken auf sich nahm, um das zu erreichen, was er wollte.

• Als Mensch: Blumen für Algernon – Daniel Keyes
Dieses Buch übermittelt die Nachricht, dass Menschlichkeit nicht daran gemessen wird, wie intelligent wir sind, sondern vielmehr an unserer Großzügigkeit, Liebe und Interaktion mit anderen. Eine zutiefst traurige und zugleich wunderbare Geschichte.

Was motiviert euch, ein eigenes medizinisches Produkt zu entwickeln, anstatt beispielsweise eine Konzernkarriere zu verfolgen?

Wir haben ein Problem festgestellt, das uns und die allermeisten unserer ärztlichen Kollegen ständig plagt, aber wofür noch keine gute Lösung gefunden wurde. Deshalb wollten wir selbst eine digitale Lösung entwickeln, die medizinische Prozesse vereinfacht, die Arzt-Patienten-Kommunikation verbessert und so mehr Zeit für Medizin schafft. Außerdem treibt uns der Wunsch nach Autonomie und finanzieller Unabhängigkeit und das Bedürfnis etwas Neues, Eigenes aufzubauen, ständig an.

Über welche Stolpersteine musstet ihr während der Gründung steigen?

Die Suche nach einem passenden dritten Gründer gestaltete sich besonders schwer. Man muss vorsichtig sein, mit wem man zusammen diesen großen Schritt der Unternehmensgründung geht. Vor allem das Bauchgefühl muss stimmen, denn schließlich verbringt man die kommenden Jahre nach Gründung sehr eng miteinander und muss gemeinsam schwierige Entscheidungen treffen. Dabei sollte man sich im Gründerteam gut verstehen und einen gemeinsamen Konsens finden.
Das Besondere an der Anamnesesoftware „Idana“ ist, dass Patienten einen digitalen Fragebogen zu ihren Symptomen vor dem Arztgespräch ausfüllen können. Wie detailliert und krankheitsspezifisch sind diese Fragen?

Wir entwickeln für jedes Krankheitsbild eigene Fragebögen, die sich an den offiziellen Leitlinien orientieren. Dort sind Vorgaben aufgeführt, welche Aspekte abgefragt werden müssen, um die richtige Diagnose stellen zu können und gefährliche Verläufe rechtzeitig zu erkennen. Durch einen modularen Aufbau kann der Umfang aber auch an die verfügbare Zeit angepasst werden. Dadurch ist das System so gut wie möglich auf den Patienten zugeschnitten. Dieses Konzept gibt es bisher noch nicht auf dem Markt.

Kann der Fragenkatalog auch bei der Verlaufskontrolle genutzt werden?

Unbedingt. Idana bietet speziell für die Verlaufskontrolle zugeschnittene Fragebögen an, denn die Erhebung einer Erstanamnese gestaltet sich anders als die einer Verlaufskontrolle. Die Entwicklung dieser Inhalte erfordert ärztliche Expertise, die wir selbst, aber auch die erfahrenen Ärzte mit einbringen, die mit uns kooperieren. Wir legen viel Wert auf qualitativ hochwertige und evidenzbasierte Inhalte. Wenn der Arzt es möchte, kann er über unseren Editor auch eigene Fragebögen in das System einspeisen.

Beim Landesfinale des Elevator Pitch BW 2016/17 habt ihr den 2. Platz belegt. Was habt ihr Euch für die Zukunft vorgenommen? Wo seht ihr Euch in einem Jahr?

Wir werden Idana noch in diesem Jahr mit einem ersten Inhaltspaket für die Kardiologie veröffentlichen und vertreiben. Wir sind derzeit auf der Suche nach einem Seed-Investment, um ein Marketing- und Vertriebsteam aufzubauen und unsere Technologie weiterzuentwickeln. In diesem Jahr wollen wir unsere ersten Kunden bedienen, die bereits in den Startlöchern stehen. Außerdem werden wir zeitnah Idanas Nutzen in einer klinischen Studie in der Uniklinik Freiburg validieren.

Euer Rat an angehende Gründer?

• Die Anfangsphase gestaltet sich für Gründer besonders schwierig. Man muss austarieren, wie man im Team zusammenarbeitet. Nehmt euch regelmäßig die Zeit, im Team miteinander zu sprechen und festzuhalten, ob die Entwicklung für alle in die richtige Richtung geht.

• Die Suche nach Kapitalgebern nimmt viel Zeit in Anspruch. Seid euch darüber im Klaren, dass einer aus eurem Team damit vermutlich in Vollzeit beschäftigt sein wird.

• Lasst euch von Niederlagen nicht zurückwerfen. Nicht jeder wird eure Begeisterung für eure eigene Idee teilen und ihr werdet euch mit Kritikern auseinandersetzen müssen. Seht dies als Chance, eure Idee und euer Produkt zu verbessern.

Baden-Württemberg ist für Gründer…

Ein guter Startpunkt. Es gibt eine anschauliche Gründerszene (Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart). BW ist ein wirtschaftlich starkes Land mit vielen Fördermitteln. Gleichzeitig gibt es viel Raum für Ideen, da hier im Vergleich zu Ballungszentren wie Berlin, Hamburg und München erst wenige Startups unterwegs sind.

Über Idana

www.idana.de
Die Anamnese stellt die wertvollste Informationsquelle in der Medizin dar. Die mündliche Erhebung und manuelle Dokumentation ist jedoch zu zeitaufwändig. Mit Idana erhalten Patienten im Wartezimmer auf einem Tablet oder ihrem mobilen Gerät einen spezifisch auf den Besuch zugeschnittenen Anamnesefragebogen. Idana generiert eine Zusammenfassung, mit der sich Ärzte effizient auf das Gespräch vorbereiten und signifikant Dokumentationsarbeit einsparen können.

Dein StartUp im GründerView? Mail an gedeon(at)techtag.de